Tag 15 – Pico Ruivo

Zum Frühstück toastet Freddy V. heute Vollkorntoast. Weil wir kein anderes bekommen haben. Aber er macht das wieder vorbildlich ohne Murren. Mura macht heute den großen Semmel-Vergleichstest. Als Kandidaten stehen „Papo Seco LS“ und „Pao Padeirin AT“ fest. Testsieger wurde Pao Padeirin AT. Mit österreichischen Semmeln können aber beide nicht mithalten.

Der Parkplatz ist kaum bekannt.

Mura testet danach noch den Pool. Er wird langsam annehmbar. Der Pool, nicht der Mura. Weil heute wieder Montag ist, kommt heute wieder der Putztrupp. Daher räumen wir wieder den Müll in die Tonnen und räumen den Geschirrspüler ein. Weil wenn es zu schrecklich ausschaut, kommen die vielleicht nie wieder.

Militärradar

Dann wird losgefahren. Am Programm steht der PR1, also der erste Wanderweg von Madeira. Am Beginn dieses Weges gibt es auch Mura-kompatible Wege. Zuerst wird aber natürlich wieder zum Hafen gefahren. Diesmal wird nicht nur die Holländerin abgeholt, sondern auch Jenaya aus Hawaii. Kontakte nach Hawaii sind wichtig, weil das ja auch noch auf unserer Todo-Liste steht.

Gleich bei der Ankunft am Parkplatz sehen wir, dass wir wieder einen echten Geheimtipp gefunden haben. Schon ein paar hundert Meter vor dem Parkplatz parken die Autos neben der Straße. Am Parkplatz stiegen ICBeter, Samantha und Jenaya aus, während Mura einen Parkplatz sucht. In einer Nebenstraße gibt es einen Kreisverkehr, wo die Autos nur in der Außenseite parken. Auf der Innenseite parkt noch kein einziges Auto. Das ist seine Chance. Ganz nach madeirischer Art stellt er das Auto einfach dort ab, wo es Platz hat.

Die anderen drei gehen zum Pico Ruivo. Die Tour soll laut Internet 4 Stunden dauern. Zuerst geht es begab. Startpunkt ist nämlich der dritthöchste Gipfel Madeiras, der Pico do Arieiro. Weil es so steil ist, geht es in Stufen runter. Den Weg zu verfehlen ist unmöglich. Man muss einfach nur der Prozession der Wanderer folgen. Auch wenn man den weiteren Verlauf des Weges sehen will, braucht man nur schauen, wo sich die Karawane entlang bewegt.

Nach ca. 300 Hm Abstieg kommt dann ein schönes Stück gerade Strecke. Immer wieder gesichert von Stahlseilen links und rechts. Wenn gar nichts mehr anders geht, ist ein Tunnel gegraben worden. Davon gibt es drei. Die sind finster und nass, es ist von Vorteil wenn man eine Taschenlampe mithat. Oder halt ein Handy mit Licht.

Der Weg ist fast immer so breit wie eine Person. Da es sich aber nicht um eine Einbahn handelt, gehen die Leute auf dem Weg in beide Richtungen. So muss alle paar dutzend Meter stehen geblieben werden, um ein paar Leute vorbeizulassen. Manchmal wird man auch selbst vorbeigelassen. Jedenfalls haben wir „Danke“ in mindestens 8 verschiedenen Sparchen gelernt.

Etwa in der Mitte des Weges gibt es eine etwas weitere Fläche, die die meisten Wanderer für eine Pause benutzen. Sie setzen sich her, genießen die Aussicht und die Stille, die nur durch das Zwitschern der Vögel das Surren der Drohnen durchbrochen wird. Auch wir legen eine Trinkpause ein.

Dann beginnt der Anstieg zum Pico Ruivo. Weil er so steil ist, geht es größtenteils in Stufen rauf. Meistens Stufen, die in den Boden geschlagen wurden. Wenn es aber noch steiler wird, geht das aber nicht mehr und es müssen Metallstiegen her. Haben wir schon mal erwähnt, dass in Madeira alles steil ist? Kurz vor der Hütte treffen wir zwei rastende junge Wanderer, aus deren Rucksack unüberhörbar deutsche Rapmusik ertönt. Das ist kein Handy, sondern mindestens ein mittlerer Ghettoblaster da drin.

Damit auch jeder, der vorbei geht etwas davon hat. So viel Selbstlosigkeit ist einfach verblüffend. Wir gehen schnell weiter, um außer Hörweite zu kommen, was gar nicht so einfach ist. Bei der Hütte machen wir kurz Pause. Das war ein Fehler, denn die Ghettoblaster-Deutschen holen dadurch auf und sind wieder in Hörweite.

Also lassen wir ihnen ein paar Minuten Vorsprung. Dann geht der finale Anstieg zum Gipfel los. Weil er so steil ist, ist er größtenteils mit Stiegen ausgebaut. Leider sind unsere deutschen Freunde unterwegs müde geworden, sodass wir sie wieder einholen. Wir gehen schnell weiter, um außer Hörweite zu gelangen. Das ist bergauf nochmal schwerer.

Schließlich kommen wir am Gipfel an. Aber nicht nur wir, sondern auch die Wolken. Man sieht erst einmal gar nichts. Also setzen wir uns mal hin und warten ab. Zur Unterhaltung der Touristen gibt es hier eine Katze. Aber nicht eine faule schlafende wie am PR11, sondern eine die herumläuft und für Fotos posiert. Als wir schon wieder gehen wollen, beginnen die Wolken langsam aufzureissen. So kann abwechselnd doch in alle Richtungen ferngesehen werden.

Was ich in den Bergen am meisten liebe, sind Stille und Einsamkeit.

Inzwischen sind auch die Deutschen heraufgekommen, aber scheinbar ist ihnen im Ghettoblaster die Batterie ausgegangen. Das Schicksal ist gut zu uns. Dann geht es wieder an den Abstieg. ICBeter stellt fest, dass dort, wo er die Wanderstöcke abgestellt hat, keine Wanderstöcke mehr stehen. Sicherheitshalber wird nochmal der Gipfel und die Aussichtsterrasse abgesucht, aber Stöcke tauchen keine mehr auf.

Also wird wohl oder übel der Abstieg ohne angetreten. Am Rückweg gibt es fast keinen Gegenverkehr mehr. Schneller geht es aber trotzdem nicht. Weil die Wege überraschenderweise genauso steil sind wie am Hinweg, kackt ICBeter bergauf ohne Stöcke immer mehr ab und die Mädels müssen immer wieder warten.

Genauso wie Mura, der inzwischen beide kurze Wege erledigt hat. Als er zum Auto zurück kommt, ist die komplette Innenspur des Kreisverkehrs verparkt. Er war wieder mal Trendsetter. Auf diesem Gipfel ist auch eine Radarstation des portugiesischen Militärs postiert. Die wird offenbar gerade abgebaut, dabei kann man von außen zusehen.

Für nomale Stiegen leider zu steil

Schließlich kommen die drei doch noch an. Die Wanderung hat 6 Stunden gedauert. Muras Handy-Akku ist fast leer. Sogleich wird wieder runter nach Funchal gefahren. Der Vorteil der langen Wanderung ist, dass nun schon Dinnertime ist und alle Hunger haben. Also wird das Auto wieder in das Parkhaus bei der Seilbahn gestellt und in das Restaurant-Gassl gegangen.

Wir kommen wieder bei dem Lokal vorbei, wo wir das letzte Mal gegessen haben. Die Kellnerin grüßt alle freundlich so wie alle anderen Passanten. Erkennen tut sie aber nur ICBeter. Es kann halt nicht jeder einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Gewählt wird diesmal ein anderes Lokal. Gleich daneben geht eine einspurige Straße hinunter, die das Gassl kreuzt. Während die Passanten gemütlich die Gasse entlang schlendern, rasen dort die Autos runter. Dass dort nicht jeden Tag ein Passant stirbt, ist ein Rätsel.

Taskforce Pico Ruivo

Wir erfahren, dass Jenaya in Hawaii ein Restaurant und ein Hostel betreibt. Falls wir es doch einmal dorthin schaffen sollten, werden wir das Restaurant besuchen. Was das Hostel angeht, ist bei Mura noch etwas Überzeugungsarbeit notwendig. Trotz Muras Gräten-Erlebnis kürzlich im Restaurant bestellt ICBeter Degenfisch mit Banane. Das klingt komisch, ist aber so. Es ist eine Spezialität aus Madeira.

Gipfelkatze. Warum gibt es sowas bei uns nicht?

Nach dem Essen wird heimgefahren. Weil es schon spät ist, wird der Tag bald für beendet erklärt.

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