Weil die Reise heute weiter geht, heißt es wieder früh aufstehen. Um 0600 läutet der Wecker. Tamis Handywecker weckt auch gleich das nächste und übernächste Zimmer auf. Die freuen sich bestimmt, denn jetzt brauchen sie keinen eigenen Wecker. Dann gibt es ein Hotelfrühstück. Aber ohne Freddy ist das nicht das gleiche.
Der hiesige Toaster schmeißt die halbfertig gemachten Toasts lieblos hinunter. Man merkt, dass er ein Fließbandarbeiter ist, der nur seinen Job macht. Das wird in Flores hoffentlich besser. Weil uns auf Pico die gute Wurst übrig geblieben ist, haben wir sie mitgenommen. Die können wir jetzt essen. Die ist besser als die Frühstückswurst. Es gibt auch eine Pancake-Maschine, die Mura testen muss. Angeblich muss man winken, und die Maschine startet.
Es geht aber nicht. Daher muss man sich die Sache genauer ansehen. Mal schauen, ob man das Cover der Maschine abnehmen kann. Kann man. Darunter taucht eine Tastatur auf. Da drückt Mura mal ein paar Tasten und schon legt die Maschine los und spuckt zwei Pancakes aus. Ein großer Schritt in Richtung Weltherrschaft.
Ganz durch sind die Dinger nicht. Da müsste man noch optimieren, aber so lange sind wir leider nicht da. Also wird das Projekt Frühstück beendet. Mura hat dem Taxler von gestern gesagt, er soll heute um 0800 da sein. Es wird spannend, ob er da ist. Schwer beladen mit allen Koffern geht es runter. Das Taxi ist tatsächlich da! Das ist schon ein wenig verdächtig.

Die Fahrt zum Flughafen dauert nur 10 Minuten. Es gibt 6 Checkin-Schalter. Nummer 2 ist besetzt. Mit dem Checkin für Lissabon. Das ist subopimal, weil wir dort nicht hin wollen. Am Bildschirm steht, dass Flores am Schalter 4 eingecheckt wird. Der ist leer. Jetzt ist guter Rat wieder teuer. Also einfach bei Lissabon anstellen.
Nach ein paar Minuten kommt dann eine Mitarbeiterin und setzt sich auf Schalter 4. Das ist ein gutes Zeichen. Tatsächlich ist es der Schalter für Flores. Mura wird angeboten, dass auch sein kleiner Koffer eingecheckt wird. Kostet nix extra. Also riskiert er es. Bei der Security sind wir gleich dran. Während der Wartezeit am Gate (es gibt nur eines) können wir die Securtiy beobachten.
Die meiste Zeit sitzen sie herum und warten, dass jemand kommt. Burnout bekommt hier keiner. Langsam, aber stetig füllt sich das Gate dann doch. Irgendwann geht dann auch an der Landebahn das hektische Treiben los. Soll heißen, ein Followme-Auto fährt einmal die Landebahn auf und ab. Dann zeigen sich sogar Leute in Warnwesten draußen.

Es wird offenbar erst. Ein Flugzeug ist im Anflug! Das Followme fährt schon wieder hin und her. Dann fliegt tatsächlich eine Dash 8 daher und landet. Direkt vor dem Gate bleibt sie stehen. Man merkt, wie sich die Arbeiter freuen, dass es wirklich was zu tun gibt. Gepäckwagen, Stromwagen, alles da. Inzwischen ist das Gate komplett gefüllt mit reisewütigen Passagieren.
Schon geht das Boarding los. Wir müssen natürlich wieder hinten einsteigen. Reihe 15 von 21. Das Flugzeug ist praktisch voll. Es gibt nur einen einzigen freien Sitzplatz. Der neben Mura. Scheinbar ist er bei der Fluglinie schon bekannt und neben seinem Sitzplatz taucht im Computer sofort ein rotes X auf. So kann er wieder Businessclass fliegen.
Lange kann er sich daran aber nicht erfreuen, denn schon kurz nach dem Steigflug beginnt der Sturzflug – ah – Sinkflug. Die Kiste landet am Flughafen von Santa Cruz (also Heiligenkreuz). Flughafen ist vielleicht etwas übertrieben. Flugplatz passt hier besser. Vielleicht ist sogar Wr. Neustadt ein größerer Flugplatz. Neben der Landebahn ist ein Platz, auf dem zwei Flieger parken können.

Wenn jemals zwei gleichzeitig da sein sollten. Von dort sind es 50 Meter zu Fuß zum Terminal. Nach ein paar Schritten ist man beim Baggage Claim. 20 Koffer passen vielleicht gleichzeitig auf das Band. Man kann auch zuschauen, wie die Arbeiter die Koffer aufs Band legen. Zuletzt kommen unsere. Als Mura seinen vom Band nimmt bleibt es stehen. Wahrscheinlich bis am Abend oder so.
Bei den Autovermietungen gibt es zwei Schalter. Einer, vor dem 4 Leute stehen und einer, vor dem niemand steht. Unsere Vermietung ist beim ersten. Eh klar. Inzwischen können wir belauschen, wie einem Touristen im Tourismusbüro erklärt wird, welche Tage demnächst schön genug für Aktivitäten sein werden. Letztlich kommen wir dran.
Zur Auswahl stehen ein Dacia und ein Nissan Juke. Ersteres ist Muras Hauptfeind auf dieser Reise geworden. Also nimmt er den Juke. Die Formalitäten sind rasch erledigt. Draußen vor der Tür warten wir auf den Mitarbeiter. Er kommt mit einem Dacia daher. Wir haben aber einen Nissan-Schlüssel. Die Sache ist aber schnell aufgeklärt. Der Juke steht auf einem anderen Parkplatz. Mura wird dort hin gebracht und kommt dann damit wieder zurück.

Als er in die Karre einsteigt und die paar hundert Meter zum Flughafen zurück fährt, tut ihm schon alles weh. Also versucht er sein Glück und geht nochmal zum Schalter, ob nicht doch ein größerer Wagen da ist. Am Parkplatz hat er nämlich einen erspäht. Die Mitarbeiterin ist ihm scheinbar gewogen. Vielleicht, weil sie am gleichen Tag geboren ist, wie er. Also bekommt er einen Quashqai. Der ist zwar heute von jemand anderem reserviert, aber der ist bis jetzt nicht gekommen. Der Aufpreis beträgt 60 €. Für die ganze Woche.
Mit Quashqai kennen wir uns jetzt schon aus. Wir hatten auf Sao Miguel schon einen. Und dieser hat sogar Automatik! Kein wildes hin- und herschalten auf den Bergstraßen mehr. Und wir wissen schon auswendig, wie wie den mit unseren Koffern beladen. Ein Problem wäre gelöst. Das nächste Problem ist, dass wir ein paar Stunden totschlagen müssen, bis wir das neue Haus beziehen können.
Also wird zuerst einmal ein Geschäft gesucht, um Getränke für die nächsten Stunden zu kaufen. Dann wird die Fahrt zu unserem Haus in Angriff genommen. Es liegt ganz auf der gegenüber liegenden Seite der Insel. Wir geben einen Umweg ins Navi ein, damit wir an der Küste entlang fahren können und damit Zeit schinden können.

Es ist bewölkt, aber trotzdem werden alle Miradouros abfotografiert. Viel zu früh kommen wir an. Das Haus ist schnell gefunden, denn wir haben Fotos davon. Nur rein können wir nicht. Also wird erst mal die Umgebung erkundet. Faja Grande ist die westlichste Ortschaft Europas. Die Insel Flores liegt so weit westlich, dass sie auf der nordamerikanischen Platte liegt. Wir sind geologisch gesehen also schon in Amerika.
Als erstes finden wir einen Laden mit angeschlossener Bar. Der Laden ist… überschaubar. Links und Rechts Regale und in der Mitte Tiefkühltruhen. Die sind aber leer. Die Truhe mit dem Eis ist auch leer. Das ist ganz schlecht. Brot gibt es keines mehr. Also setzen wir uns mal an die Bar. Die hat immerhin bis 1400 geöffnet. Bier gibt es in Flaschen von ca. 0,15 Litern.
Cola Zero gibt es nicht. Dann geht es weiter. In der selben Gasse gibt es ein Cafe. Dort gibt es Bagles mit allerlei Inhalt zum Mittagessen. Das ist hier aber kein so ein Sündenpfuhl wie die Bar, deshalb gibt es kein Bier. Auch sonst keinen Alkohol. Cola Zero auch nicht. Das Cafe hat sogar bis 1500 offen. Da kann man nicht meckern. Und die Bagles sind sogar gut.

In der gleichen Gasse steht ein riesiger Stromgenerator. Offenbar ist das Dorf vom Stromnetz getrennt, denn auf den Strommasten arbeiten Leute. Den Generator hört man bis zu unserem Haus. Mal sehen, ob der die ganze Nacht durchlaufen wird. Dann geht es zurück zum Haus. Da kommt uns gerade eine Frau entgegen, die uns fragt, ob wie die Mieter sind.
Seltsam, wie sie uns als Touristen identifizieren konnte. Sie muss ein besonderes Auge dafür haben. Es gibt drei Schlafzimmer. Das ist bei drei Personen ziemlich praktisch. Außerdem zwei Badezimmer. Und in jedem Badezimmer ist eine Doppeldusche. Also zwei Duschen gegenüber. Es könnten also vier Leute gleichzeitig duschen!
Das ist wahrscheinlich ein weltweites Alleinstellungsmerkmal dieses Hauses. Auf dem Haus drauf ist eine Terrasse, die über die gesamte Fläche geht. Da kann man eine Terrassenparty für 30 Leute schmeißen. Nachdem alle Koffer rein geschleppt wurden, muss das Projekt Einkaufen angegangen werden. Der Laden nebenan ist nicht wirklich eine ergiebige Quelle.

Also wird ein echter Supermarkt herausgesucht. Da sind nur 20 Minuten zu fahren. Mit unserem Automatik-Qashqai kein Problem. Das ist der größte und beste Supermarkt auf der Insel. Man darf sich den trotzdem nicht so groß vorstellen, wie einen der 10 Supermärkte in Eisenstadt. Oder in anderen Großstädten. Aber es gibt halt ein paar Regalgänge, durch die man gehen kann. Die Betreuerin hat uns erzählt, dass heute das Schiff mit den frischen Waren gekommen ist. Das kommt nur einmal die Woche. Darum sind wahrscheinlich so viele Leute da.
Ein Einkaufswagen wird bis zum Rand angefüllt, denn jeden Tag können wir hier nicht herkommen. Der Einkauf kostet eine neue Rekordsumme für diese Reise. Dann wird schnell heim gefahren, damit das viele Eis nicht schmilzt. Daheim öffnet ICBeter das Büro auf der Terrasse. Rund 100 m² Platz zum Blog schreiben. Immer unter der dezenten Geräuschkulisse des Generators.
Irgendwann wird es dann zu kühl und es wird nach unten verlegt. Dort fällt dann der Strom aus. Das ist ein gutes Zeichen. Denn das kann nur bedeuten, dass der Generator abgeschaltet wird. Nach kurzem Warten geht der Strom tatsächlich wieder an und der Generator aus. Wieder ein großer Schritt in Richtung Weltherrschaft.

Die Freude darüber macht hungrig. Also wird essen gefahren. Mura hat zwei Restaurants in Faja Grande ausfindig gemacht. Die Chance, geöffnet zu haben, ist bei beiden 50 %. Ergibt insgesamt 100 %. Dass diese Rechnung absolut korrekt ist, beweist die Tatsache, dass das erste geschlossen und das zweite geöffnet hat.
Und in diesem gibt es sogar noch einen freien Tisch. Dass wir nicht zu früh gekommen sind, zeigt, dass sich das Lokal mehr und mehr füllt. Als einziges offenes Lokal ist es vermutlich der zentrale Treffpunkt für die Bevölkerung. Wahrscheinlich haben wir alles durcheinander gebracht. Es kommt vermutlich jeder an einem anderen Tag zu einer bestimmten Zeit hier her. Und wir besetzen jetzt einfach zusätzlich einen Tisch…
Als alle satt sind, fahren wir wieder ab. Es warten schon einige Leute auf einen freien Tisch. Nachspeise gibt es zu Hause aus dem Tiefkühlfach. Damit hat der dritte Urlaub offiziell begonnen und der Tag kann für beendet erklärt werden.