Dia 18 – Lagoa Funda

Um 0730 sind wieder mal alle wach. Das erste Frühstück auf Flores steht an. Gestern wurde im Supermarkt richtiges Brot gekauft. Also so dunkel mit Rinde, wie in Österreich. Im Ausland ein seltenes Gut. Deshalb werden die Toasts für später aufgehoben. Der neue Toaster hat also noch keinen Einsatz. Wir sind schon sehr gespannt, wie gut er toasten wird und welchen Namen wir ihm geben werden.

Das Brot kann geschmacklich zwar nicht ganz mit dem heimischen mithalten, aber es ist schon ein ganz guter Versuch. Als Special gibt es heute Miesmuscheln in Öl. Auch Wurst ist genug da, wir haben für viele Tage eingekauft. Es gibt sogar Messer, die nicht nur warme Butter, sondern auch Paprika schneiden! Solche Kleinigkeiten im Leben lernt man erst zu schätzen, wenn man längere Zeit darauf verzichten musste.

Lagoa Funda

Z. B. als Tourist bzw. Entdecker. Überhaupt müssen sich die Entdecker dieser Insel so ähnlich gefühlt haben wie wir. Kaum offene Restaurants, keine gute Supermarkt-Infrastruktur, keine Autobahnen, die Wanderwege schlecht markiert (das war jetzt ein Spoiler – sorry). Aber das waren vermutlich ähnlich harte Typen wie wir.

Dann geht es an den Tagesplan. Plan A ist, bis zu jenem Punkt zu wandern, an dem man den westlichsten Punkt Europas sieht. Das ist ein Fels mitten im Meer. Muras Vorsatz ist, nur genau so weit zu marschieren, bis dieser Fels zu sehen ist. Bei genauerer Recherche in Google Maps wird herausgefunden, dass der Fels, den wir von unserem Haus aus sehen können, genau jener ist.

Lagoa Rasa

Also hat Mura sein Tages-Soll erfüllt und setzt sich zufrieden an sein Notebook. Plan B ist, zu einer Wanderung beim Lagoa Funda aufzubrechen. Tami und ICBeter gehen diesen Plan an. Wieder werden ins Navi nur die Koordinaten des Startpunktes eingegeben. Die Fahrt dorthin ist kurz. Wie alles auf dieser Insel, mit Ausnahme der Fahrt in den Norden. Da gibt es nämlich keine direkte Straße aus dem Westen. Wegen Berg und so.

Als das Navi dann sagt, sie haben ihr Ziel erreicht, ist dort nur ein Feldweg zu sehen, aber keine Anzeigetafel, wie es bei Wanderwegen auf den Azoren üblich ist. Auch keine Markierung weit und breit. Also wird mal kurz umdisponiert. Die Miradouro-Runde, die nach der Wanderung geplant war, wird vorgezogen. Eine kleine Bergstraße führt hinauf. Die hat zwar gelegentlich Schlaglöcher, wir fühlen uns aber noch nicht wie der Typ, der mit dem Mietwagen zu Sete Cidades rauf gefahren ist, wo wir mit den Buggys waren.

Lagoa Funda und Lagoa Rasa

Der erste Miradouro ist genau zwischen dem Lagoa Funda und dem Lagoa Rasa. Also ein Zwei-Seen-Aussichtspunkt. Die Seen sind gut zu sehn. Wolken werfen halt einen großen Schatten auf sie. Von dem Chinesen bei Boca Inferno haben wir gelernt, dass man bei suboptimaler Sicht einfach so lange warten soll, bis es besser wird. Und tatsächlich kommt ein großes Wolkenloch und die Seen sind im Sonnenlicht zu sehn.

Dann kommt so eine Glücksbrunzerin daher, steigt aus dem Auto aus und hat sofort die beste Sicht nach unten. Ohne sich das – so wie wir – mühsam erarbeiten zu müssen. Dann geht es weiter. Der nächste Miradouro hat keinen Parkplatz. Er ist direkt neben der Straße. Wir bleiben einfach auf der Straße stehen. Jeder, der vorbeikommt, kann ja locker vorbei fahren.

Miradouro 1

Die Sicht ist noch schlechter, als am Anfang beim ersten Miradouro. Eher so wie in Boca Inferno. Nebel. Aber wieder denken wir an unser großes Vorbild, den Chinesen. Und nach einer Viertelstunde, die wir zum Glück im warmen Auto verbringen können, klart es auf und lässt 5 Minuten lang Fotos zu. Andere Autos sind keine vorbei gekommen.

Am höchsten Punkt der Straße versuchen wir unser Glück nochmal. Nach 20 Minuten geben wir aber auf, denn der Nebel ist diesmal zu hartnäckig. Offenbar aber nur an diesem einen Punkt, denn etwas weiter unten ist die Sicht wieder perfekt. So werden dann noch einige Punkte absolviert. Als die Runde um die Seen komplett ist, wenden wir uns wieder dem Wanderplan zu.

Einmal noch Lagoa Funda

Wir fahren wieder dorthin, wo uns das Navi zuerst hin lotsen wollte. Laut Tamis offline Karte ist das aber schon richtig. Markierungen gibt es weit und breit keine. Das könnte natürlich auch ein plumper Versuch der dunklen Mächte sein, uns an der Weltherrschaft zu hindern. Also wird auf gut Glück losmarschiert. Es ist ein sandiger Feldweg.

Dann kommt auch noch ein Schranken, um den man mühsam herum klettern muss. Die Straße endet in einem Steinbruch. Naja, eher ein Sandbruch. Die Wander-App zeigt jetzt nach rechts gehen an. Dort ist ein Stacheldrahtzaun. Also wird ein Stück zurück marschiert. Es geht dann noch ein unwegsamer Pfad gerade bergauf. Sieht nicht wie ein Wanderweg aus. Aber das könnte natürlich ein plumper Versuch sein… eh schon wissen.

Wasserfall am… Lagoa Funda

Also wird hinauf gestapft. Dort geht dann tatsächlich eine recht guter Weg nach rechts rüber, genau wie die App es versprochen hat. Markierung gibt es natürlich immer noch keine. Irgendwann stehen wir dann auf einer Kuhwiese, von der es einen tollen Blick auf den Lagoa Funda gibt. Der andere See ist zu weit oben, um ihn von hier zu sehen. Leider ist es bewölkt, der See daher im Schatten. Ihr dürft jetzt raten, was wir gemacht haben, um trotzdem sonnige Fotos zu bekommen.

Dann geht es an den Rückmarsch. Das Auto hat wieder brav auf uns gewartet. Wer weiß, ob das der Nissan Juke genau so gemacht hätte. Wo der jetzt wohl sein mag? Wir werden es wohl nie erfah ren. Auf dem Heimweg werden noch zwei Miradouros en passant mitgenommen. Den Weg in das westlichste Dorf Europas finden wir ohne Navi. Klar, man muss ja immer nur nach Westen fahren, bis Europa aus ist.

Einmal geht’s noch…

Wir parken uns wieder auf den großen Parkplatz bei der Bushaltestelle. Dort steht auch ein grauer Nissan Juke. ICBeter macht den dummen Scherz, dass das sicher der ist, den wir verschmäht haben. Tami meint, er hat die Nummer von dem fotografiert und schaut zu Hause nach. Also merken wir uns die Nummer. BB82QR. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass genau der Wagen jetzt direkt neben uns steht, praktisch Null. Im Haus kramt dann Tami das Foto vom Juke am Flughafen heraus. Die Nummer ist BB82QR.

Vielleicht ist der Juke angefressen, dass wir ihn verschmäht haben und stalkt uns jetzt. Vielleicht sind die, die den Quashqai ursprünglich reserviert haben, doch noch gekommen und haben dann statt dessen den Juke bekommen. Ohne Automatik. Und wohnen gleich neben uns. Und fluchen jetzt auf die Autovermietung.

Vaca beim Miradouro

Das restliche Sonnenlicht des Tages wird auf der Dachterrasse zum Blogschreiben genutzt. Bei Nieselregen. Aber wir haben schließlich dafür bezahlt. Irgendwann kommt dann unvermeidlich die Zeit des Abendessens. Mura war fleißig und hat zwei Lokale im Internet gesucht. In der Hoffnung, dass es offen hat, wird zum ersten gefahren. Tatsächlich brennt im Lokal Licht.

Wir gehen zwar bei der falschen Tür hinein und landen in der Bar, werden aber zur richtigen Tür geschickt. Es ist ein schönes Lokal, wo gute Shrimps und Tintenfische gegessen werden. Die Shrimps sind aber nicht geschält, sodass das ganze wieder ein ziemliches Gemetzel wird. Das kennen wir aber schon von Sao Miguel. Nur in Pico waren die Shrimps immer geschält.

Miradouro 2

Zur Vorspeise gab es Venusmuscheln. Die bestehen zu 95 % aus Schale. ICBeter bestellt wieder ein großes Bier, wie immer seit dem Desaster mit dem 0,2-Liter-Glas. Das große war bisher immer 0,5 Liter, also ein klassisches Krügerl. Heute sind es aber 0,48 Liter. Nicht, weil schlecht eingeschenkt war, sondern weil es so auf dem Glas gestanden ist. Mura muss natürlich sofort recherchieren, was es mit dieser Menge auf sich hat. Offenbar entsprechen 0,48 Liter einem amerikanischen Pint.

Es macht natürlich Sinn, dass hier die amerikanischen Maßeinheiten verwendet werden, denn wir befinden uns ja bekanntlicher weise auf der nordamerikanischen Platte. Nach dem Essen geht es wieder nach Hause, wo das Eis-Fach dezimiert werden muss. Damit kann der Tag für beendet erklärt werden.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *