Tag 12: Lake Louise

Um 0900 wachen die ersten auf. Trotz des Trommeln des Regens auf das Dach und der in ca. 50 Metern Entfernung vorbeifahrenden Züge haben alle recht gut geschlafen. Wenn man ordentlich müde ist, ist das kein Problem. Die Heizung ist in der Nacht einige Male angesprungen. Als wir vor die Türe treten, wissen wir auch warum. Warm ist anders. Aber das Wasser in den Lacken ist noch flüssig, also kann es nicht so schlimm sein.

Zur Dusche ist es nur halb so weit zu gehen wie gestern, aber das ist auch noch weit genug. Das Wetter kann man derzeit mit sonnig, heiter bis wolkig mit Regenschauern bezeichnen. Es gibt mal strahlenden Sonnenschein, dann bricht der Regenguss los, dann kommt wieder die Sonne, dann tröpfelt es daher, dann ist es bewölkt und nach ein paar Minuten wieder sonnig.

Nur Hagel ist keiner dabei. Aber wollen wir es mal nicht verschreien. Wegen des Wetters kommt ein Essen draußen nicht in Frage. Also wird wieder im Wohnmobil gegessen. Heute gibt es nicht etwa ganz normalen Spam. Heute gibt es den 75-Jahr-Jubiläums-Spam. Dieses Jubiläum war zwar schon 2012, aber in dem Zeug sind eh so viele Konservierungsmittel, dass es ewig hält.

Dann passiert etwas unglaubliches: Wir kommen vor der offiziellen Checkout-Zeit von 1100 aus dem Campingplatz! Und das, obwohl wir hier in der Zeitzone sind, in der wir eine Stunde früher raus müssen. Es geschehen noch Zeichen und Wunder… Beim Ausgang zahlen wir die Campingplatz-Gebühr und machen uns ans Tagewerk.

Als erstes wollen wir in die Stadt zum Wardriven. Wir haben schon lange kein Internet gehabt, also müssen wir irgendetwas tun. In die Stadt finden wir auch ohne Navi. Als wir ein paar Kilometer gefahren sind, merken wir, dass wir die Stadt schon hinter uns gelassen haben. Die gute Nachricht ist aber, dass wir zum Lake Louise unterwegs sind. Dort wollten wir heute sowieso hin. Also wird kurzfristig umdisponiert.

Auf dem Weg zum See fängt es wieder zu regnen an. Also wird der Plan dort zu wandern fallen gelassen. 5 Minuten später steigen wir am Parkplatz aus. Es ist herrlicher Sonnenschein. Wir marschieren zum See und machen ein paar Fotos, bevor die Sonne wieder verschwindet. Das tut sie aber nicht. Also gehen wir ein wenig dem Seeufer entlang.

Lake Louise, Banff NP

Lake Louise, Banff NP

Das Schlimme an Lake Louise ist das Hotel, dass sie direkt ans Seeufer gebaut haben. Es ist 8 Stockwerke hoch und fast so breit wie der ganze See. Am besten, man schaut nur in Richtung des Sees. Dort sieht man zwar viele Touristen, aber das ist nicht ganz so schlimm. Auf den Infotafeln lesen wir, dass der See bis Juni zugefroren ist. Das ist jetzt im Juni eine interessante Information.

Außerdem lesen wir, dass der See nach der englischen Prinzessin Louise, einer Tochter von Königin Victoria benannt ist. Genauso wie die Provinz Alberta. Prinzessin Louise hat nämlich auch noch Alberta geheißen. Dann fahren wir wieder in die Stadt. Diesmal aber mit Navi. Nicht, dass wir es brauchen würden, aber sicher ist sicher.

Bei dem Supermarkt, wo wir gestern eingekauft haben, finden wir ein offenes WLAN. Wir freuen uns aber zu früh, denn man muss sich danach im Browser einloggen. Wir fahren noch an einen anderen Ort, aber auch dort finden wir kein freies WLAN. Das ist nicht sehr freundlich den Touristen gegenüber. Das gibt einen Abzug in der B-Note. Wir müssen unverrichteter Dinge abziehen.

Nächstes Ziel ist der Moraine Lake. Es sind 15 km Anfahrt dorthin über eine steile Bergstraße. Aber unser Wohnmobil ist geländegängig. Außerdem kommen uns einige unbeschädigte Wohnmobile entgegen. Das stärkt unsere Zuversicht, dass wir es bis zum See schaffen werden. Wir kommen tatsächlich problemlos beim Parkplatz des Sees an.

Mounty am Moraine Lake, Banff NP

Mounty am Moraine Lake, Banff NP

Dort gibt es Parkplätze „for buses only“ und welche, die für RVs verboten sind. Wir beschließen daher, dass wir ein Bus sind. Außerdem stehen die anderen Wohnmobile auch auf den Busparkplätzen. Weil der Sonnenschein angehalten hat und nur blauer Himmel zu sehen ist, beschließen wir, die hier geplante Wanderung durchzuführen. Tami und ICBeter machen sich auf den Weg, das Ufer entlang bis zum anderen Ende des Sees zu gehen.

Als sie die ersten 100 Meter gegangen sind, fängt es an zu regnen. Und auch noch ziemlich stark. Und auch mit kleinen Hagelkörnern. Also wird Zuflucht unter ein paar großen Nadelbäumen gesucht. Wie erwartet endet das Sauwetter nach 10 Minuten und herrlicher Sonnenschein erleuchtet den See. Verblüffender Weise hält die Sonne bis zum Ende der Wanderung durch.

Bei der Rückkehr sind drei Parkranger am Ende des Parkplatzes, die das Fell eines toten Schwarzbären herzeigen. Dieser Bär hat sich an das Müll fressen gewöhnt und ist immer in die Ortschaft gelaufen, um sich neuen Müll zu holen. Es ist mehrfach versucht worden, ihn weit entfernt wieder auszusetzen. Aber er ist immer wieder gekommen.

Mounty hat einen Bären erlegt, weil er gefährlich wurde.

Mounty hat einen Bären erlegt, weil er gefährlich wurde.

Dann hat man versucht, ihn mit Gummigeschoßen oder lautem Knallen zu verschrecken, was bei den meisten Bären funktioniert. Aber auch das hat nicht geholfen. Als er dann gar keine Angst mehr vor Menschen hatte und aggressiv wurde, musste er dann 2009 erschossen werden. Jetzt wird er verwendet, um Touristen über die Bärengefahr aufzuklären.

Bevor wir weiterfahren, fahren wir noch zur Tankstelle. Der Tank ist schon wieder halb leer. Mura fährt anscheinend überhaupt nicht sparsam. Hier können wir auch gleich unsere Gewinn-Rubbellose einlösen. Das ist hier in Kanada nicht so einfach wie bei uns. Erst muss man hinten am Rubbellos seinen Namen und Adressen draufschreiben. Danach kann man es einlösen. Man bekommt das Los mit seiner Adresse hinten drauf zwar gleich wieder zurück, aber draufschreiben muss man es trotzdem.

Der beste Weg, mit Rubbellosen gewonnenes Geld zu investieren, ist wieder welche zu kaufen. Also werden um 9 $ drei weitere Lose erstanden. Zeit genug zum Einlösen gibt es aber, denn die Leute brauchen hier alle eine Viertelstunde zum Tanken.

Jetzt wird es Zeit, den nächsten Campingplatz einzuprogrammieren: Radium Hot Springs. Wir fahren die Autobahn Richtung Banff und biegen dann auf die Bundesstraße Richtung Kootenay Nationalpark ab. Am Anfang dieser Straße steht ein großes Schild, dass alle Fahrzeuge auf dieser Straße Winterreifen oder Schneeketten haben müssen. Das stimmt uns insofern traurig, als wir beides nicht haben.

Aber wir nehmen an, dass das nur ein plumper Versuch ist, uns an der Erringung der Weltherrschaft zu hindern und dass man hier nicht wirklich Winterreifen braucht. Unterwegs machen wir wie immer einige FPR-Pausen (Fotografieren, Pinkeln, Rauchen). Nach einiger Fahrzeit sehen wir neben der Straße ein großes Schild „Avalanche Area“. Wir befinden uns jetzt also auf dem Stammesgebiet der Avalanchen.

Es sieht hier auch komisch aus. Links und rechts sind Hügel voller abgebrannter Bäume. Soweit das Auge reicht ist nur verbrannte Erde zu sehen. Auf einer Infotafel, die wir bei einer FPR-Pause lesen sehen wir, dass das absichtlich angezündet wurde, um eine Borkenkäferplage zu besiegen. Dadurch, dass man immer alle Waldbrände gelöscht hat, sind alle Bäume alt geworden und die Borkenkäfer haben in den Wäldern fröhliche Urständ gefeiert.

Den letzten Stopp machen wir beim Continental Divide. Das ist die Trennlinie, von der westlich alles Wasser in den Pazifik fließt und alles östlich davon in den Atlantik. Diese Linie stellt auch gleichzeitig die Grenze zwischen den Provinzen Alberta und British Columbia dar. Und die Grenze zwischen den Nationalparks Banff und Kootenay. Das bedeutet nicht nur, dass alles Wasser, dass wir von jetzt an lassen in den Pazifik fließen wird statt in den Atlantik, sondern auch dass wir wieder in British Columbia sind und wieder mal die Uhren umstellen müssen. Wir haben wieder 9 Stunden Differenz zur Österreichzeit. Aber immerhin bedeutet das wieder eine Stunde später aufstehen.

Schwarzbär im Kootenay NP

Schwarzbär im Kootenay NP

Kurz vor Radium Hot Springs sehen wir dann einen Schwarzbären neben der Straße herumlaufen. Wir drehen schnell um, um Fotos zu machen. Ein paar hundert Meter weiter sehen wir noch einen. Jetzt wissen wir, warum wir auf der River Safari keinen gesehen haben. Die sind alle hier! Obwohl aller guten Dinge drei sind, sehen wir keinen dritten Bären mehr. Vielleicht sind Bären ja doch keine guten Dinge…

Das Navi führt uns genau zum Canyon RV Park. Als wir hinfahren, wissen wir, warum er so heißt. Wir fahren eine steile Straße hinunter. Der Campingplatz liegt unten am Fluss in einem richtigen kleinen Canyon. Die gute Nachricht: Wir haben endlich wieder Internet! Die lange Zeit der Abstinenz ist vorüber. Eine finsterer Zeitabschnitt ist zu Ende gegangen. Und die Verbindung ist sogar schnell und stabil.

Es gibt auch einen Grillplatz, auch wenn der sehr klein ist. Das Glück ist damit vollkommen, bis auf die Tatsache, dass wir heute noch nicht einkaufen waren. Es fehlen nämlich schon wieder einige Sachen in der Vorratskammer. Bei der Rezeption fragen wir nach dem nächsten Supermarkt und fahren hin. Bevor wir hinein gehen, rubbeln wir aber die in der Früh erstandenen Rubbellose auf, um Gewinne gleich einlösen zu können.

Tatsächlich gewinnen wieder 2 von 3 Losen. Diesmal gewinnt eines sogar mehr als den Einsatz. 8 $ Gewinn sind es diesmal. Wir nehmen eine Großpackung Feuerholz und allerlei Futter. Auch Schokolade wird eingelagert. Schoko mit Fairtrade-Siegel gibt es nur von Cadbury und da auch nur ein paar wenige Sorten. Kanada ist noch ein Entwicklungsland in Sachen Fairtrade. Immerhin ein Kaffee ist auch vorhanden.

Kurz bevor wir zur Kasse gehen, marschiert ICBeter noch zur Gambler-Ecke, wo es die Rubbellose gibt. Da gibt es eine böse Überraschung. Lose, die in Alberta gekauft wurden, können nicht in British Columbia eingelöst werden. Wir sind also um 8 $ umgefallen! Das ist wieder ein herber Rückschlag auf dem Weg zur Weltherrschaft! Falls jemand von euch demnächst nach Alberta kommt… wir haben Rubbellose zum Mitnehmen.

Dann geht es zurück zum Campingplatz. Wir beginnen sofort mit dem Grillen, denn wir wissen, dass man dem Wetter in diesem Land nicht trauen kann. Tonittt heizt ein Feuerchen an und dann wird das Fleisch gegrillt. Nachdem der erste Schub gegrillt wurde und der zweite aufgelegt, ist das Holz fast weggeglüht. Außerdem fängt es zu regnen an. Nachdem das Fleisch nach einer Viertelstunde gerade etwas warm geworden ist, müssen Maßnahmen ergriffen werden.

Mura haut noch die Kohlen auf das Holz. Damit sie schneller zu Glühen beginnen, holt er aus seinem Makita Set ein Elektrogebläse heraus und heizt den Kohlen damit ordentlich ein. So wird das auch mit seinen Bison-Steaks etwas. Die sind zwar zäh, aber mit viel Ketchup oder BBQ-Sauce schmeckt bekanntlich alles.

Das Klo auf diesem Campingplatz kann man von innen versperren. Damit ist nicht die einzelne Kabine gemeint, sondern das gesamte Klo. Vielleicht ist das so, damit man sich einschließen kann, wenn man gerade von einem Bären davon läuft. Im Klo hängen nämlich viele Zettel, die vor einem Bären warnen, der sich manchmal am Campingplatz herumtreibt. Mal sehen, was uns da heute noch alles erwarten wird.

Etwa um Mitternacht wird der Tag für beendet erklärt. Momentaner Standort: 50.627904,-116.06876

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