Tag 21: Yosemite

Um nicht im gleißenden Sonnenlicht das Morgenbad machen zu müssen, stehen ICBeter und Mura schon um 0600 auf. Da geht die Sonne erst über den entfernten Bergen auf. Der Springbrunnen ist die ganze Nacht gelaufen, so dass der Pool nicht ausgekühlt ist. Nach dem Morgenbad gibt es wieder Frühstück. Ab 0800 ist die Ruhezeit vorbei und man kann den Generator einschalten.

Die Gletscher kommen!

Die Gletscher kommen!

Damit kann Freddy IV. seine Toasts auch ohne Stromanschluss toasten. Tami steht langsam auch auf und gesellt sich zum Frühstückstisch. Schon um 0900 fahren wir los. Wenn das so flott weiter geht, werden wir einen Rekord bei den Eincheck-Zeit im nächsten Campingplatz aufstellen! Es geht direkt in den Yosemite Nationalpark.

Mura bemerkt, dass der Meilenzähler des Wohnmobils auf 5600 steht. Das ist insofern bemerkenswert, weil wir es bei 2800 übernommen haben. Wir haben also schon so viele Meilen gemacht, wie alle unsere Vorgänger zusammen. Wenn das kein Schritt in Richtung Weltherrschaft ist!

Yosemite Nationalpark

Yosemite Nationalpark

Wir sparen wieder 35 $ mit unserem Nationalpark-Pass und bleiben bei allerlei Fotoplätzen stehen. Auch das Visitorcenter wird besucht. Dann wird die Entscheidung getroffen, heute noch nicht ins Yosemite Valley zu fahren, sondern erst morgen am Wandertag. Satt dessen wird in den Süden des Parks, nach Mariposa Cove gefahren.

Die Straße dorthin ist äußerst mühsam, es sind viele Kurven und viel auf und ab. Mariposa Cove ist berühmt für die Sequoia-Bäume. Das sind einfach sehr riesige Bäume. Dort angekommen muss man in einen Shuttlebus umsteigen und wird zu den Wanderwegen geführt. Mura hütet sicherheitshalber das Wohnmobil und ICBeter und Tami gehen den 0,3 Meilen langen Wanderweg zwischen den großen Bäumen.

Robbi bei den Sequoia-Bäumen

Robbi bei den Sequoia-Bäumen

Dann geht es wieder zurück, denn es ist schon fast 1600 und etwa um 1700 wollen wir beim nächsten Campingplatz sein. Dieser ist etwas außerhalb des Nationalpark aber in kurzer Zeit von dort zu erreichen. Weil wir ganz am Südende des Nationalparks sind, hat ICBeter die Idee, dass das Zurückfahren durch den Nationalpark zu mühsam ist und dass es vielleicht einen schnelleren Weg gibt, wenn man außerhalb des Parks zurück nach Norden fährt.

Google Maps kann nicht befragt werden, weil kein Handyempfang vorhanden ist. Also wird Muras Handy mit den Offlinekarten benutzt. Das hat zwar keine aktuellen Verkehrsinformationen, aber was soll da schon sein… Dieses Navi bestätigt: Der Weg außen ist der schnellere. Also wird der Nationalpark verlassen.

Grooooße Bäume...

Grooooße Bäume…

Kurz nach dem Park steht dann ein großes oranges Schild: Roadwork ahead – expect delays. Vielleicht wird es ja doch nichts mit 1700 am Campingplatz… Nach einer Kurve beginnt dann der Stau. Da heißt es jetzt warten. So 15 Minuten. Dann geht es weiter. Zirka 50 Meter nämlich. Dann ist wieder warten angesagt. Aber eh nur 5 Minuten.

Schon geht es ab durch die Baustelle. Die wird von menschlichen Ampeln geregelt. Leute, die den ganzen Tag auf der Straße stehen und den Autofahrern entweder ein „Stop“ oder ein „Slow“-Schild entgegenhalten. So eine Baustelle kommt auch noch ein zweites Mal, aber diesmal haben wir Glück und kommen ohne stehen zu bleiben durch.

Nach ein paar Minuten Fahrt meldet das Navi, das nach rechts abzubiegen ist. Das wird auch gemacht, aber nur um festzustellen, dass dort eine dirt road beginnt. Also eine Schotterstraße, die man vielleicht mit 20 mph fahren kann. Das wird dann doch lieber gelassen. Statt dessen wird auf der Karte ein etwas weiterer Weg ausgemacht.

Dieses Bild wollten wir nie machen...

Dieses Bild wollten wir nie machen…

Die Zeitersparnis gegenüber der Fahrt durch den Nationalpark ist sowieso schon seit der Baustelle dahin, jetzt kommt es auf das auch nicht mehr an. Der Umweg hat auch den Vorteil, dass er durch Oakhurst führt, wo es ein großes Einkaufszentrum mit einem Vons gibt. Dort kaufen wir alles ein, was uns fehlt – also eigentlich eh alles. Inklusive Grillzeug. Denn heute Abend soll wieder gegrillt werden, auch wenn es vielleicht etwas später werden wird als 1700…

Nach dem Einkauf will ICBeter noch seine Ansichtskarten aufgeben. Es gibt nämlich ein Postamt neben dem Vons. Womit nicht gerechnet wurde ist, dass amerikanische Beamte genau die gleichen sind wie in Österreich und um 1600 aufhören zu arbeiten. Und es ist schon fast 1800. Also wird der Campingplatz angesteuert, um noch bei Tageslicht grillen zu können. Schließlich ist heute der längste Tag des Jahres, da sollte es lange genug hell sein.

Das Navi führt uns zielsicher auf die Straße Richtung Groveland, die Ortschaft vor dem Nationalpark. Dort begegnet uns wieder ein „roadwork ahead“-Schild. Zuerst befürchten wir, dass wir wieder eine halbe Stunde Verzögerung in Kauf nehmen müssen. Diese Befürchtung zerschlägt sich aber sofort, als das nächste Schild auftaucht: „Road closed ahead“. Da kommt die leise Befürchtung auf, dass das bedeuten könnte, dass die Straße gesperrt ist.

Diese Befürchtung zerschlägt sich nicht, denn nach etwa einer Meile ist die Straße gesperrt. War also doch kein dummer Scherz das Schild. Immerhin gibt es an der Stelle der Sperre einen großen Umdrehplatz und ein Dixi-Klo. Wir nehmen nur ersteren in Anspruch. Die gute Nachricht ist, dass das Navi sofort eine Parallelstraße findet, mit nur einer halben Stunde Verzögerung: die Bear Road.

Kalifornien... unendliche Weiten...

Kalifornien… unendliche Weiten…

Bären sehen wir auf der Straße keine. In erster Linie deshalb, weil nach etwa 300 Metern ein Schild auftaucht: „Road closed ahead“. Diesmal fahren wir nicht weiter bis zur Sperre, denn die Theorie, dass es sich bei diesen Schildern um dumme Scherze handelt, ist bereits widerlegt. Egal, das Navi findet einen Weg, der noch länger dauert.

Und zwar über die Old Toll Road. Toll müssen wir keine bezahlen. In erster Linie deshalb, weil nach kurzem ein Schild auftaucht auf dem steht „Road closed ahead“. Inzwischen ist natürlich klar, dass da wieder die Dunklen Mächte dahinter stecken, um uns an der Weltherrschaft zu hindern. Also wird das 9 Meter lange Wohnmobil wieder mal auf einer kleinen Straße gewendet und in die nächste Ortschaft zurück gefahren.

Dort gibt es immerhin eine Tankstelle. Wir brauchen eh wieder Benzin. ICBeter fragt den Typen da drin, wie man denn nach Norden kommt und ob überhaupt irgendwie. Die Antwort erfreut nicht, wegen Landslides ist alles gesperrt. Es gibt zwei Möglichkeiten: Wieder zurück in den Nationalpark oder über Merced.

Ersteres will sich niemand vorstellen. Noch einmal durch die Baustelle und dann die Kurvenstraße hinauf ist das letzte, was in Frage kommt. Also fällt die Entscheidung auf Merced. Vielleicht kommen ja von dort die Mercedes her. Weil wir schon an der Tankstelle sind, soll auch gleich mal getankt werden. Die Zapfsäulen mit 87 und 89 Okatan funktionieren nicht. Wir brauchen 87, eh klar…

Schnell wird Merced ins Navi eingetippt. Es sind nur 1,5 Stunden bis dort hin. Als Zwischenstation versteht sich… Wir fahren durch malerische Landschaften aus vertrocknetem Gras und Plantagen mit Kukuruz und Marillenbäumen. Es ist durchaus bemerkenswert, dass die Straße nach Merced nicht gesperrt ist!

Dort angekommen stellen wir fest, dass es da auch nicht mehr Mercedes gibt als anders wo. Wozu sind wir dann überhaupt hier her gekommen? Als erstes steht Tanken auf dem Programm. Ein lockerer Hunderter geht wieder. Inzwischen ist es fast 2000 und es ist klar, dass es mit dem Grillen heute mal wieder nichts werden wird. Also wird im Navi nach Destinationen für die Fortsetzung des großen Fast-Food-Tests gesucht.

Schnell wird der In-n-out-Burger gefunden. Der hat sogar einen großen Parkplatz, der unser Wohnmobil fassen kann. ICBeter war zwar schon in San Francisco dort, aber die beiden anderen nicht. Uns kommt der Verdacht, dass das Lokal nicht gerade in der besten Gegend von Merced liegt, denn es hat einen eigenen Security-Mann vor der Tür stehen.

ICBeter und Mura schmeckt es sehr gut, Tami aber nicht. Mit diesem Testergebnis geht es wieder auf die inzwischen dämmrig gewordene Straße. Es ist keine Autobahn, aber eine relativ gute Straße. Inzwischen ist es dunkel geworden. Nach einer Dreiviertelstunde sind wir so ziemlich die einzigen auf der Straße.

Nach einer Stunde Fahrt wird Tami, der hinten vor sich hin döst von Verzweiflungsschreien von Mura und ICBeter geweckt. Sie haben ein Schild entdeckt. Unsere Leser haben sicher schon erraten, was darauf steht: „Road closed ahead“. Wahrscheinlich ist es das schlechte Karma, weil wir so viele Schmetterlinge mit unserem Wohnmobil vernichten. Es ist wirklich eine Massenvernichtungswaffe für Insekten.

Diesmal gibt es keinen Umkehrplatz und kein Dixi-Klo. Also muss bis zu einer geeigneten Stelle weiter gefahren werden. Die kommt nicht, sondern ein weiteres Schild „Road closed in 1 mile“. Vielleicht gibt es ja dann einen Umkehrplatz. Es kommt aber keiner. Allerdings auch keine Straßensperre. Die Straße ist mehr schlecht als recht geflickt worden. Nach ca. 5 Meilen steigt die Hoffnung, dass die Schilder doch ein Schmäh waren.

Wenn nicht, heißt es nach Merced zurück fahren und einen Umweg über den Freeway mit rund zwei weiteren Stunden Verzögerung in Kauf nehmen. Oder einfach das Wohnmobil an der Straßensperre abstellen und schlafen gehen. Jede Kurve ist spannend wie ein Hichcock-Krimi. Wird die Sperre auftauchen?

Damit jetzt keiner beim Lesen vor Aufregung einen Herzinfarkt bekommt: Nein, die Sperre ist nicht aufgetaucht! Das Navi versucht uns dann noch einen Streich zu spielen und uns von der guten Straße auf einen Umweg zu schicken, aber ICBeter durchschaut das auf der Karte und es wird die kurze Strecke gefahren.

Irgendwann kommt dann eine Abzweigung weg von der relativ guten Straße. Auf eine Straße, die zwar asphaltiert ist, aber keinen Mittelstreifen hat. Weil sie nämlich nur etwa 1 ½ mal so breit ist wie unser Wohnmobil. Außerdem sind ein paar Kurven drin… so zwischen 90 und 120 Grad. Hin und wieder sind Warnschilder auf der linken Seite aufgestellt, weil Teile der Straße weggebrochen sind.

Aber so breit, dass noch unsere Reifen links und rechts drauf passen, ist es eh überall noch. So fahren wir ewig weiter ohne die geringste Andeutung von Zivilisation. So fangen eigentlich alle Zombie- und Horrorfilme an. Es wird schon ein Plan ausgeheckt, wer schnell welche Tür zusperrt, wenn plötzlich ein paar Zombies vor uns auftauchen.

Inzwischen hat der Meilenzähler locker die 6000er-Marke durchbrochen. Irgendwann kommt dann plötzlich eine Stopptafel und eine Straße, die sogar von Autos benutzt wird. Wir sind wieder in der Zivilisation! Denn Zombies die Auto fahren gibt es keine. Das weiß jeder. Nicht jeder hirnlose Autofahrer ist auch gleich ein Zombie…

Schließlich führt uns das Navi auf den Old Highway 120, wo der Campingplatz beheimatet ist. Auf so ein Navi ist eben immer Verlass! Mit etwa 2300 haben wir einen neuen Rekord bei der Eincheck-Zeit aufgestellt! Wir finden den Zettel mit dem richtigen Namen drauf an der Tür der Registration picken. Neben 9 anderen. Offenbar sind wir nicht die einzigen, die von Süden kommen, bzw. es versuchen.

Es gibt Strom und WLAN. Das ist nicht schnell, aber es reicht. Man wird ja so bescheiden. Auch die Klos und Duschen sind ok und so kann ein Tag, der eigentlich nur aus 2 Stunden Fahrt nach Yosemite, 3 oder 4 Fotostopps im Nationalpark und einer Stunde Fahrt zum Campingplatz bestehen hätte sollen beendet werden. So wurde der 21. Juni dann noch der längste Tag auf unserer Tour.

Momentaner Standort: 37.824957, -120.195854

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *