Tag 9 – Pico grande

Weil ICBeter gestern abend eine Mura-Portion verputzt hat, lässt er das Frühstück wieder mal ausfallen. Freddy V. toastet also wieder nur für Mura. Das macht er aber wieder vorbildlich. Heute ist wieder Wandertag. Der Wetterbericht wird nicht angeschaut, das haben wir uns abgewöhnt. Weil ein deutlich längerer und vor allem bergauferer Weg am Programm steht, ist ICBeter wieder mal allein unterwegs. Mura wird die Waschmaschine im Keller testen.

Rena am Beginn des Weges. Genau darüber der Gipfel.

„Pico Grande“ heißt der heutige Weg. Das deutet schon an, dass es hoch nach oben geht. Nach der Autobahn geht es auch schon wieder steil hinauf. Am Anfang haben wir geglaubt, dass ein Weg, der auf der Karte schnurgerade ist, nicht so steil ist wie ein Weg mit vielen Serpentinen. Inzwischen wissen wir, dass das nur bedeutet, dass kein Platz für Serpentinen war und die Straße deshalb einfach gerade steil nach oben geht.

Gerne auch mal zur Hälfte zugeparkt, sodass nur ein Fahrstreifen frei bleibt. Also Straßen von der Sorte, wo man beim Befahren sein ganzes Leben an sich vorüberziehen sieht. Oftmals gibt es in den Ortschaften auch Abzweigungen mit 3 Richtungen und das Navi sagt „biegen sie rechts ab“. Meistens sucht man sich dann das falsche Rechts aus und gerät in immer kleinere Bergdörfer mit immer engeren Straßen.

Irgendwann hilft nur noch ein kompletter Reset. Das bedeutet, wieder runter zur Autobahn fahren und den ganzen Weg nochmal von vorne. Vor allem, wenn man sich die erste falsche Abzweigung gemerkt hat und im 2. Versuch richtig fahren kann. So wird mit nur einmal umdrehen müssen doch noch ans Ziel gefunden. Die letzten 2 km der Straße sind nicht asphaltiert, sondern mit Kopfsteinpflaster (vermutlich aus dem 19. Jht.) ausgelegt. Steil bergauf rumpeln ist eine neue Erfahrung.

Am Ziel ist wundersamerweise sogar ein Parkplatz frei. Zwar nicht viel breiter als das Auto, aber auf Madeira darf man nicht wählerisch sein. Der erste Teil der Strecke ist ein Auf und Ab. Sehr viele Höhenmeter werden da noch nicht gemacht. Nach einigen Kilometern ist dann eine Abzweigung zu Pico Grande angeschrieben. Zwar nur händisch auf ein anderes Schild rauf gekritzelt, aber es wird dem trotzdem mal vertraut.

Kurz darauf kommt eine weitere Abzweigung, die gar nicht angeschrieben ist. Jetzt ist guter Rat teuer, denn die Wanderkarte im Handy ist leider nicht weit genug vorgeladen worden und ist seit ein paar Kilometer zu Ende. Es kommt auf einem der Wege eine Wanderin daher. Vielleicht kommt die ja gerade vom Pico Grande zurück. Also wird die gefragt. Nein, sie kommt von unten von der Busstation.

Sie hat die Karte am Handy und sieht, dass der andere Weg der richtige ist. Weil sie einfach mal den Wanderweg herauf gegangen ist und eigentlich gar keinen Plan hat, wo sie hin will, kommt sie jetzt mit auf den Pico Grande. Also gehört Samantha aus Holland jetzt temporär auch zur ICB-Taskforce Madeira und ersetzt Mura am Pico Grande.

Im Internet steht, dass der Weg über 700 m Höhendifferenz hat. Da es bis jetzt nur wenig Steigung gab, ist klar, dass der Rest jetzt alles auf einmal kommt. Entsprechend steil geht es rauf. Aber wenn etwas nicht steil ist, passt es nicht nach Madeira. Das letzte Stück muss geklettert werden. Es gibt aber ein Seil, an dem man sich anhalten kann. Zur Belohnung kann man dann in alle Richtungen runter schauen. Wir haben Glück, denn 10 Minuten nach unserer Ankunft ziehen Wolken von unten auf und verderben zumindest in einer Richtung die Aussicht.

Pech für die beiden Deutschen, die genau in dem Moment herauf kommen. Dann geht es an den Abstieg. Da es kein Rundweg ist, ist der Rückweg identisch mit dem Hinweg. Das spart viel Zeit. Jene für die Fotostopps nämlich. Damit Samantha nicht bis zu einer Stunde auf den Bus warten muss, nimmt sie ICBeter mit zum Auto, um sie nach Funchal zu bringen. Das bringt wieder positive Karma-Punkte.

Sie hat sich aber noch einen Aussichtspunkt im gleichen Tal herausgesucht, den sie heute noch anschauen will. Also wird der ins Navi eingegeben. Wenn etwas im gleichen Tal, aber auf der gegenüberliegenden Seite liegt, heißt das hierzulande, dass man zurück zur Autobahn fahren muss und ein Stück weiter wieder in die Berge rauf.

Das letzte Stück der Straße ist zwar nicht so steil wie die am Vormittag, dafür aber nur etwas breiter als eine Fahrbahn. Natürlich kommt gerade ein Autobus von oben herunter. Aber es gibt immer wieder Ausweichstellen, sodass auch diese Begegnung ohne Totalschaden gemeistert wird. Zum Aussichtspunkt muss man noch ein wenig zu Fuß gehen, aber das ist eher vom Schlag „Pensionistenweg“. Was auch am Durchschnittsalter der Besucher erkennbar ist.

Dann geht es mit ein paar kleinen Umwegen runter nach Funchal zum Hafen. Der ist seit gestern schon bekannt, darum wird die falsche Abzweigung kurz vor Schluss diesmal nicht genommen. Heute stehen sogar zwei große Kreuzfahrtschiffe im Hafen. Die Rückfahrt zur Villa ist Routine. Mura hat das Projekt Waschmaschine nicht angerissen, weil das Projekt Mittagsschläfchen dazwischen gekommen ist.

Jetzt wird aber erst das Projekt Abendessen angegangen. Mura hat ein Restaurant in der Nähe des Supermarktes gefunden. Das ist ein genialer Schachzug, denn Einkaufen waren wir schon lange wieder nicht. Weil die untere Zufahrt zum Supermarkt durch einen Stau verstellt ist, wird die obere Zufahrt genommen. Navi brauchen wir dafür nicht.

Leider kommen wir auf die Straße ins Industriegebiet. Diese kreuzt eine Autobahnabfahrt. 10 m neben der Autobahn gerade über die Abfahrt drüber – mit Stopptafel. Kurz danach wird eine Umkehrmöglichkeit gefunden. Das ist ein großes Glück, denn soviel Platz, dass man mit einem Auto umdrehen kann, hat man in Madeira selten. Zurück geht es wieder über die Autobahnabfahrt drüber. Diesmal mit der besonderen Herausforderung, dass die abfahrenden Autos von links hinten daherdonnern statt von rechts vorne.

Vor dem Restaurant sind Parkplätze frei. Als wir eintreten, stellen wir fest, dass nur dumme Touristen vor 1900 ein Lokal betreten. Es ist 1830. Aber der Wirt gibt uns trotzdem schon einen Platz. Wir müssen halt noch etwas warten, bis es etwas zu Essen gibt. Getränke gibt es immerhin schon. Der Wirt ist aus Mosambik und seine Frau aus Weißrussland. Er erklärt uns auf Englisch, was es von der Karte noch gibt und was nicht.

Das ist der Grund, warum man den Aussichtspunkt vom anderen Tal aus anfahren muss.

Schließlich wird ein Fleischteller mit Erdäpfel für 2 Personen bestellt. Gemüse gibt es keines. Das ist verkraftbar. Um 2000 kommen die ersten anderen Gäste. Nach dem Essen wird rüber gefahren in den Continente. Unser Stammparkplatz ist frei. Es hat also geholfen, dass wir uns letztes Mal hier beschwert haben, dass er besetzt war.

Es werden die notwendigsten Sachen eingekauft. Wir waren wieder mal zu dumm, um die Plastiksackerln ins Auto zu geben, die wir daheim horten. Daher wird alles nur in den Kofferraum geschmissen. Zuhause werden dann die Sackerl geholt und das ganze Klumpert ins Haus geschleppt. Nach Ausnutzung der Internet-Verbindung wird der Tag für beendet erklärt.

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