Day One: Tami = 30 & May dip

Nach und nach wachen alle aus dem Tiefschlaf auf und suchen das Badezimmer auf. Das ist gefinkelt, damit man warmes Wasser zum Duschen bekommt, muss man an einer Schnur ziehen und dann einen Knopf druecken. Also erst den Nippel durch die Lasche ziehen… Um ca. 1100 sind alle auf. Ausser Bru natuerlich. Der macht Ueberstunden beim Matratzenhorchdienst.

Mura und Tami haben ein Bett im Extrazimmer und der Rest Luftmatrazen im Wohnzimmer. Wenn die Schlafzeit abgelaufen ist, landet Bru mit seiner Luftmatraze am Boden unten und weiss, dass es Zeit zum Aufstehen ist. Aber vorerst ist es noch nicht soweit und so fahren nur die anderen Einkaufen. Es ist viel Verkehr auf den Strassen was den Vorteil hat, dass man sich sofort wundert, warum alle links fahren und es selbst nicht vergisst.

Als wir ein Einkaufswagerl nehmen wollen, merken wir, dass wir nur Geldscheine aber keine Muenzen haben. Aber hier ist man auf dumme Touristen vorbereitet und man kann einen Euro reinstecken. Wir pluendern den Supermarkt und kaufen natuerlich einen Vorrat an Spam und Bier ein. Aber nicht nur die Grundnahrungsmittel, sondern auch viel anderes Zeug, sodass der Wagen schnell voll wird. Als wir zur Kasse gehen wollen, ist gerade grosse Pause in der Schule. Myriarden von 12 bis 14-jaehrigen in ihren Schuluniformen stuermen die Kassen. Jeder mit so ein oder zwei Sachen in der Hand.

Wir schicken Mura und Faxe voran um einen Keil in diese Phalanx zu schlagen und uns mit unserem Wagerl an die Spitze zu setzen. Man muss schon mehr aufbieten, um uns aufzuhalten als eine Horde minderjaehriger Wurstsemmelkaeufer. Dann geht es ab nach Haus, wo Bru bereits erwacht ist (Bodenkontakt mit Luftmatratze). Das Essen wird verputzt. Wir finden es schade, dass Freddy der Toaster nicht unter uns weilt. Es ist halt nicht das gleiche ohne ihn…

Nachdem Spam, Nudelsalat, Cola und andere gesunde Sachen verdrueckt sind, machen sich alle fertig, um St. Andrews zu erkunden. Haben zwar viele schon zweimal gesehen, aber Tami ist ja neu. Daran, dass Mura das Haus hueten muss ist er ausnahmsweise diesmal voellig unschuldig. Baerli hat vergessen, das Haus zu versperren und so muss einer da bleiben. Naemlich der, der am wenigsten schnell draussen im Auto ist.

Wir fahren in die Stadt. Der Verkehr ist immer noch stark, sodass wir immer die richtige Strassenseite waehlen. Nach einer Viertelstunde Parkplatzsuche und zwei erfolglosen Parkversuchen (Kurzparkzone und Halteverbot) finden wir einen am Hafen.

Dort liegen die Boote im Schlamm, weil gerade Ebbe ist. Das Wetter ist britisch. Das bedeutet, dass es immer dann Nebel gibt, wenn es nicht regnet. Das ist heute aber nicht der Fall. Die Wettervorhersage hat fuer heute leichten Regen vorhergesagt und fuer morgen starken Regen. Also ist heute der Tag mit dem guten Wetter. Am Strand geht ausserdem noch ein strammer Wind. Temperatur ca. 10 Grad, gefuehlte 2 Grad. Soll heissen: fruehlinghaft.

Wir marschieren zur alten Kathedrale hoch. Sie ist von Robert Kennedy erbaut worden. Laut englischer Wikipedia war es tatsaechlich der Bruder von John F. Kennedy, der sie erbauen liess, wir tippen aber darauf, dass es der Bischof Robert Kennedy im Mittelalter war. Die Kathedrale war einmal das groesste Gebaeude Schottlands. Aber im Zuge der Reformation ist sie zerstoert und niedergebrannt worden. Und weil die Protestanten hier immer noch ihr Unwesen treiben, ist sie auch nicht mehr aufgebaut worden…

Wir kaufen Eintrittskarten fuer den Turm. Die bekommt man nur in Verbindung mit Eintrittskarten fuer die Ruine. Und fuer 2 Pfund extra gibt es noch Karten fuer die Burg. Die ist auch eine Ruine. Die Verkaeuferin dort ist eine Deutsche. Also wir auf den Turm rauf wollen, wird er Regen staerker und wir beschliessen, die Burg vorzuziehen.

Es stehen noch die Burgmauern und einige Gebaeude an den Mauern. Ausserdem gibt es einen riesen Tunnel. Um die Mauern zu sprengen, hat man durch den Fels einen riesen Tunnel gebaut. Die Leute in der Burg haben ihnen aber einen Tunnel entgegen gebaut, damit die dort nicht mehr weiter bauen koennen. Man kann immer noch durch diese Tunnels gehen. Fuer Klaustrophobiker aber nur bedingt geeignet. Hinaus geht es durch einen Shop. Das erinnert uns an irgendwas, wir kommen aber nicht drauf, was es war.

Es hat zu regnen aufgehoert und deshalb gehen wir zum Turm. Wollen wir zumindest, denn um 1700 wird das Gelaende geschlossen. Es ist 1710. Also zurueck zum Auto. Wir fahren heim um Mura und Sandra abzuholen. Wegen des herrlichen Wetters (kein Regen sondern nur Wolken) gehen wir zu Fuss. Wir lernen den Schleichweg in die Stadt kennen. Um 1900 treffen wir Baerli vor einem Lokal.

Als wir hineingehen wollen, sagt man uns, dass man fuer so einen Massenansturm nicht geruestet ist. In St. Andrews gibt aber Lokale wie Heurige in St. Georgen und so finden wir auch bald eines, das eine Horde von 7 Leuten aufnehmen kann. Das hat sogar 2 grosse Fernseher, auf denen Werder Bremen – HSV uebertragen wird. Faxe kleckert ein wenig mit dem Ketchup herum und dann kommt das Essen. Bru und Tami haben nicht aufgegessen, so wissen wir, wer schuld ist, wenn es morgen schlechtes Wetter gibt.

Zu trinken bekommen wir Ale. Das ist sowas aehnliches wie Bier. Wer es kosten will, muss aber nicht auf die Insel kommen. Einfach ein dunkles Bier nehmen, einen Tag offen stehen lassen, bis alle Kohlensaeure weg ist und es dann kurz wieder einkuehlen. Ein Geschmackserlebnis, das den kontinentaleuropaeischen Biertrinker in unglaeubiges Erstaunen versetzt.

Dann geht es noch in ein typisch schottisches Pub. Dort rueckt Tami, nachdem er einen ausreichenden Alkohol-Spiegel hat, mit dem Geheimnis heraus, dass er heute seinen 30. Geburtstag hat! Worauf mal eine Runde Whisky faellig ist. Da das fuer einen 30er nicht ausreichend ist, wird nochmal das Lokal gewechselt. Eine Karaoke-Bar, in der uebergewichtige Maedels versuchen, Shania Twain zu sein. Was in mehrerer Hinsicht scheitert.

Nach der ersten Runde die wir trinken, ist aber auch schon wieder Schluss, denn um 0100 sperren hier die Lokale alle zu. Nun ist guter Rat teuer, denn alle bedeutet wirklich alle. Schlafen gehen ist heute keine Option, denn es ist heute may dip. May dip ist so: Eine Armee von tausenden Student/innen versammelt sich kurz vor dem Morgengrauen am Strand und wenn es zu daemmern beginnt, laufen die meisten von ihnen ins Wasser der Nordsee. Das ist genau so warm, wie man es sich vorstellt.

Da so etwas nicht komplett ohne Beteiligung der ICB-Taskforce abgehen kann, werden die kaelteresisdentesten ausgewaehlt, um da mit von der Partie zu sein. Also die mit dem groessten Verhaeltnis von Volumen zu Oberflaeche. Man kennt das ja: Elefanten vertragen mehr Kaelte als Maeuse. Nach kurzer Strategiebesprechung nehmen wir ein Taxi zum Haus. Dort packen wir Handtuecher und trockene Sachen fuer Faxe und Mura ein und machen uns zu Fuss auf den Weg.

Nach 25 Metern gibt es die erste Pinkelpause. Nach weiteren 50 Metern dann fuer den naechsten. Ist auch alles brav auf Fotos dokumentiert. Unterwegs versucht Bru, ein paar Maedels anzuquatschen, aber die Schmaehs ziehen heute offenbar nicht so wie erhofft. Wir haben aber nicht mitbekommen, ob er es auf englisch oder deutsch versucht hat. Als wir am Stand ankommen, ist der schon voller Leute. Wir gehen die Stiegen hinunter und sondieren erst einmal die Lage.

Ein paar Lagerfeuer brennen dort und Leute in Badekleidung waermen sich dort bereits vor. Irgendwann laufen dann die ersten mit Gekreische und Gequietsche ins Wasser rein. Irgendwie bleiben sie aber alle nicht lange drinnen. Beim Feuer wird Bru von einem englischen Kampfbomber mit etwa dem doppelten seines Gewichts angebaggert. Sicherheitshalber gibt er sie aber an Faxe ab und sucht das weite. Dieser wiederum reicht sie an den naechsten Typen weiter, der gerade danebensteht.

Als die Schwimmer immer mehr werden ist dann Schluss mit Lustig und es wird ernst fuer Faxe und Mura. Ab ins Getuemmel und untertauchen. Bei den vielen Leuten im Wasser muss es eigentlich ja schon laengst warm geworden sein. Die beiden streiten dies aber ab.

Auch sie bleiben nicht uebertrieben lange im Wasser. Dann ziehen sie lieber wieder trockene Sachen an und trinken den mitgebrachten Gluehwein. Mit Geschmacksverstaerker. Nachdem wir uns das Treiben noch eine Weile angeschaut haben, machen wir uns auf den Heimweg. Es dauert etwa eine halbe Stunde um ueber die Stiegen nach oben zu kommen.

Bru wird mit einer Weinflasche in der Hand gleich einmal von der Polizei kontrolliert, ob er schon 18 ist und seine Weinflasche eh verschlossen ist. Pures Glueck, dass es eine Flasche mit Schraubverschluss ist und er den noch nicht verloren hat. Am Heimmarsch faellt Bru immer weiter zurueck und ICBeter bleibt mal lieber in seiner Naehe. Denn er will immer mit anderen Gruppen mitgehen, weil er glaubt, das waeren unsere Leute. Wir haetten ihn vielleicht gehen lassen sollen…

Irgendwann finden wir nach Hause. Baerli und Sandra schlafen schon. Bru muss unbedingt noch einmal Ham and Eggs machen und dann noch seine Luftmatraze aufpumpen. Das geht nicht ganz so leise. Hoffentlich duerfen wir morgen noch hier bleiben 😉

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