Tag 0: Anreise

Der Tag des Aufbruchs ist gekommen. In den hohen Norden nämlich. Nach Deutschland, wo der Orkan Xaver wütet. Aber der ist angeblich eh weiter nördlich. Weil wir so etwas geahnt haben, fliegen wir listigerweise nur bis Frankfurt und nicht weiter hinauf. Damit können uns die dunklen Mächte mit ihrem Xaver nichts anhaben.

Wir sind aber gespannt, was sie sich sonst für uns ausgedacht haben, um uns an der Weltherrschaft zu hindern. Die erste Hiobsbotschaft haben wir schon gestern bekommen. Nano, der unser Pilot auf der Tour sein sollte, hat keinen Urlaub bekommen und muss daheim bleiben. Ein infamer Angriff auf die ICB-Taskforce, den wir aber locker weggesteckt haben. Wir sind nämlich einfach ohne ihn geflogen.

Um 0530 treffen sich Mura, Georgi, Michl und Bru um von Großhöflein abzufahren. Sie kämpfen sich tapfer durch den Schneesturm bis zum Flughafen Wien Schwechat. Erste Erkenntnis: Um diese Zeit ist es noch finster! Und es gibt tatsächlich Menschen, die um diese Zeit schon unterwegs sind. Es existiert also Leben zu einer Zeit, wo wir das nie für möglich gehalten haben.

ICBeter kommt mit dem Zug direkt von Wien. Auch er stellt fest, das um diese Zeit schon viele Leute wach sind. Sie schauen aber nicht glücklich aus. Tatsächlich kommen alle rechtzeitig am Flughafen an. Es gibt sogar 5 Baggage-Dropoff-Schalter von Air Berlin. Und einer davon ist sogar besetzt. Wenn man im Internet eincheckt, spart man Zeit, weil man nur zum Dropoff gehen muss und nicht zum Checkinschalter.

Am Dropoff steht ein Kandidat, der offenbar keinen Plan hat und ewig lang in seinen Zetteln herumsucht und herumdiskutiert. Der ist dort sicher hin geschickt worden, um uns aufzuhalten! Von den Checkinschaltern sind 3 besetzt und es geht dort auch recht flott voran. Schließlich erbarmt sich ein Mitarbeiter auf einem dieser und lässt Leute vom Dropoff zu sich kommen. Wahrscheinlich liest der unseren Blog und kennt uns.

Am Gate stehen wir schon vor der nächsten Herausforderung: Alle Sitzplätze am Gate nach Frankfurt sind besetzt… Wir greifen aber zu einer List und setzen uns auf die Sitzplätze des Gate nach Zürich nebenan. Wir steigen aber trotzdem in den Flieger nach Frankfurt und nicht nach Zürich ein. Ein genialer Schachzug, der verhindert hat, dass wir vor dem stundenlangen Flug ein paar Minuten stehen mussten!

Der Flieger ist nicht von Air Berlin sondern von Niki. Der Niki Lauda fliegt nicht selber, aber ganz offenbar kennt er uns, denn wir haben beim Online-Checkin gleich Plätze in den ersten beiden Reihen bekommen. Das hat sicher er veranlasst! Kann natürlich auch sein, dass man uns den anderen Fluggästen nicht zumuten will… ICBeter sitzt auf der linken Seite, die restlichen 4 rechts. Im Sinne der ausgewogenen Lastverteilung hätte eigentlich Mura auf die linke Seite gehört. Wir wissen vom Rafting in Neuseeland, wohin so eine asymmetrische Gewichtsverteilung führen kann!

Die ICB-Taskforce ist fliegt voll Tatendrang ab

Die ICB-Taskforce ist fliegt voll Tatendrang ab

Die Flugbahn ist etwas holprig, aber der Flug geht trotz der ungleichen Lastverteilung problemlos über die Bühne. Unsere Koffer kommen sogar ganz am Anfang heraus. Schön langsam wird uns das unheimlich. Wir sind sonst immer bei den letzten. Kein Koffer ist beschädigt oder verschwunden. Das ist ein gutes Omen und wir marschieren zu Sixt. Im Internet haben wir schon ein großes Auto gebucht.

Wir hätten auch ein cooles haben können, aber das wäre für 6 Personen zu klein gewesen. Also haben wir 5 jetzt einen Ford Galayx. Mura bekommt die Papiere und den Schlüssel. Er fragt die anderen, ob wir uns Sorgen machen sollten, dass am Zettel „Ford Galaxy“ steht, am Autoschlüssel aber das VW-Logo prangert. Wir glauben aber, dass das nur ein Versuch ist, uns zu verwirren und fragen nicht nach, sondern treten den Marsch zum Auto an.

Das ist am Flughafen Frankfurt eine echte Wanderung, denn alles ist hier größer, weiter und entfernter als in Wien. Am Ende der Wanderung sehen wir unseren Galaxy schon auf seinem Platz stehen. Mura drückt die Fernbedienung am Schlüssel und der kleine VW daneben blinkt und entriegelt seine Türen. Und schon ist Mura wieder auf Wanderung.

Aber Wandern haben wir auf unseren Touren ja schon intensiv geübt und so schafft er den Rück- und Rückrückweg ohne Probleme. Und diesmal öffnet sich sogar das richtige Auto. Jetzt kann nichts mehr schief gehen. Das Auto hat sogar ein Navi. Die nette Dame bei Sixt hat Mura gefragt, ob er um 6 €/Tag ein Navi haben will. Er hat es aber nicht genommen. Mit diesem geschickten Winkelzug hat er uns ein gratis Navi verschafft und 30 € gespart! Und wir haben die Erkenntnis gewonnen, dass uns diese Gauner über den Tisch ziehen wollten. Aber wir wissen ja schon, dass Frankfurt die höchste Kriminalitätsrate hat…

In Sindlingen bei Frankfurt haben wir eine Villa gemietet. Zumindest ein Apartment darin. Die Adresse ist schnell ins Navi eingegeben. Die Hausnummer 10 gibt es im Navi nicht, aber immerhin 8. Da kann 10 nicht weit weg sein. Zielsicher führt uns das Navi zum Zielplatz. Die höchste Nummer dort ist 8. Wir stellen die Karre mal ab und schwärmen aus, um die Nummer 10 zu suchen. ICBeter findet die Villa schließlich. Zwischen der Nummer 8 und 10 ist aber nur Fußgängerzone und keine Straße. So muss Mura über einen Umweg zum Ziel finden.

Vor dem Einzug in die Villa ist die Hürde der Nummernkombination zu nehmen.

Vor dem Einzug in die Villa ist die Hürde der Nummernkombination zu nehmen.

Aber auch das wird gemeistert. Jetzt kann nichts mehr schief gehen. Mura hat vorher Instruktionen bekommen, wie man in das Haus hineinkommt. Es ist eine 6stellige Kombination in die Tür einzugeben. Das ist wie beim Klo auf amerikanischen Campingplätzen. Bei sowas haben wir schon Routine, das schaffen wir locker. Bis auf die Tatsache, dass nach dem ersten Versuch „wrong code“ auf dem Display steht.

Nachdem das auch beim zweiten und dritten Mal so ist, vermuten wir wieder ein Komplott dunkler Mächte gegen uns. Deshalb ruft Mura beim Vermieter an. Der bestätigt, dass der Code richtig ist. Also geben wir ihn ein viertes Mal ein und die Tür geht auf. Also ruft Mura wieder an, dass es eh geht und wir nur zu dumm waren, in drei Versuchen den richtigen Code einzutippen.

Das Apartment liegt im 2. Stock direkt unter dem Dach. Als wir die Wohnung betreten ist es wie im Hochsommer. Zumindest ist die Heizung so eingestellt, als wäre es Sommer. Gerade, dass wir kein Eis von den Fenstern kratzen müssen, um hinauszusehen. Wieder mal werden uns Stolpersteine auf dem Weg zur Weltherrschaft vor die Füße geworfen. Man will uns heimtückisch erfrieren lassen. Oder vielleicht ist das einfach nur, damit der Sekt, der im Wohnzimmer steht, nicht warm wird…

Wir würden aber eine warme Wohnung einem kühlen Sekt vorziehen, darum ersuchen wir telefonisch um Temperaturerhöhung. Am Abend wird wer kommen uns sich das anschauen. Das trifft sich gut, denn als nächstes steht sowieso ein Fixpunkt jeder ICB-Tour auf dem Programm: Das Einkaufen. Im Einkaufen sind wir schon absolute Profis. Da macht uns keiner was vor, deshalb wird das flott erledigt sein. Hin zum Supermarkt, einkaufen und wieder retour. Ein Musterstück an Effizienz und Zielstrebigkeit!

Aber zuerst muss ein Supermarkt gefunden werden. Das WLAN funktioniert Gott sei Dank problemlos und so machen wir uns auf die virtuelle Suche. Weil Aldi und Lidl so Billigdiskonter sind, beschließen wir, dort ganz sicher nicht einzukaufen. Weil wir einen gescheiten Supermarkt wollen, der auch groß ist und einen ordentlichen Parkplatz hat, suchen wir den nächsten REWE heraus. Der ist gar nicht weit weg.

Das Navi führt uns sicher dort hin. Leider gibt es dort keine Parkplätze und der Markt ist auch nur sehr klein. Also stellen wir uns in eine Seitengasse und suchen im Navi den nächsten REWE. Der ist im Main-Taunus-Zentrum. Das ist zwar 12 km weit weg, aber dafür offenbar ein riesen Einkaufszentrum mit einem REWE. Wir fahren also hin. Bei der Einfahrt ins Einkaufszentrum dämmert uns, dass die Idee, in der Vorweihnachtszeit ein Einkaufszentrum aufzusuchen, auch so ihre Nachteile haben könnte.

Einer davon ist die Parkplatzsuche. Wir fahren in das riesige Parkhaus. Alle Plätze sind besetzt. Außer die Behindertenparkplätze. Wie erkennt man, dass man in Deutschland ist und nicht in Wien? Die Behindertenparkplätze sind auch dann frei, wenn die anderen Parkplätze belegt sind. Und dass keine Autos mit Wiener Kennzeichen dastehen. Doch das stellt sich im 3. Gebäude des Parkhauses als Irrtum heraus. An der Ecke sehen wir ein Auto mit einem unverkennbaren Kennzeichen aus Wien. Kein Wunder, dass kein Platz frei ist, wenn sogar die Wiener hierher einkaufen fahren!

Wir haben den ersten Wiener gefunden!

Wir haben den ersten Wiener gefunden!

Es beschleicht uns aber der Verdacht, dass die voll belegten Parkplätze ein Werk der dunklen Mächte sind, um uns aufzuhalten. Denn es kommt uns komisch vor, dass wirklich niemand ohne Behindertenausweis auf einem Behindertenparkplatz parkt und alle Autos auf den Frauenparkplätzen gerade und unbeschädigt auf den Plätzen stehen. Da ist eindeutig was faul… Letztlich finden wir aber ganz in der Nähe des Wiener Autos einen Platz.

Das ist ca. einen halben Kilometer weg vom Anfang des Einkaufszentrums. Dort befindet sich der REWE. Also treten wir die Wanderung an. Wir kämpfen uns zwischen einkaufswütige Konsumenten und vorsichtig abwartende Schaufensterbummler durch. Als wir es bis zum REWE geschafft haben, beschließen wir, vor dem Einkauf die deutsche Küche zu testen. Der Ruf der Küche des Landes des Schnitzels mit Tunke ist ja jetzt nicht der allerbeste. Also betreten wir die nächstgelegenen Lokale.

Es handelt sich um einen Subway und einen McDonalds. Mura und Georgi gehen in den Subway und er Rest fällt beim Mäci ein. Auch wenn der McRib keine Gourmetpreise gewinnt, ist der Rest doch essbar. Die deutsche Küche ist also besser als ihr Ruf! So gestärkt machen wir uns auf zum REWE. Allerdings stellen wir fest, dass der Weg zurück zum Auto doch recht lang ist. Nach kurzer, aber intensiver Beratung beschließen wir, einen anderen Supermarkt zu suchen. Bei der Ausfahrt aus dem Parkhaus fahren wir eine Ebene weiter hinunter und stellen fest, dass dort eine Menge Plätze frei sind.

Aber jetzt haben wir schon den nächsten Supermarkt einprogrammiert. Es ist ein Lidl. Wir kommen dort hin. Es ist ein schöner, großer Markt mit einem großen Parkplatz. Dort finden wir alles, was wir brauchen. Sogar Fairtrade Schokolade und Kaffee (sprich: „Kaffe“) gibt es dort. Da kann man nicht meckern. Die Rechnung beläuft sich auf rund 70 €. Das ist geradezu lächerlich wenig für uns. Aber wenn man bei Lidl kauft, kann man sich halt keine ordentlichen Rechnungsbeträge erwarten.

Die ICB-Taskforce sitzt gemütlich vor dem Fernseher...

Die ICB-Taskforce sitzt gemütlich vor dem Fernseher…

Zurück daheim wir beschlossen, dass wir aufgrund der Temperatur genauso gut draußen sein können. Also machen sich alle auf in die Stadt. Alle außer Mura. Der hütet das Haus und legt sich eine Runde schlafen. Ziel ist jetzt der Frankfurter Zoo.

Erwartungsgemäß finden wir auf der Straße keinen Parkplatz. Also fahren wir in die Garage des Krankenhauses vom Roten Kreuz. Das Rote Kreuz muss man schließlich unterstützen. Zu Fuß geht es dann in den Zoo. Dort ist allerhand Getier zu sehen. Von Mietzekatzen wie Löwen und Tiger über Fledermäuse und Giraffen bis zu Affen. Bei den Pavianen kommen wir rechtzeitig zur Fütterung.

Da wird das Futter auf dem Boden verstreut und die Affenbande hereingelassen. Dann stürmen alle heraus und machen sich wie wild über das Fressen her. Es geht dabei furchtbar zu. Fast so schlimm wie wenn es kostenloses kaltes Buffet nach einer Kulturveranstaltung gibt. Dabei werden die guten Sachen wie Kukuruz oder Sonnenblumenkerne wie wild eingesammelt. Salat und Obst werden beiseite geschoben und – zumindest vorerst – liegen gelassen. Irgendwie erinnert uns das an was, aber wir kommen nicht drauf, was es ist.

Um 1700 schließt der Zoo und alles, was weniger als 4 Beine hat wird rausgeschmissen. Beim Ausgang geht es durch einen Giftshop. Da war es wieder, dieses Dejavu-Erlebnis… Es gibt dort auch einen 1,6 m großen Plüschbaren zu kaufen. Der kostet 2.100 € und wird in 6 Monaten nach Auftrag speziell angefertigt. Das dauert aber zu lange, um ihn als Überraschung mit heim zu nehmen.

Wir spenden noch 6 € für den Parkautomaten des Roten Kreuzes und fahren wieder heim. Dort ist es immer noch so kalt wie vorher. Mura hat der Versuchung, sich in der Mitte den Wohnzimmers ein warmes Feuerchen anzuheizen, widerstanden. Nach kurzer Zeit ist aber ein Arbeiter da, der die Heizung repariert. Da das aufheizen eine Weile dauern wird, wird entschieden, Essen zu gehen.

In ganz Deutschland gibt es nur ein einziges Hooters-Lokal. Und das ist in Frankfurt. So gestaltet sich die Bedenkzeit kurz. Nicht aber die Anfahrt, die im Freitagabend-Verkehr mitten in die Innenstadt von Frankfurt geht. Überflüssig zu erwähnen, dass uns wieder Hindernisse in Form von Baustellen in den Weg gelegt wurden. Die verrückte Idee, auf der Straße parken zu können, haben wir auch diesmal wieder schnell aufgegeben und das nächste Parkhaus genommen.

Beim Hooters bekommen wir obwohl wir nicht reserviert haben, gleich einen Platz. Die Qualität des Essens ist sehr gut. Das ganze Geld, was beim Stoff für die Kleidung der Kellnerinnen eingespart wird, wird in gute Zutaten investiert. Bru bestellt kleine Vorspeisen-Burger, ICBeter, Michl und Georgi eine Hauptspeise und Mura beides. Aber es muss ihm bei den letzten Stücken geholfen werden. Das macht uns etwas Sorgen.

Das einzige, was nicht ganz passt, ist die Menge der Pommes. Vielleicht sollten sie noch etwas mehr Stoff bei den Serviererinnen sparen und dafür mehr Pommes auf die Teller legen. Als wir schon gehen wollen, hat Georgi die glorreiche Idee, doch noch ein Bier zu trinken. Also schließen sich Michl und ICBeter an. Das stellt sich als äußerst gute Idee heraus. Denn kurz nachdem das Bier serviert wird, dürfen wir miterleben, dass Hooters nicht nur Wert auf kulinarische Angebote legt, sondern auch für kulturelle Höhepunkte sorgt.

So wird von den Kellnerinnen zu den Klängen von YMCA und Cotton Eye Joe eine Tanzeinlage geboten. Das muss man sich so vorstellen wie das Ballett in der Staatsoper – nur in einem anderen Stil. Nachdem der kulturelle Teil vorbei ist und auch das Bundesliga-Spiel auf den Großbildschirmen aus ist, treten wir den Rückzug an. Da uns auf dem Rückzug nie Hindernisse in den Weg gelegt werden, kommen wir natürlich schnell voran und sind bald wieder bei unserer Villa. Diesmal schaffen wir es schon im 2. Versuch, die Geheimkombination einzugeben. Diese ist auch deutlich komplizierter, als die Kombination für die amerikanischen Atombomben…

Es hat schon gut 17 bis 18 °C in der Wohnung. Was will man mehr? Die Temperaturen erhöhen trotzdem die Motivation, bald ins Bett zu gehen und so wird der Tag schon vor Mitternacht für beendet erklärt.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *