Tag 1: Sinsheim

Mura haut sich heut als erstes aus den warmen Federn. Bru hat sich gestern beschwert, dass auf unserem Zeitplan steht, dass wir erst zu Mittag ins Museum nach Sinsheim fahren. Wir sollen doch schon um 0800 aufstehen und um 0900 fahren. Auch Michl und ICBeter stehen schon früh auf, damit die Fahrt pünktlich losgehen kann. Sie frühstücken alle ganz gemütlich und stellen um 0900 fest, dass Georgi und Bru immer noch schlafen.

Sie überlegen zuerst, alleine abzufahren, lassen es dann aber doch sein. Schließlich stehen die Langschläfer doch auf und fangen auch mit Frühstücken an. Da es nur ein richtiges Trinkglas gibt, muss das Cola aus Weingläsern getrunken werden. Das hat auch mehr Stil. Pünktlich um 0900 ICB-Zeit geht es dann los. Sinsheim wird ins Navi programmiert. Auf der deutschen Autobahn darf man so schnell fahren wie man will. Zumindest ein paar Kilometer, denn dann kommt immer schon eine Tafel, die das Tempo auf 120 beschränkt. Oder 100. Oder 80. Man kommt jedenfalls nicht so schnell voran wie in Österreich.

Aber auch bei Tempo 200 schluckt dieser Wagen sicher weniger als das Wohnmobil in Amerika. Mit den deutschen Benzinpreisen verbraucht er in Euro gerechnet aber wahrscheinlich mehr als unsere 9-Meter-Kiste damals. Wir haben es schon damals geahnt, dass das Wohnmobil eigentlich sehr sparsam ist…

Das Navi gibt immer sehr präzise Anweisungen wie z. B. „dem Straßenverlauf sehr lange folgen“. Wenn man sich genau an diese Instruktionen hält, kommt man zielgenau an. So wie wir. Ein paar große Flugzeuge auf dem Dach zeigen uns an, dass hier das Technikmuseum ist. Es gibt einen Außen- und einen Innenbereich. Aufgrund des Regens entschieden wir uns, zuerst den Innenbereich zu besichtigen.

Mura kauft die Karten und wir marschieren hinein. Es beginnt mit der Ausstellung von alten Autos. Amerikanische Karossen aus den 50er Jahren. Wir sind noch nicht weit, da kommt die Lautsprecherdurchsage: „Herr Martin Moravitz bitte zur Kassa kommen.“ Anscheinend kennen Sie uns hier. Vielleicht haben uns Blog-Leser erkannt! Oder Mura hat seine Kreditkarte bei der Kassa liegenlassen. Vermutlich hat er gehofft, dass jemand sie klaut, damit einkauft und er dafür Bonusmeilen gutgeschrieben bekommt.

Nachdem wir uns auch noch ein paar alte Autos aus den 20er und 30ern angeschaut haben, kommt wieder eine Durchsage. Aber diesmal wird niemand von uns namentlich erwähnt. Es wird nur bekannt gegeben, dass bald der IMAX-Film über Fliegerei beginnt. Den haben wir mit der Eintrittskarte mitgekauft. Also begeben wir uns zum Kinosaal. Vorher werden aber noch Getränke und Popcorn gekauft.

Im Museum gibt es alte Autos

Im Museum gibt es alte Autos

Erfahrenen Weltenbummler wissen, was es bedeutet, in der kulinarischen Hochburg Deutschland Popcorn zu kaufen… nämlich gezuckertes Popcorn. Noobs wie Michl und Mura wissen das offenbar nicht und freuen sich nur bis zum ersten Bissen über die große Portion, die sie bekommen haben. Aber das sind Erfahrungen, die man auf dem Weg zur Weltherrschaft einfach machen muss. In Asien essen sie Heuschrecken und Käfer, in Deutschland süßes Popcorn.

Der Film über Fliegerei entpuppt sich als Werbefilm für den Dreamliner von Boeing in 3D. Von brennenden Batterien ist komischerweise nicht die Rede gewesen. Michl fällt das süße Popcorn beim Essen auf den Boden. Wir glauben ihm aber nicht, dass es ein Versehen gewesen ist. Als wir das Kino verlassen, sieht es aus wie am Schlachtfeld. Wieder einmal haben wir eine eindeutige Visitenkarte hinterlassen.

Dann geht es wieder hinein ins Museum. Weil wir schon so viele alte Autos gesehen haben, wechseln wir zu den Flugzeugen. Die Flugzeuge am Dach kann man auch alle betreten. Darunter eine Concorde der Air France. Sehr geräumig ist es darin nicht. Die Tickets für einen Flug mit diesem Vogel waren so teuer wie ein Firstclass-Ticket mit dem Platzangebot der Economyclass. Und noch dazu durfte man für das Geld weniger lang fliegen, weil die Kiste so schnell unterwegs war. Weil immer mehr Leute eingesehen haben, dass das nur Nachteile bringt, sind die Flüge 2002 eingestellt worden.

ICBeter macht es sich in der Businessclass der Tupolev bequem

ICBeter macht es sich in der Businessclass der Tupolev bequem

Es sind noch ein paar andere Flieger zu sehen, darunter eine Tupolev – ein russischer Klon der Concorde. Nach dem Ausflug in die Luftfahrt haben wir Hunger. Daher wird es wieder Zeit, weitere Erfahrungen mit der deutschen Küche zu sammeln. Wir verlassen das Museum. Man kann mit der Eintrittskarte, die für den ganzen Tag gilt, wieder zurück kommen. Der Weg aus dem Museum geht durch einen Shop. Das kennen wir schon. Langsam beginnen wir, da ein Muster zu erkennen. Wir fahren ein Stück vom Museum weg und finden eine Gaststätte mit dem schönen Namen „Burger King“.

Die werden wir testen. Weil wir alle schon lange keine Burger gegessen haben, holt sich jeder ein Burgermenü. Für dumme Leute, die immer alles verschütten gibt es einen Plastikdeckel auf den Colabecher. Bru und Michl brauchen das aber nicht. ICBeter holt dann noch eine Waffel mit Eis und Schokosauce und Michl leert ihm seinen Becher Cola über die Hose. Gut, dass es eine schwarze Hose ist, das passt farblich eh.

Wir geben Michl heute nichts mehr in die Hand, das man ausschütten kann. Das Essen ist zwar nicht so gut wie bei Hooters, aber Burger King zählt auch nicht zur gehobenen Gastronomie. Danach geht es zurück zum Museum. Wir knöpfen uns wieder die erste Halle vor, bei der wir durch den Film unterbrochen worden sind. Die mit den alten Autos. Immer wieder gibt es auch Automaten, wo man einen Euro reinwerfen kann und irgendetwas bewegt sich oder eine mechanische Orgel fängt zu spielen an.

Der erste Eindruck täuscht oft. Diese Leistungsdaten traut man dem Boliden auf den ersten Blick gar nicht zu!

Der erste Eindruck täuscht oft. Diese Leistungsdaten traut man dem Boliden auf den ersten Blick gar nicht zu!

Wir sponsern einen Euro, um die Räder einer riesigen Dampflock in Bewegung zu setzen. Leider dampft es aber nicht. Einen weiteren investieren wir, um eine Spielzeugeisenbahn zum Fahren zu bringen und eine große Dampfmaschine – wieder ohne Dampf – in Bewegung zu versetzen. Letztlich noch einen, um einen schweizer Kampfflieger zu bewegen. Der bewegt sich aber nur langsam und behäbig – ist halt ein Schweizer…

Nach den Eisenbahnen gibt es noch alte Autos und Rennwagen. Bevor es finster wird, begeben wir uns in den Außenbereich. Dort ist die Panzerabteilung. Panzer die hauptsächlich aus dem 2. Weltkrieg sind, sind dort ausgestellt. Eine Tafel klärt darüber auf, dass sie alle funktionsuntüchtig gemacht wurden. Eine Testfahrt oder ein Testschießen sind also nicht möglich.

Dann gibt es noch einen Flugsimulator für eine Boeing 747. Man kann den Steuerknüppel nach vorn und hinten drücken und die Nase fährt nach unten und oben. Kostet auch einen Euro. Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir Bru diesen Simulatorflug geschenkt! Zum Schluss gibt es noch eine Indoor Militärabteilung und weitere alte Autos zu sehen.

S.g. Fluggäste, ich bin heute Ihr Kapitän. Es besteht überhaupt kein Grund zur Panik, bitte beruhigen Sie sich wieder!

S.g. Fluggäste, ich bin heute Ihr Kapitän. Es besteht überhaupt kein Grund zur Panik, bitte beruhigen Sie sich wieder!

Nach zwei großen Hallen und geschätzten 10.000 alten Autos beenden wir diesen Museumstag. Der Grund, warum man auf deutschen Straßen keine Oldtimer sieht ist, dass sie alle in Sinsheim stehen. Das Navi führt uns zielsicher wieder heim. Auf der Fahrt öffnet Bru eine Packung Bacon-Chips. Da steht drauf, dass Spuren von Haselnüssen drin sein können. Von Spuren von Fleisch ist aber nicht die Rede. Das Zeug dürfte also rein vegan sein. Der Geschmackstest bestätigt diese Annahme.

Daheim wird auf den Hauptprogrammpunkt des Tages gewartet. Der Simulatorflug von Bru im A380. Das ist eine große Verantwortung. Denn eine Simulaton ist ja bekanntlich nur in der Realität eine Simulaton. In der Simulaton ist die Simulaton die Realität. Und wenn der Flieger da abstürzt, sterben viele simulierte Menschen. Das ist in der Realität nicht schlimm, für die Menschen, die in der Simulaton leben, aber eine Katastrofe (die neue Rechtschreibung ist übrigens auch in der Realität eine Katastrofe).

Also ist es wichtig, rechtzeitig zum Briefing dort zu sein. Briefing ist nicht das Schreiben von Nachrichten auf Papier und Versenden mittels Kuvert, sondern das Weitergeben von Instruktionen. Also fahren wir schon eine halbe Stunde früher weg, als notwendig wäre. Das Navi führt uns zielsicher zum Zielort. Der ist beim Flughafen Frankfurt. Nur ist dort kein Parkhaus. Wir fahren etwa einen halben Kilometer weiter, finden aber immer noch keines.

Darum entschließen wir uns, umzudrehen. Wir fahren wieder am Zielort vorbei, bis wir ein Parkhaus finden. Das ist zwar über einen Kilometer weit weg, aber wir haben ja noch über eine Viertelstunde Zeit. Wir fahren auf die zweite Etage, wo „Exit“ angeschrieben steht. Eine freundliche Stimme begrüßt uns auf Ebene 2 und wir sehen eine schöne Wand mit Aquarium-Motiven. Aber keinen Ausgang.

Wir versuchen mal eine Türe und stehen im Parkhaus auf Etage 2. Also laufen wir noch etwas weiter. Dort sehen wir endlich ein Exit-Schild. Wir gehen durch die Tür und stehen im Parkhaus. Aber wir finden eine weitere Tür, die vielversprechend aussieht. Sie führt über Stiegen eine Etage nach unten. Dort treten aus der nächsten Türe ins Parkhaus auf Etage 1. Aber auch hier ist Exit gut angeschrieben und führt uns zu einem Aufzug. Dort auf den Knopf neben Exit gedrückt.

Eine freundliche Stimme begrüßt uns auf Etage 2 und wir treten auf einen Gang mit einem schönen Aquarium-Motiv an der Wand. Wir überlegen kurz, ob wir uns vielleicht in einem Adventuregame befinden, wo man erst irgendwelche Items sammeln muss, bevor man weiter gehen kann. Aber wir erkennen, dass das nicht der Fall sein kann, weil die Grafik-Qualität viel zu gut ist. Wir greifen daher zu Plan C (Plan B ist uns keiner eingefallen).

Wir gehen zurück zum Auto und bringen Bru zum Zielort, lassen ihn dort aussteigen und schauen dann ohne ihn und ohne Zeitdruck, wo wir parken können. Warum war das eigentlich nicht Plan A? Egal, eine freundliche Stimme im Aufzug begrüßt uns auf Ebene 9 und wir steigen wieder ins Auto ein. Beim Runterfahren bekommen wir einen Drehwurm. Wir sind uns nicht sicher, ob wir so viele Stockwerke raufgefahren sind wie jetzt runter.

Aber wir kommen nicht unterirdisch heraus, sondern auf Straßenlevel. Wir fahren aus dem Parkhaus hinaus. Die Straße geht etwa 20 Meter weit und dann wieder in das Parkhaus hinein. Wir rechnen schon nicht mehr damit, jemals aus dem Parkhaus hinauszufinden. Leider haben wir nur eine halbe Packung Bacon-Chips als Proviant mit.

Dann kommen wir doch zur Ausfahrt. 2,50 Euro müssen wir für das lange Parken hier bezahlen. Ok, dafür haben wir aber auch etwas geboten bekommen. Wir kommen zum Zielort. Wieder eine schwere Krise überstanden. Vor dem Eingang gibt es immerhin Parkplätze für 15 Minuten. Die Drehkreuze sind nur kurz ein Hindernis. Alle außer Mura gehen mit hinein. Leider erfahren wir drinnen, dass die anderen nicht zuschauen dürfen und wieder abhauen müssen.

Also lassen wir Bru mit seiner Mission alleine und ziehen wieder ab. Wir fahren heim und warten dort bei „Elton zockt“ auf Pro7 auf die hoffentlich erfolgreiche Landung von Brus A380. Es wäre schon ein großer Rückschritt auf dem Weg zur Weltherrschaft, wenn das nicht gelänge.

Gegen 0030 fahren dann Mura und ICBeter wieder zum Flughafen, um Bru abzuholen. Er hat den Flug ohne Absturz überstanden. Glück für die simulierten Flugpassagiere. Es waren nur zwei statt drei Leute zum Fliegen da, also konnten beide länger fliegen. Bru war in Hongkong. Nachdem er auf der Neuseeland-Tour nicht mit war, hat er damit zumindest Hongkong auch gesehen.

Er ist zweimal gestartet und fünfmal gelandet. Das sind über zwei Landungen pro Start. So etwas schafft nicht einmal Chuck Norris! Dreimal landen ohne überhaupt gestartet zu sein ist auf jeden Fall ein großer Schritt in Richtung Weltherrschaft!

Da es heute schon richtig warm in der Wohnung ist, dauert es heute etwas länger, bis alle ins Bett finden. Daher wird der Tag erst um ca. 0130 für beendet erklärt.

 

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