Day Twelve – Lake St. Clair

Die Klimaanlage im Heizmodus und Sydney haben es gemeinsam geschafft, uns in der Nacht warum zu halten und vor dem Kältetod zu bewahren. Freddy XI. wärmt beim Toasten die Hütte nochmal zusätzlich auf. Heute gibt es außer normalem SPAM auch Muscheln. Es gibt strahlenden Sonnenschein, deshalb glauben wir, dass das heute unser Glückstag ist! Das schlechte Karma vom verstopften Klo ist Vergangenheit!

Erstes Etappenziel ist der Lake St. Clair. An diesem See gibt es die Platypus Bay. Eine Bucht, in der man Schnabeltiere sehen kann. Wenn man Glück hat. Aber heute ist ja unser Glückstag. Der Weg geht vom Visitor Center los. Dort lungern Horden von Wanderern herum, die den Overland Track machen. Das ist ein 65 km langer Trail, der in 6 Tagen absolviert wird. Und 300 $ kostet, dass man ihn machen darf.

Viewpoint

Wir gehen diesen Track auch. Zwar nicht ganz komplett, sondern nur die ersten 2 km, aber das zählt sicher auch. Gleich am Anfang begegnet uns ein Tier. Aber keines mit Schnabel, sondern ein Ameisenigel. Der lässt sich von den vielen Touristen, die ihn anschauen nicht beeindrucken und sucht sich unbeirrt sein Futter.

In der Platypus Bay steht eine Holzwand mit Schlitzen, durch die man auf die Bucht sehen kann. Damit man die Schnabeltiere nicht verschreckt. Es stehen auch verschiedenen Informationen zu diesen Viechern angeschrieben. Etwa, dass man ganz leise sein muss, damit sie nicht abhauen. Anscheinend sind wir nicht leise genug, denn es ist kein Exemplar dieser Tiere zu sehen.

Ein paar hundert Meter weiter ist ein Sandstrand, auf dem aber auch kein Schnabeltier auftaucht. Zur Sicherheit wird nochmal zur Holzwand zurück gegangen und wieder zum Strand. Aber weiterhin machen sich diese Mistviecher rar. Eventuell ist 12 Uhr Mittag auch nicht die optimale Zeit, um nachtaktive Tiere zu beobachten…

Ameisenigel

Also wird der Rundweg zu Ende gegangen. Drei andere Touristen folgen uns. Wahrscheinlich haben sie unseren Blog gelesen und wissen, dass wir uns überall auskennen. ICBeter führt die Truppe an. Dann wird ein weiteres einheimisches Tier gesehen. Eine schwarze Schlange, die mitten auf dem Weg liegt. ICBeter sieht sie etwa 1,2 Meter bevor er auf die drauf steigt.

Bei Schlangen in Tasmanien braucht man nicht lange zu überlegen, ob sie giftig sind. Es gibt hier genau drei Schlangenarten und alle drei sind tödlich giftig. Nach ein paar Sekunden zieht sich das Tier ins Gebüsch zurück. Zwei Tierarten beobachtet zu haben, ist eine gute Ausbeute. Auch wenn der Platypus nicht dabei war. Das war Pech.

Platypus Bay ohne Platypus

Nach einem kurzen Besuch im Visitor Center wird der nächste Viewpoint einprogrammiert. Die Fahrt dauert gar nicht lange. Sie dauert sogar sehr kurz. Denn nach einigen Kilometern steht ein Schild auf der Straße, das wir auf unseren Roadtrips am wenigsten gerne sehen: „Road closed“. Da haben wir ein Dejavu-Erlebnis von USA 2018.

Neben dem Schild steht einer von der Straßenverwaltung, der uns sagt, dass da ein Autorennen stattfindet. Deshalb ist die ganze Straße gesperrt. Für die nächsten vier Stunden. Mindestens. In drei Stunden wollten wir eigentlich schon am Campingplatz in Strahan sein. Inklusive Besichtigungen während der Fahrt. Da stecken doch wieder die dunklen Mächte dahinter, die uns an der Weltherrschaft hindern wollen! Oder es ist das böse Karma vom Unzoo.

Gleich neben der Straßensperre ist das Derwent Bridge Hotel. Auf dessen Parkplatz stellen wir uns hin. Zwei andere Wohnmobile sind auch schon da. Wir suchen das Autorennen im Internet. Es ist das „Targa Tasmania“. Das findet heute erstmals seit 2022 wieder statt. Da haben wir wieder mal Glück gehabt. Die Teilnahmegebühr beträgt 30.000 $. Deshalb wird der Plan verworfen, uns mit unserem Wohnmobil für das Rennen anzumelden, um da durchfahren zu können.

Ken am Lake St. Clair

Also wird ein Alternativplan gesucht. ICBeter findet in der Wanderapp einen Pfad entlang des Flusses. Aber zuerst muss umdisponiert werden. Strahan heute noch zu erreichen, ist unrealistisch. Also wird ein Campingplatz gesucht, der näher ist. Der wird in Queenstown gefunden. Treue Leser unseres Blogs werden jetzt denken, dass wir dort schon waren.

Aber wir fahren nicht nacht Queenstown, Neuseeland, sondern nach Queenstown, Tasmanien. Dort wird telefonisch ein Platz reserviert. Da wir zweite Tage in Strahan gewesen wären, muss auch für den zweiten Tag eine Alternative gefunden werden. Das gelingt auch. Wer wissen will, wo das ist, muss diesen Blog weiterhin eifrig verfolgen.

Wanderer-Horden auf dem Weg zum Overland Track

Sodann wird die Wanderung angegangen. Diesmal sind wieder alle mit dabei. Es geht zuerst die gesperrte Straße hinauf. Dann kommt ein Schild, dass hier der Franklin Gordon Nationalpark beginnt. Das ist praktisch, denn in diesem Nationalpark wollten wir heute sowieso Besichtigungen machen. Ein kleiner Feldweg geht dem Derwent River entlang.

Hier können auch schöne Fotos gemacht werden. Und wir sind fast garantiert die allerersten Touristen, die hier entlang marschieren. Irgendwann ist dann der Feldweg überschwemmt. Offenbar steigt der Pegel des Flusses im Frühling an. Deshalb wird umgedreht und zurück gegangen. Natürlich ist kaum Zeit vergangen, also heißt es weiter warten.

Das Hotel hat bis 1700 geschlossen. Am Parkplatz sammeln sich die Autos, da hätten sie ein gutes Geschäft machen können. Irgendwelche Säufer hätten sich sicher ein Bier bestellt, um die Wartezeit abzukürzen. Also wird weiter die Gegend erkundet. Es gibt eine Anzeigetafel, die alle Attraktionen von hier bis Hobart zeigt. Viele davon haben wir gesehen.

Dieses Schild wollen wir nicht sehen!

Es gibt auch eine Ladestation für Elektroautos, die mangels interessanter Alternativen genau inspiziert wird. Eine Kilowattstunde kostet 55 Cent. Quizfrage für unsere Leser: Wenn eine kWh 55 Cent kostet und ein Elektroauto 15 kWh auf 100 km braucht und die Strecke von Derwent River nach Strahan 126 km lang ist… Wie lange dauert es dann, bis wir von hier weg kommen?

Als um 1700 das Hotel aufsperrt, geht ICBeter hinein und bestellt sich ein Bier, um die Wartezeit abzukürzen. Außerdem kann er dann das Klo benutzen. Für die 12 $, die das kleine Bier gekostet hat, könnten sogar alle drei aufs Klo gehen. Der nächste Programmpunkt ist Warten. Irgendwann kommen dann die ersten Rennautos.

Tami und Mura auf dem Weg zur Weltherrschaft

Bis aber alle durch sind, dauert es noch eine schöne Weile. Als letztes kommt die Polizei und die Sperre ist aufgehoben. Inzwischen hat sich eine erhebliche Zahl an Autos angesammelt. Die fahren jetzt los und wir auch. Die Uhrzeit sagen wir aber nicht, denn sonst hätten ja alle schon die Antwort auf unsere Quizfrage.

Auf weitere Stopps wird angesichts der vorgerückten Stunde verzichtet und so geht es pausenlos nach Queenstown. Mura hat im Internet ein Lokal herausgesucht, das nach 2000 noch offen hat. Dort führt uns das Navi zielsicher hin. An der Tür steht „Sorry, we are closed“. Das ist das Schild, das wir am wenigsten gern sehen. Es könnte aber auch ein plumper Versuch sein, uns an der Weltherrschaft zu hindern. Deswegen gehen wir einfach hinein.

Tatsächlich ist voller Betrieb in dem Lokal. Die Hälfte von den Leuten, die dort sitzen und stehend auf Takeaway-Essen warten, kennen wir schon vom Hotel-Parkplatz. Es ist wie ein nettes Wiedersehen mit alten Kumpels. Etwa die Familie aus Victoria, die eine Tasmanien-Rundreise machen. Und wieder machen wir mit ihnen, was wir schon vorher gemeinsam gemacht haben: Warten.

Franklin Gordon NP

Die haben nämlich wie wir Essen zum Mitnehmen bestellt, weil das sicher schneller geht. Nach uns kommt ein Paar und setzt sich auf einen Tisch neben uns. Die Kellnerin fragt uns, ob wir uns nicht auch niedersetzen wollen. Das hätte uns schon verdächtig vorkommen müssen. Die Zeit wird genutzt, um schnell noch aufs Klo zu gehen.

Inzwischen bekommt das Paar neben uns sein Essen. Mit blauem Reis, nebenbei erwähnt. Wir erzählen den Victorianern unseren ganzen Reiseplan. Mura hat schon aufgegeben und ist ins Wohnmobil zurück gegangen. Tami und ICBeter überlegen, ob sie was zum hier essen bestellen und das aufessen, bis das Mitnehmessen kommt.

Dann kommt die Kellnerin mit einem Packen verpacktem Essen. Es ist aber nicht unseres. Auch nicht das von der Familie. Da wartet nämlich noch eine. Die kennen wir auch vom Hotel-Parkplatz. Wir sehen schon die Schlagzeilen: Drei Europäer in Tasmanien elendig verhungert! Dann bekommen unsere Freunde tatsächlich ihr Essen. Wir gratulieren ihnen von ganzem Herzen und sie wünschen auch uns viel Glück.

Wegen diesen Säcken haben wir warten müssen…

Das können wir brauchen. Und dann passiert es tatsächlich: Unser Essen kommt. Es kann nur unseres sein, denn sonst wartet niemand mehr. Mit der mühsam erjagten Beute wird zum Campingplatz gefahren. Eigentlich haben wir ja Mitnehmessen genommen, damit wir schneller beim Campingplatz sind. Denn der Besitzer hat am Telefon gesagt, dass er da bleibt, bis wir kommen.

Und da wollen wir ihn nicht lange warten lassen. Kurz vor 2100 kommen wir an. Kurz geklingelt und tatsächlich ist der noch da und weist uns unseren Platz zu. Wir wussten doch gleich, dass das heute unser Glückstag ist! Auch das Essen schmeckt. Wenn man die Leute nur lang genug warten lässt, sind sie so hungrig, dass es besonders gut schmeckt.

Weil die Temperaturen immer noch Luft nach oben haben, wird Sydney wieder unter Strom gesetzt, um uns ordentlich einzuheizen. Mit einem Eis wird der Tag dann abgeschlossen. Da es heute nichts mehr gibt, auf das wir warten könnten, wird bald die Nachtruhe ausgerufen.

Aktueller Standort: –42.08782019563797, 145.54478777408013

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