Das Boarding hat überpünktlich begonnen. Das ist insofern erfreulich, als wir nur 2 Stunden Puffer haben um von der Landung in Peking zu unserer Tour zu kommen. Auch der Abflug ist vor der geplanten Zeit. Damit heißt es Australien endgültig Goodbye zu sagen. Im Flieger gibt es für Tami gleich eine böse Überraschung.

Das Entertainmentsystem geht auf seinem Platz nicht. Da stecken doch wieder die dunklen Mächte dahinter, die uns an der Weltherrschaft hindern wollen. Mura und ICBeter sitzen in den Reihen davor, dort funktioniert alles. Als erstes gibt es Abendessen. Diesmal kennen wir uns schon aus und essen den Salat nicht schon mit der Vorspeise auf.
Dann wird schlafen gegangen. Schlafen ist jetzt eigentlich der falsche Ausdruck. Mehr so hin und wieder einnicken. So vergeht die Zeit aber auch wie im Flug und schon ist überpünktliche Landung in Peking. Das geht aber gar nicht, dass ein Flugzeug zu früh ankommt. Deshalb müssen wir noch eine Viertelstunde am Gate stehen, bis die Fluggastbrücke bewegt wird.

Schließlich lassen sie uns raus. Weil wir als erstes aussteigen durften, sind wir bei den Einreiseschaltern ganz vorne. Tami hat aber als einziger im Flieger kein Einreiseformular bekommen und muss es daher im Terminal ausfüllen. Damit ist er am Einreiseschalter ganz hinten. Vor ihm ein komplett voller Airbus A330. Das ist heute nicht sein Tag.

Wo es zum Ausgang geht, haben wir schon vor einem Monat abgecheckt. Mit der Flughafenbahn zwei Stationen und dann ewig lang zu Fuß. Unser Didi-Fahrer steht ein Stockwerk über uns. Er kommt uns aber zu Fuß entgegen, weil er weiß, dass die depperten Touristen dort eh nicht hinfinden. Wir checken wieder ins gleiche Hotel ein wie vor einem Monat.
Für Mura beginnt jetzt der Urlaub. Nach einem Monat Tour hat er sich das verdient. Für ICBeter und Tami geht es gleich weiter. Eine Tour durch Peking und die chinesische Mauer ist gebucht worden. Eine halbe Stunde Zeit ist immerhin zum Ausrasten. Um Stress vor und nach der Tour zu vermeiden, wurde um über 40 USD Abholung beim Hotel dazugebucht.

Der Fahrer ist pünktlich da und es kann losgehen. Das ist aber noch nicht der Tourbus, sondern ein Auto, das uns zum Tourbus bringt. So wird erst einmal eine Dreiviertelstunde gefahren, bis wir bei einem Hotel ankommen. Aussteigen dürfen wir hier aber nicht. Denn hier steigt nur ein dritter Passagier zu. Der kommt nach einer Viertelstunde auch daher.

Dann geht es zu einem anderen Hotel. Dort dürfen alle aussteigen und mal in der Lobby warten. Bis der Tourguide mit der restlichen Gruppe kommt. Immerhin kann man sich die Kunstwerke dort anschauen. Pünktlich um 0800 kommen die anderen. Unser Tourguide ist eine Chinesin, deren Name auf englisch Helen heißt. So soll man sie auch nennen, da man den richtigen Namen eh nicht aussprechen kann.
Jeder bekommt dann einen elektronischen Floh ins Ohr gesetzt, über den man hören kann, was Helen zu Helens Family spricht. Die Tour beginnt zu Fuß. Denn das Hotel ist gleich neben der verbotenen Stadt. Helen hat eine gelb-weiße Fahne (vom Vatikan gesponsert?) der alle hinterher laufen. Beim Eingang in das Areal vor der verbotenen Stadt bekommt Helens Family eine eigene Warteschlange.

Dort steht man mal, bis man dran kommt. Es ist übrigens arschkalt. Wir sind bei 32 °C in Melbourne ins Flugzeug gestiegen und stehen jetzt bei -3 °C im Schnee. Gestern hat es nämlich erstmals in diesem Winter geschneit. Ganz Toll. Wenn man dran kommt, muss man erst mal den Reisepass herzeigen, der gescannt wird. Dann gibt es einen Securitycheck. Aber nicht so nachlässig, wie am Flughafen. Erst mal alle Jacken und Pullover ausziehen, dann alles durchs Röntgengerät geschoben, dann Kontrolle mit dem Metalldetektor, dann Abtasten, dann alle Taschen aufmachen.

Auf eine Darmspiegelung wird verzichtet, vermutlich aber auch nicht bei allen. Nach 10 Minuten sind alle durch und Helen freut sich, wie schnell das diesmal gegangen ist. Unter 30 bis 40 Minuten gelingt das selten. Wir sind ja echte Glückspilze. Dann wird auf den Tiananmen-Platz marschiert. Haben wir schon erwähnt, dass es saukalt ist? (Und warum kennt die Rechtschreibhilfe von Libre Office das Wort „arschkalt“, aber nicht das Wort „saukalt“?)
Dort gibt es 15 Minuten Zeit, Fotos zu machen. Das ist bei den Temperaturen schon eine Herausforderung. Auf diesem Platz kommt auf 10 Passanten eine Überwachungskamera und zwei Polizisten. Danach marschiert Helens Family gegenüber zur verbotenen Stadt. Das ist immer noch in dem Sicherheitsbereich, den wir vorhin betreten haben.

Das heißt aber nicht, dass es deswegen keinen Securtiycheck gibt. Aber es ist nur ein kleiner Check. Also etwa so, wie am Flughafen. Und man muss den Reisepass scannen. Dann geht der lange Marsch durch die verbotene Stadt los. Die heißt so, weil zu den Kaiserzeiten der normale Pöbel dort nicht rein durfte. „Stadt“ ist auch wirklich nicht übertrieben.

Immer, wenn man glaubt, hier ist es zu Ende, geht man durch ein Tor und ist im nächsten Bereich. Inklusive der Häuser des Kaiser und seiner Konkubinen. Hier laufen auch einige Mädchen in traditionellen chinesischer Tracht herum. Nicht für die Touristen, die machen das einfach spaßhalber. Oder um sich fotografieren zu lassen.
Inzwischen kommt die Sonne heraus, kalt ist es immer noch. Wir hören allerhand Geschichten darüber, was hier vor Jahrhunderten los gewesen ist und dazwischen gibt es immer Pausen zum Fotografieren. Schließlich kommen wir am Nordtor wieder raus und es geht im Tourbus weiter. Und zwar zum Mittagessen. Dort wird aber erst mal eine Stunde lang hin gefahren.

Normalerweise ist es so, dass nach dem Verlassen einer Attraktion der Shop durchquert wird. Hier ist es umgekehrt. Um zum Restaurant zu kommen, muss man erst einmal durch einen Schmuck-Shop mit so Jade-Zeug. Dann gibt es ein Buffet mit chinesischem Essen. Es gibt Schwein, Huhn, Rind, Ente und vegetarisches Zeug. Hund und Katze gibt es nicht. Zumindest ist es nicht angeschrieben.

Wer dem chinesischen nicht so traut, kann aber auch Pommes, Pizza und Spaghetti essen. Wiener Schnitzel gibt es nicht. Also wird doch Curry und Sojakeim gegessen. Am Tisch kommt man auch mit den anderen ins Plaudern. Helens Family kommt aus Spanien, Malaysia, USA und China. Und natürlich Österreich-Ungarn.
Nach dem Essen geht es weiter zur großen Mauer. Vom Parkplatz kann man mit einer Seilbahn (von Doppelmayer) zur Mauer hinauf fahren. Dabei muss man den Reisepass scannen. Es gibt aber keinen Securitycheck. Komisch. Oben angekommen bekommen wir 2 Stunden Zeit, die Mauer zwischen den Absperrungen abzulaufen.

Das sind in beide Richtungen immerhin 5 Wachtürme. Der Weg über die Mauer ist oft steil, was bei Schneelage besonders spannend ist. Es werden zwei oder drei Fotos von der Mauer gemacht. Immerhin ist es inzwischen etwas wärmer geworden. Auch die zwei Stunden vergehen schnell und es heißt wieder runter fahren.

Die heutige Quizfrage an unsere Blogleser: Was mussten wir tun, um wieder runter fahren zu können? Dann kommt der letzte Programmpunkt: Eine chinesische Tee-Zeremonie. Wir lernen alles mögliche über Tee und probieren 5 verschiedene Tees. Darunter auch einen, der besonders gesund sein soll und nicht wegen des Geschmacks getrunken wird. Das merkt man auch.
Seltsamerweise mussten wir bei der Tee-Zeremonie den Reisepass nicht herzeigen. Dafür gibt es diesmal den Shop beim Verlassen des Gebäudes. Jetzt fühlen wir uns wieder heimisch. Dann geht es nach Hause. Also theoretisch zumindest. Helen kommt zu uns und sagt uns, dass die extra dazu gebuchte Abholung keine Zurückbringung beinhaltet. Und es gibt auch keine.

Sie können uns nur zu einem Punkt mitnehmen, wo wir ein Didi rufen können. Das ist jetzt suboptimal, denn wir haben ohne WLAN kein Internet, um das zu tun. Also macht uns Helen einen Hotspot, mit dem wir eines rufen können. Also tun wir das. Die App findet den Namen unseres Hotels nicht. Helen findet eines, dessen Name so ähnlich klingt.

Das stimmt uns jetzt nicht gerade zuversichtlich. Die telefoniert kurz herum und sagt, dass das schon das richtige Hotel ist. Na, mal sehen. Tatsächlich kommt unser Fahrer schon nach 2 Minuten daher. Es wird schon ein Plan geschmiedet, was gemacht wird, wenn wir jetzt zum falschen Hotel kommen. Aber unglaublicherweise kommen wir beim richtigen Hotel an.
Das ist ein großer Schritt in Richtung Weltherrschaft. Mura hat sich im Hotelshop um ca. € 1,50 ein Fertiggericht gekauft. Das hat das Essen selber, Wasser und den Wasserkocher mit dabei. Es schmeckt ungefähr so, wie es der Preis vermuten lässt. Jetzt, wo die Taskforce wieder vereint ist, hat keiner mehr den Nerv, ein Restaurant auszusuchen.

Gleich gegenüber vom Hotel ist ein Mäci. Also wird dort hin marschiert. Zu unserem großen Glück gibt es ein elektronisches Bestell-Terminal. Hier bei den Angestellten etwas zu bestellen und eine Bezahlmethode zu finden, ist von vorn herein zum Scheitern verurteilt. Nach ein wenig hin und her probieren lässt sich das Ding auch auf Englisch umstellen.

Das Essen schmeckt so wie auch daheim beim Mäc. Da weiß man immerhin, was man bekommt. Wir finden hier auch heraus, dass chinesische Jugendliche mindestens genauso verhaltensgestört äh… verhaltenskreativ sind, wie österreichische. Das macht Mut für die Zukunft. Dann wird zurück gegangen, denn jetzt sind alle todmüde.

Geschlafen werden kann nicht lange, denn schon um 0255 geht der Flieger nach Budapest. Das kann ja noch heiter werden. Oder auch wolkig, man wird sehen.