Tag 26 – Christchurch

Tagwache wurde heute für 0830 festgelegt. Damit wir an unserem letzten Morgen im Wohnmobil etwas länger liegen können. Wir werden diese Betten sicher vermissen. Wahrscheinlich. Vielleicht. Duschen sind auch hier nicht beschränkt. Das scheint ein Phänomen der Nordinsel gewesen zu sein. Oder sie haben in unserem Blog gelesen, dass wir uns darüber beschweren und die Zeitbeschränkungen schnell aufgehoben.

Das letzte Camping-Frühstück

Das letzte Camping-Frühstück

Der Pommesautomat ist heute am Sonntag in der Früh komischerweise nicht befüllt worden. So werden wir vielleicht niemals im Leben erfahren, wie Pommesautomatenpommes schmecken. Das ist natürlich ein großer Rückschlag auf dem Weg zur Weltherrschaft. Aber deswegen geben wir noch nicht auf. Vor der Weltherrschaft müssen wir aber noch allerhand Ballast loswerden. So brauchen wir einen Haufen Lebensmittel nicht mehr.

Diese spenden wir der Essensecke in der Küche. Dort gibt anscheinend jeder seine Lebensmittel ab, die er nicht mehr braucht. Ob sie tatsächlich jemand nimmt, oder ob sie dort regelmäßig vom Personal weggeschmissen werden. Wir werden es nie erfahren. Auch unsere Kohlen, Anzünder und den kleinen Ofen dafür stellen wir vor die Küche und schreiben einen Zettel drauf, dass es zur freien Entnahme ist.

Dann folgt noch das neuerliche Ausleeren von Klo- und Abwaschwasser. Obwohl Mura damit schon reichlich Erfahrung hat, verweigert er diesmal. Deshalb muss ICBeter ran und die Dumpstation bedienen. Hinter uns warten schon ein paar weitere Wohnmobile, die ihren Dreck auch loswerden wollen. Der Campingplatz ist überhaupt komplett voll. Wir haben keinen einzigen leeren Stellplatz gesehen. Und das, obwohl Nebensaison ist. Wer hier herkommen will, muss auf jeden Fall vorher reservieren.

Damit wir in einer Stunde mit dem Packen fertig sind, bekommt jeder 12 Minuten Zeit, seinen Koffer zu packen. Das schaffen alle, nur sind danach noch jede Menge Sachen übrig. Das Problem wird elegant dadurch gelöst, dass wir drei Müllsäcke hernehmen und alles übrig gebliebene dort hinein schmeißen.

Danach geht es auf den letzten Weg mit dem Wohnmobil. Naja, der vorletzte und zwar zur Tankstelle. Wir müssen das Wohnmobil vollgetankt zurückgeben. Aber dann kommt der letzte Weg zu Kea. Wir räumen alles auf einen Haufen am Parkplatz. Der Kea-Mensch schaut sich alles kurz an und gibt seinen Segen. Wir müssen also keine 500 $ zahlen. Wer hätte das gedacht. Mura erledigt noch ein paar Formalitäten und es werden uns zwei Taxis gerufen. Das Bringen zum Hotel ist nämlich inklusive.

In ein paar Minuten sind zwei Taxis da. Die Taxigesellschaft tut offenbar aktiv etwas gegen die Seniorenarbeitslosigkeit, denn beide Fahrer haben bestimmt schon jeweils 50 Jahre Berufserfahrung. Als sie angefangen haben, mussten sie das Taxi wahrscheinlich noch mit der Kurbel starten. Aber Erfahrung zahlt sich aus und so bringen sie uns sicher zu unserem Motel. Das Gepäck haben wir in Kofferräumen, Sitzen und sonstigen Zwischenräumen alles untergebracht.

Beim Motel checken wir an der Rezeption ein. Ja, es ist ein Zimmer für uns reserviert. Bestellt haben wir aber zwei. Da ist wohl was mit dem Online-Bestellsystem schief gegangen. Das waren sicher wieder die dunklen Mächte, die uns einen Stein in den Weg legen wollten. Dummerweise ist das ganze Motel belegt. Aber wir bekommen ein Zusatzbett ins Zimmer und müssen nur eines bezahlen. Das schont die Reisekasse.

Zuerst wird die Internet-Verbindung hergestellt. Es ist ein WLAN, in das man mit Username und Passwort einloggen muss. Bei der Rezeption fragen sie, welche Zimmernummer wir haben. Nummer 4. Dann ist der Username unit4 und das Passwort 1234. Es geht doch nichts über ein ausgeklügeltes Security-Konzept. Die Verbindung wird über einen Router an alle verteilt.

ICBeter und Tami machen sich dann auf, Christchurch zu erkunden. Die anderen drei hüten das Motelzimmer. Nicht, dass uns das auch noch abhanden kommt. Das Motel ist ziemlich nahe am Zentrum, man muss nur einfach hinein gehen. Theoretisch zumindest. Praktisch sind da Bauzäune im Weg. Und zwar welche, die ganze Stadtviertel umschließen. Christchurch ist im September und im Feber von zwei schweren Erdbeben erschüttert worden. Große Teile der Innenstadt sind seither zur „Roten Zone“ erklärt worden, die niemand betreten darf. Im Wesentlichen umfasst diese Zone das gesamte Stadtzentrum, also die Altstadt rund um die Kathedrale und Cathedral Square.

Buslinie durch die Rote Zone

Buslinie durch die Rote Zone

Hinter den Bauzäunen sieht man beschädigte Gebäude, zerbrochene Fenster und aufgerissene Straßen. Wir müssen einen ziemlichen Umweg gehen, um in die Nähe des Zentrums zu kommen. Dort gibt es eine stark frequentierte Fußgängerzone, wo für Touristen Geschäfte in Containern gebaut worden sind. Schließlich wird ihr Geld hier dringend gebraucht. Damit diese sich wenigstens ein bisschen was von der Altstadt anschauen können, gibt es einen eingezäunten Gehweg zum Cathedral Square.

Davor steht ein Schild, dass man von dort vielleicht nicht mehr lebend herauskommen wird, wenn es wieder ein Erdbeben geben sollte. Wenn’s weiter nichts ist… Wir gehen hinein und schauen uns die Red Zone aus der Nähe an. ICBeter war 2005 schon einmal hier als noch alles in Ordnung war. Er findet den Kentucky Fried Chicken wieder, in dem er damals gegessen hat.

2005

2005

2011

2011

Das Gebäude steht noch, ist aber ziemlich mitgenommen. Der kleine Park davor, der immer voller Menschen war ist jetzt leer und es liegen nur ein paar Betontrümmer herum. Cathedral Square, der große Platz vor der Kathedrale sieht weitgehend unbeschädigt aus. Mit Ausnahme der Kathedrale selbst, die ist fast komplett zerstört.

Es ist schon ein seltsames Bild, wenn man alles vor ein paar Jahren noch komplett intakt gesehen hat. Dann versperrt uns ein Bus die Sicht auf die Kirche, denn es gibt eine Buslinie durch die Rote Zone. Mit den Fahrgeldern dieser Linie wird der Wiederaufbau finanziert. Es ist auch die einzige Möglichkeit, derzeit die ganze Innenstadt zu sehen.

Wir verlassen die Rote Zone dann wieder und marschieren in Richtung Botanischem Garten. Es ist ein riesiges Areal in einem noch riesigeren Park, in dem verschiedene Abteilungen mit diversesten Pflanzen angelegt sind. Das Palmenhaus ist nicht zugänglich. Auch auf ihm klebt ein Zettel, der das Betreten nur in wichtigen Fällen erlaubt.

I never promised you a rose garden - but here it is

I never promised you a rose garden - but here it is

Auf allen Häusern in der Innenstadt klebt so ein Zettel. Entweder einer, der die Benutzung des Gebäudes freigibt oder einer, der das Betreten nur kurzfristig für wichtige Zwecke erlaubt oder einer, der es komplett sperrt. Dann geht es wieder zurück in Richtung Motel. Unterwegs wird eine Pizzeria gefunden, die nicht kaputt ist. Telefonisch werden die anderen alarmiert mit Instruktionen, wie der Pizzaschuppen zu erreichen ist.

Tonittt und Georgi kommen dann auch. Mura hütet weiterhin das Motelzimmer. Man kann ja nie wissen… Pizzas gibt es in klein, mittel oder groß. Groß ist so wie bei uns eine normale Pizza, mittel so wie bei uns die kleine. Wir wollen gar nicht wissen, wie die kleine ist. Für Mura bestellen wir nach dem Essen eine große Pizza zum Mitnehmen. Die kommt dann auch. Aber ohne Verpackung. Die können wir aber nachbestellen. Danach verlangen wir die Rechnung. Nach ein paar Minuten kommt die auch. Es sind alle Getränke drauf und Muras Pizza. Unsere vier Pizzas fehlen.

Um wieder gutes Karma zu sammeln, weisen wir die Kellnerin darauf hin und geben ihr gleich die Kreditkarte mit, damit sie das gleich eingibt und wir schneller heimkommen. Sie kommt dann mit einer zusätzlichen Rechnung zurück, hat es aber noch nicht auf die Kreditkarte gebucht. Sie geht also wieder weg um das zu tun. Danach kommt sie endlich mit dem Zettel zum Unterschreiben und alles ist erledigt. Muras Pizza ist inzwischen wahrscheinlich lauwarm. Verbrennt er sich wenigstens nicht die Schnauze. Am Heimweg wird noch Toastbrot und andere Sachen fürs Frühstück bei der Tankstelle gekauft.

Wieder im Zimmer meldet Mura, dass das Zusatzbett noch nicht angekommen ist. ICBeter geht daraufhin zur Rezeption um dort mal ordentlich Dampf zu machen, damit die Faulsäcke sich bewegen. Der Manager dort meint, er hätte das Bett schon vor einer Stunde hingebracht. Wahrscheinlich hat sich der Depp in der Zimmernummer geirrt. Er kommt mit ins Zimmer, um das zu klären.

Als er ins Zimmer reinkommt, fällt Mura wieder ein, dass das Bett ja eh schon gekommen ist und nur im zweiten Raum drinsteht. Da hat sich wieder einer ausgezeichnet… Der restliche Abend wird mit Ausnutzung der einigermaßen stabilen Internet-Verbindung verbracht.

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