Tag 33 – Hongkong

Um 1000 ist Tagwache. Der letzte Checkout aus dem letzten Hotel ist um 1200. Das sind christlichere Zeiten als in Neuseeland. Vor dem Verlassen des Hotels wird noch schnell online eingecheckt. Dann wird das Gepäck noch im Hotel deponiert. Sie stellen es nicht in den Müllraum, so wie in Auckland, sondern binden es einfach zusammen und stellen es in die Hotellobby.

Zuerst gibt es Branch. Frühstück ist ja im Hotel keines dabei. Weil schon ungefähr Mittagszeit ist, ist natürlich alles voller Leute in der Mall. Haben die am Sonntag nichts anderes zu tun? Sogar der KFC, wo gestern niemand war, ist heute rammelvoll. Aber vor dem Pizzahut steht niemand und wartet. Da wittern wir unsere Chance. Wir fragen nach einem Tisch für Fünf und bekommen ihn sofort!

Wir bestellen alle eine große Pizza, um nicht wieder so eine Pleite wie in Christchurch zu erleben. Außerdem mit Käse im Rand. Mura überlegt, nachher noch eine Nachspeise beim KFC zu holen. Am Tisch steht eine Broschüre, dass pro Mahlzeit ein Dollar für den Kampf gegen den Hunger in der Welt gespendet wird. Vorerst scheinen wir den Kampf gegen den Hunger zu verlieren. Aber nach einiger Zeit kommen die Pizzas doch. Außer Muras, der muss länger warten. Er hat die Pizza mit Käse-Finger-Rand bestellt.

Aber auch er bekommt sie letztlich. Es stellt sich sehr schnell heraus, dass die Angst mit eine großen Pizza mit Käserand nicht satt zu werden alles andere als berechtigt war. Mura ist der einzige, der seine Portion brav verputzt. Aber auch er müht sich sichtlich damit ab. ICBeter schaltet bei 50 % in den Rand-Überlassen-Modus, um wenigstens die Meeresfrüchte auf der Pizza alle essen zu können. Nach dem Essen schleppen wir uns mühsam aus dem Lokal. Immerhin müssen wir uns vermutlich jetzt keine Sorgen mehr um das Abendessen machen, das wir nämlich sicher ausfallen.

Zweistöckige Straßenbahn

Zweistöckige Straßenbahn

Sodann geht es zur U-Bahn. Es steht ein letztes Besichtigungsprogramm auf dieser Tour an. Wir fahren wieder hellblau-grün-rot, diese Farben haben sich in den letzten Tagen bewährt. Auf unseren Octopus-Karten ist auch noch genug Guthaben für den ganzen Tag fahren drauf. Das erste Ziel ist die Station „Central“, dort geht die historische Tramway auf den Victoria Peak hinauf. Diese ist Ende des 19. Jahrhunderts gebaut worden.

Mura hat aus dem Internet den richtigen Ausgang aus der U-Bahnstation herausgesucht. Die Ausgänge sind nicht mit Ost und West oder so angeschrieben, sondern mit A, B, C usw. numeriert. Meist geht es bis K. Bei jedem Ausgang gibt es dann noch mehrere Tore, durch die man raus gehen kann, die sind mit 1, 2, 3 usw. angeschrieben. Ein Ausgang hat also z. b. die Nummer K5.

Zum falschen Ausgang rauszugehen ist keine gute Idee, die Entfernung zwischen zwei Ausgänge kann schon so weit sein, wie eine Entfernung zwischen zwei U-Bahnstationen in Wien. Wir gehen bei J2 hinaus und sehen gleich den Weg zur Tram angeschrieben. Ein Pfeil zeigt nach oben, dort gehen wir hin. Nach ein paar Metern stellen wir fest, dass die Schienen schon unter uns liegen und wir wohl falsch sind.

Der Pfeil war anscheinend nur für die Warteschlange, wenn einmal mehr Leute da sind. Wir finden schließlich den richtigen Weg, müssen uns aber trotzdem anstellen. Damit wir uns nicht auch noch bei der Kassa anstellen müssen, zahlen wir mit der Octopus-Karte. Wir haben noch exakt so viel drauf, wie wir zum Rauf und Runter fahren brauchen.

Etwa eine halbe Stunde müssen wir warten, währenddessen können wir uns eine im Wartebereich befindliche Ausstellung über die Geschichte von Victoria Peak und die Tram anschauen. Im 2. Weltkrieg war der Berg schwer umkämpft und ist zu Weihnachten 1941 von den Japanern erobert worden. Die Bahn ist vorher ruiniert worden, damit sie nach der Eroberung nicht mehr funktioniert.

Tram auf den Victoria Peak

Tram auf den Victoria Peak

Schließlich kommen wir an die Reihe und fahren hinauf. Das kommt uns vor, wie die Auffahrt am Anfang einer Fahrt auf der Hochschaubahn. Die Bahn geht nicht wie etwa jene in Wellington schnurgerade nach oben und in konstantem Winkel, sondern macht Kurven und es geht manchmal steil nach oben und dann wieder sehr steil. Auf jeden Fall unglaublich, dass die Motoren das im 19. Jahrhundert gezogen haben.

Stammleser unseres Blogs wissen es schon, die Fahrt nach oben endet immer bei der Bergstation. Oben angekommen geht der Weg erst mal – viele ahnen es schon – durch einen Giftshop. Dann gibt es eine paar Rolltreppen nach oben, wo eine Aussichtsplattform ist. Da wir mit der Octopus-Karte reingegangen sind, haben wir kein Ticket dafür und müssen es extra kaufen. Von oben hat man einen ähnlich guten Ausblick wie vom Sky100. Man kann aber zusätzlich auf die andere Seite des Berges sehen.

Dann geht’s wieder nach unten. Es gibt dort noch einige Shops, Lokale und einen Kinderspielplatz. Wir sehen uns alles genau an und wollen dann wieder hinunter fahren. Aber Georgi ist inzwischen verloren gegangen. Wir setzen und hin und warten. ICBeter geht mal in das Gebäude mit der Tramstation hinein um ihn zu suchen. Als er nach 10 Minuten erfolglos zurückkehrt, ist Georgi aber schon wieder zur Truppe gestoßen.

Also kann es jetzt losgehen. Wir stellen uns wieder an – auch das können wir nach so viel Erfahrung schon perfekt – quetschen die letzten Dollar aus unseren Octopus-Karten raus und fahren nach unten. Wieder bei der Talstation angekommen schauen wir erst einmal, wie wir zum Central-Midlevel-Escalator kommen. Das ist nämlich das nächste, was wir uns anschauen. Es ist inzwischen dunkel geworden.

Central-Midlevel-Escalator

Central-Midlevel-Escalator

Der Escalator ist an allen Straßenecken angeschrieben, damit dumme Touristen ihn finden. Es ist im Prinzip nichts anderes als eine lange Rolltreppe den Berg hinauf. Nicht eine einzige lange Rolltreppe, sondern mehrere hintereinander. Aber dafür sehr viele. Da überwinden wir einige Höhenmeter. Und das alles zu Fuß! Oben angekommen kann man eigentlich nichts anderes machen, als wieder nach unten gehen.

Aber diesmal ohne Rolltreppe, denn die fährt nur nach oben. In die andere Richtung muss man die Stiegen benutzen – geschätzte 1000 Stufen. Wieder unten bewegen wir uns auf die nächstgelegene U-Bahnstation zu. Da unsere Octopus-Karten leer sind, müssen wir uns am Automaten Karten besorgen. Weil wir nicht genug Münzen haben und die dummen Automaten keine Scheine akzeptieren, gehen wir zum Customer Service. Dort gibt man uns auch keine Karten, aber immerhin Münzen für den Automaten.

Georgi riskiert es und geht mit der leeren Karte hinein. Reingehen geht immerhin, mal sehen ob er wieder rauskommt. Im Sonntagabend-Verkehr haben wir in der U-Bahn ein gewisses Sardinendosen-Erlebnis. Hier wird ausgetestet, wie viele Leute man in eine U-Bahn reinkriegen kann. So ähnlich wie bei den Rekordversuchen mit den Telefonhütten.

Kiwi in Hongkong

Kiwi in Hongkong

Wir treffen zu diesem Zeitpunkt auch die Entscheidung, nicht mit der U-Bahn zum Flughafen zu fahren. Nur weil wir diese Fahrt überlebt haben, muss man sein Glück nicht unnötig herausfordern. Zurück im Hotel geben wir dem Concierge die Telefonnummer von dem Shuttleservice, mit dem wir hergefahren sind. Den kann er nicht anrufen, weil sie mit denen keinen Vertrag haben. Ich kann selber anrufen oder sie geben uns eines von ihrer Firma, das um die Hälfte teurer ist.

Also ruft ICBeter einmal selber an, kann ja nicht so schwer sein. Er bestellt einen Van zum Flughafen. Brav wird der Name buchstabiert und angegeben, wieviele Leute von wo wohin fahren sollen. Sie kann uns im Computer nicht finden. Na dann soll sie uns doch eintippen. Als der Concierge sieht, dass das nichts wird, telefoniert er trotzdem mit ihnen. Er findet heraus, dass die Nummer, die wir haben für bereits reservierte Shuttles ist. Wir bekommen eine andere für Reservierungen.

ICBeter ruft dort wieder an und gibt brav Name, Anzahl der Passagiere, Start und Ziel an. Sie tippt alles ein. Sie kann uns im Computer nicht finden. … Der Concierge hat wieder Erbarmen und telefoniert wieder mit ihnen. Das war schon wieder eine Nummer für vorreservierte Shuttles. Jetzt reicht es uns und wir sagen ihm, er soll uns eines von seinem Vertragspartner schicken. Das tut er und es stellt sich heraus, dass es sogar billiger ist als das, mit dem wir gekommen sind. :-/

Das gute ist, dass es noch eine Dreiviertelstunde dauert, bis das Shuttle kommt. Also können wir noch die Hotelbar aufsuchen, was wir bis jetzt sträflich vernachlässigt haben. Wir bestellen jeder ein Getränk. Als es ausgetrunken ist, kommt ungefragt gleich ein neues. Das ist doch eher etwas ungewöhnliches. Wir spekulieren, ob das wegen der Happy Hour ist, die gerade ist, oder ob es proaktives Marketing ist, den Leuten einfach das nächste Bier hinzustellen, wenn ein Glas leer ist.

Als wir bezahlen, finden wir heraus, dass ersteres der Fall ist. Die Zusatzbiere sind nicht verrechnet worden. Na, wenn das kein Schritt in Richtung Weltherrschaft ist… Da Shuttle ist da. Nur ist es diesmal kein Siebensitzer, sondern ein Sechssitzer. Dort wo in der zweiten Reihe der Mittelsitz sein sollte, ist eine kleine Abstellfläche. Hier macht sich aber bezahlt, dass wir heute schon Erfahrung im Sardinendosentransport haben.

Der Chauffeur spielt Tetris mit uns und den Koffern. In der letzten Reihe sitzen Tonittt, Georgi und Tami auf den beiden Sitzen. Auf den Mittelsitzen sitzen ICBeter mit zwei Gepäckstücken vor den Füßen und eines am Schoß. Am anderen Sitz befinden sich zwei große Koffer. Tami bemängelt, dass sein Koffer einen besseren Platz bekommen hat, als er selbst.

Sardinen in der Dose

Sardinen in der Dose

Vorne am Beifahrersitz sitzt Mura mit ebenfalls einem kleinen Koffer auf dem Schoß. So geht es Richtung Flughafen. Bei der Fahrt stellen wir fest, dass es offenbar auch in der hiesigen Landessprache kein Wort für Sicherheitsabstand gibt. Das hatten wir schon irgendwo einmal. Wir kommen aber sicher an. Als wir zu den Schaltern von Qatar Airways gehen, kommen gerade die Angestellten und setzen sich an die Schalter. Wir sind also zum richtigen Zeitpunkt hier. Auch vor der Sicherheitskontrolle und bei der Ausreise gibt es keine Warteschlangen. Es zahlt sich aus, einen Flug zu nehmen, der nach Mitternacht beginnt.

Im Abflugbereich gibt es ein WLAN, das sogar ab und zu funktioniert, außerdem eine Ladestation für Handys. Nur die Stromsteckdosen sind nicht international, das würde zum Glück noch fehlen. Pünktlich beginnt der Checkin und wir steigen ein, um unsere Heimreise-Odysee zu starten.

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