Tag 20: Idaho

Guten Morgen, Sonnenschein. Der Sonnenschein kann aber nicht über die Temperaturen hinwegtäuschen, die hier in Yellowstone im Juni nachts herrschen. Nachdem wir vorgestern die Gasvorräte aufgeüllt haben, haben zwei Nächte die Gasbestände um ein Drittel reduziert. Der Frühstückstisch ist schön vorgewärmt, denn der Heizungsauslass ist unter dem Tisch.

Wir entscheiden uns, das ganze Wohnmobil einmal durchlüften zu lassen. Denn wenn jemand vom Campingplatz-Klo zurückkommt und meint, im Wohnmobil stinkt es, dann ist das auf jeden Fall eine gute Idee.

Nach den verschiedenen Experimenten mit Jalapeno-Spam etc. gehen wir diesmal wieder zum guten, 76 Jahre alten, konservativen Spam über. Ziemlich pünktlich um 1100 verlassen wir dann den Campingplatz. Es ist wieder hauptsächlich ein Fahrtag. Wir fahren bis zum Craters of the moon KOA. Dort werden wir sicher wieder Internet haben.

Zuerst müssen wir aber wieder quer durch den Yellowstone Nationalpark inklusive aller Staus, wenn irgend eine Art von Tier zu sehen ist. Nach dem Nationalpark kommen wir wieder nach Montana. In der ersten Stadt versuchen wir unser Glück mit Wardriving. Man muss ja nicht unbedingt auf den nächsten Campingplatz warten, um Internet zu haben. Leider versagen wir aber kläglich und kommen in kein einziges WLAN hinein. Ein schwerer Rückschlag auf dem Weg zur Weltherrschaft.

Bei dem ganzen Suchen nach WLANs fahren wir dann sogar auf dem falschen Weg raus aus der Stadt. Auf der Landstraße draußen suchen wir uns dann den denkbar ungünstigsten Platz zum Umdrehen aus. Schlaglöcher in Badewannengröße machen es zu einem Abenteuer. So können wir zwar noch einmal durch die Stadt fahren, haben aber wieder keinen Erfolg.

Danach geht es weiter unserem Ziel entgegen. Links und rechts der Straße stehen 2 Meter hohe Markierungen der Fahrbahnbegrenzung. Es könnte sein, dass der Schnee hier im Winter etwas höher liegt also sonstwo. Nach kurzer Fahrt kommen wir nach Idaho. Dass man in Idaho ist, merkt man in erster Linie daran, dass die Straßen augenblicklich schlechter werden.

Seltsame Fahrzeuge bevölkern die (schlechten) Straßen von Idaho

Seltsame Fahrzeuge bevölkern die (meist schlechten) Straßen von Idaho

Grundsätzlich ist es in den USA üblich, kaputte Straßen nicht zu reparieren, sondern Warnschilder aufzustellen. Das wird in Idaho perfektioniert. Wenn irgendwo der Straßenbelag zerbröselt ist, wird ein Warnschild hingestellt, die Geschwindigkeit auf 20 mph beschränkt und die Sache ist erledigt. Das ist effizient und spart einen Haufen Geld.

Langsam wird es wieder Zeit zu Tanken. Die Anzeige ist wieder bei einem Viertel angelangt. Die ersten Tankstellen bieten den Benzin um 3,79 $ pro Gallone an. Weil das noch nah am Nationalpark ist, denken wir uns, dass es schon noch billiger werden wird. Wir fahren also etwas weiter. Die näch Tankstelle verkauft das Zeug um 3,85 $, was keine Verbesserung darstellt. Also wieder weiter.

Bei der nächsten sind wir schon bei 3,99 $ und wir werden das Gefühl nicht los, dass wir immer weiter in Richtung teures Benzin fahren. Wenn das so weiter geht, kostet das Zeug noch so viel wie in Österreich. Das würde unserer Reisekasse den Gnadenstoß versetzen. Wieder eine Weile später kostet es wieder 3,85 $, was immerhin billiger ist als bei der vorigen.

Da es kaum noch billiger werden wird in diesem Staat, entschließen wir uns hier zu tanken. Als wir stehen bleiben, sehen wir, dass die Tankstelle „Last Chance General Store“ heißt. Da beschleicht uns irgendwie ein komisches Gefühl. Dieses bestätigt sich, als nach dem Tankbeginn der Preis an der Zapfsäule mit 3,909 $ angegeben wird. Darunter steht angeschrieben: 5 Cent Rabatt bei Barzahlung.

Da haben sie uns wieder mal eine Falle gestellt. Überall wird man hier abgezockt. Und Windschutzscheibenwaschwasser ist auch keines vorhanden. Ein dickes Minus für die Shell-Tankstelle. Die haben ihre letzte Chance bei uns verspielt. Aber immerhin haben wir jetzt wieder einen ¾ vollen Tank. Da man nur für 99 $ mit der Kreditkarte tanken kann, ist sich kein voller Tank ausgegangen.

Nach ein paar weiteren Meilen gibt es einen Fahrerwechsel. Die nächste Stunde fahren wir hinter einem Nissan her, der seinen Tempomaten auf 62 mph eingestellt hat. Wir tun also das selbe und fahren in gleichbleibendem Abstand hinter ihm her. Als uns das zu blöd wird, bleiben wir bei einem historic point stehen und machen einen Fahrerrückwechsel.

Alle Tankstellen, an denen wir von nun an vorbei kommen, verkaufen den Benzin um 3,79 $ pro Gallone. Bei der Fahrt sind wir bei vielen abgesperrten Arealen vorbeigekommen, die INL gehören. Wir wissen nicht, was das ist. Wir wundern uns nur, dass alles abgesperrt ist und außer uns hier kaum jemand fährt.

Kurz vor unserem Ziel sehen wir eine große Werbetafel, wo für das Pickles Place mit den „Famous Atomic Burgers“ geworben wird. Jetzt ist es nicht so, dass wir uns von Werbung beeinflussen ließen, aber da müssen wir unbedingt hin. Vorher checken wir aber noch beim KOA ein. Es ist ein kleiner Campingplatz, wir bekommen gleich einen Platz hinter dem Hauptgebäude, in dem Klo und WLAN-Antenne sind. Besser geht es nicht.

Außer uns sind noch zwei Wohnwägen und ein großes Zeltlager da. Es sieht aus wie ein „Occupy“-Lager. Die Klos sind geräumig und mit Musikbegleitung. Mit Musik sitzt man gleich viel besser bei wichtigen Geschäften. Als erstes zücken alle gleich ihre Laptops und Tablets um nach drei Tagen wieder ins Internet zu kommen.

In den vergangenen Tagen haben wir großen Respekt vor der Generation bekommen, die ein Leben lang ohne Internet auskommen musste. Lebensbedingungen, die man sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen kann… Irgendwann nimmt dann aber doch der Hunger überhand und wir erinnern uns an das Pickles Place.

Da es im Navi nicht vorkommt, müssen wir es händisch suchen. Mit nur einmal vorbeifahren finden wir es. Auf der Speisekarte sehen wir, warum die Burger „atomic“ heißen. Die Stadt Arco, in der unser Campingplatz liegt, war 1955 die weltweit erste, die mit Atomstrom versorgt worden ist. Ob die Burger radioaktiv sind, wissen wir nicht und fragen auch lieber nicht nach.

Frittierte Gurkerl sind die Spezialität des Pickels Place

Frittierte Gurkerl sind die Spezialität des Pickels Place

Die Spezialität hier sind die frittierten Gurkerl. Wir bestellen uns natürlich eine große Portion zur Vorspeise und alle außer Tonittt einen Atomic Burger. Das ist ein normaler Burger mit Champignons und Zwiebel. Das ganze schmeckt recht gut. Hinter dem Lokal ist ein hoher Berg, der mit großen Nummern „verziert“ worden ist.

Die Highschool-Abschlussklasse von 1920 hat eine große „20“ auf den Berg gemeißelt, um ihren Abschluss zu feiern. In Europa wären sie dafür ins Gefängnis gekommen, in den USA haben sie damit eine Tradition begründet und jede Klasse hat seither ihr Abschlussjahr in den Berg geklopft. Entsprechend sieht das ganze auch aus.

Keine Graffiti-Chaoten, sondern eine Tradition aus den 20er Jahren: Den Berg verschandeln

Keine Graffiti-Chaoten, sondern eine Tradition aus den 20er Jahren: Den Berg verschandeln

Gesättigt treten dann wir die Rückfahrt an. Am Campingplatz steht gerade die Besitzerin vor der Laundry und verkauft Eis. Eine große Eiskugel mit Schokosauce und bunten Sträußeln um 1 $ ist ein gutes Geschäft für uns.

Am Abend nutzen wir die Internetverbindung aus. Mura schaut dabei nach, was es über Arco so wissenswertes gibt. Dabei findet er heraus, dass es nicht nur die erste Stadt war, die mit Atomstrom versorgt worden ist, sondern dass hier in der Nähe auch die weltweit erste nukleare Katastrophe stattgefunden hat.

Es war eine experimenteller schneller Brüter, der in den 60er-Jahren kurz mal in die Luft geflogen ist. Die Verstrahlung wurde als nicht so schlimm eingestuft, weil eh nur ein beschränktes, dünn besiedeltes Gebiet in Idaho kontaminiert worden ist. Nämlich so ziemlich genau jenes, wo wir gerade sind. Wir werden alle sterben…

Strahlenschutz-Bunker aus den 60er Jahren?

Strahlenschutz-Bunker aus den 60er Jahren?

Jetzt wissen wir auch, warum Arco mit 995 Einwohnern die mit Abstand größte Stadt im ganzen County ist. Ach ja… ein paar Jahre nach der Explosion des schnellen Brüters ist auch noch ein wenig radioaktives Plutonium ausgetreten, weil jemand versehentlich einen Behälter geöffnet hat… Wenn uns morgen früh alle Haare ausgefallen sind, wissen wir wenigstens warum.

In der Hoffnung auf einen strahlenden Tag morgen gehen wir um ca. 0000 schlafen. Momentaner Standort: 43.627005,-113.295393

Tag 19: Yellowstone

Heute ist wieder Besichtigungstag. ICBeter und Georgi sind heute mit Duschen dran. Wir haben einen Gutschein für insgesamt 6 Duschen. Da wir drei Nächte da sind, kann nur einer zweimal duschen. Vor der Dusche stehen so 12 Leute an. Es gibt 8 Duschen, also geht es relativ flott voran. Beim Rausgehen ist die Schlange weg und man kommt sofort dran. Da haben sicher wieder die dunklen Mächte ihre Finger im Spiel gehabt.

Georgi bei der Besichtigung des Yellowstone River

Georgi bei der Besichtigung des Yellowstone River

Um ca. 1130 geht die Fahrt los. Erstes Ziel ist der Grand Canyon. Aber nicht der in Arizona, sondern der Grand Canyon of the Yellowstone. Das ist ein Canyon, den der Yellowstone River gegraben hat. Vorher gibt es noch ein paar Fotostopps. Am Canyon angekommen sehen wir uns die Upper Falls oben an der Wasserfallkante an. Man steht da oben und schaut dem Wasserfall beim Fallen zu.

Der Weg ist kurz genug, um Mura-kompatibel zu sein, also kommt er auch mit. Dann geht es weiter zu den Lower Falls. Die heißen nicht so, weil sie kleiner sind, sondern weil sie weiter unten sind. Die Lower Falls sind sogar viel höher als die Upper Falls. Diesmal ist der Weg etwas weiter, daher gehen nur ICBeter, Tonittt, Georgi und Tami hinunter.

Der Weg ist nur 600 Meter weit, aber dafür geht er 200 Höhenmeter hinunter. Die Leute, die herauf kommen schauen überhaupt nicht entspannt aus. Ganz im Gegensatz zu den Leuten, die nach unten gehen. Daraus schließen wir, dass hinunter die richtige Richtung ist und gehen dort hin. Wir haben eine tolle Kondition und kommen richtig flott voran.

Grand Caynon of the Yellowstone von den Lower Falls aus gesehen

Grand Canyon of the Yellowstone von den Lower Falls aus gesehen

Umso weiter wir nach unten kommen, umso entspannter werden die Leute, die nach oben gehen. Das muss der Einfluss des Wasserfalls sein. Schließlich kommen wir unten an. Wir blicken in den Grand Canyon hinein, dessen Wände schön gelb leuchten, weil wir das Glück haben, dass wieder die Sonne scheint. Beim Blick hinunter sehen wir zwei Regenbögen, die der Wasserfall macht.

Wir machen ein paar hundert Fotos und gehen dann wieder zurück. Der Weg nach oben dauert eine Spur länger also nach unten und wir beginnen zu ahnen, warum die Bergaufgeher weniger entspannt sind, als die Bergabgeher. Danach geht es ein Stück weiter zum nächsten Lookout. Dort beginnt auch der North Rim Trail. Das ist der Wanderweg entlang der Nordkante des Canyons.

Mounty am North Rim Trail des Grand Canyon of the Yellowstone

Mounty am North Rim Trail des Grand Canyon of the Yellowstone

Tami und ICBeter machen sich auf den Weg. Der Rest fährt mit dem Wohnmobil zum Parkplatz am Ende des Weges. Die Wanderung dauert nur ca. 30 Minuten. Ohne die paar hundert Fotos, die wir wieder gemacht haben, wäre es wohl noch kürzer gewesen. Weil wir heute noch nichts gesehen haben, das blubbert und stinkt, ist das nächste Ziel das Norris Geyser Basin. Nur Chuck Norris schafft es, dass im Yellowstone Nationalpark ein Geyser Basin nach ihm benannt wird.

Obwohl dunkle Wolken aufziehen, riskieren wir es, den langen Weg inklusive Verlängerung zu gehen. Georgi verzichtet auf die Verlängerung und Mura auf den ganzen Weg. Unsere Erwartungen ans Blubbern und Stinken werden voll erfüllt. Wir kommen an einem Geysir vorbei, dessen Ausbrüche zwischen 4 Tagen und 50 Jahren auseinander liegen. Der letzte Ausbruch war vor 8 Jahren. Da sollte es noch maximal 42 Jahre dauern bis zum nächsten Mal.

Nach kurzer Beratung entschließen wir uns aber, nicht so lange zu warten und gehen weiter. Der Himmel verdunkelt sich immer weiter, aber wir schreiten frohen Mutes voran. Inzwischen zieht ein kalter Wind auf. Da ist es sehr angenehm, sich in eine Wolke stinkenden Dampfes zu stellen und sich wärmen zu lassen. Leider gibt es solche Wolken nur hin und wieder.

Nach der Runde gehen wir zurück zum Wohnmobil. Kurz nachdem wir drin sind, fängt es zu schütten und zu hageln an. Da haben wir wieder perfektes Timing an den Tag gelegt. Aufgrund des Wetters wird der Besichtigungstag für beendet erklärt und wir fahren zurück zu unserem Campingplatz. Unterwegs gibt es einen großen Stau. Das kann nur eines heißen: Tiere in der Nähe. Im Yellowstone Nationalpark muss man niemals nach Tieren ausschauen, sondern nur nach Autos, die im Stau stehen. Wie erwartet handelt es sich um Bisons, die in einer riesigen Herde herumstehen und grasen. Manche wandern auch gemütlich über die Straße. Wir sehen auch einen Wasserbison. Also einen, der im Wasser steht.

Elch-Enten im Bach (frei übersetzt)

Elch-Ameisen im Bach (frei übersetzt)

Nach ein paar Meilen sehen wir noch eine Menschenmenge und bleiben dort stehen. Wir gehen den anderen nach und sehen zwar viel Landschaft aber keine Viecher. Irgendwo in der Ferne sollen Koyoten oder Wölfe sein. Wir nehmen das zur Kenntnis und gehen wieder. Wir haben da so eine Theorie. Man muss sich hier nur am Straßenrand hinstellen, Fotografieren und in eine Richtung zeigen und schon bildet sich ein Stau und eine Menschenmenge, die sich erst Stunden später auflöst.

Wir testen diese Theorie aber nicht, weil wir schon Hunger haben und heim wollen. Neben dem Visitor Center bei unserem Campingplatz sehen wir ein WLAN-Symbol angeschrieben. Da müssen wir natürlich hin. Also wir dort sind, steht das gleiche Zeichen noch einmal vor einem großen Freiluft-Amphietheater. Die Sitzreihen schauen genau so aus, wie die Funkwellen auf dem Wifi-Schild.

Die Bisons haben im Yellowstone Nationalpark keinen Stress

Die Bisons haben im Yellowstone Nationalpark keinen Stress

Da hat man uns wieder ordentlich in die Irre geführt. Weil das Visitor Center noch offen ist, gehen wir hinein. Es ist eine kleine Ausstellung mit einem angeschlossenen Giftshop. Dort kaufen wir noch ein paar Sachen, die dort zum Touristen-Abzocken herumliegen. Dann geht es endgültig zurück zu unserem Platz. Wir kochen und braten die restlichen Ess-Vorräte, die wir in Bozeman gekauft haben.

Es werden die restlichen Steaks gemacht und die 8 Hotdogs zubereitet. Mura macht sich einen Mischmasch aus Speck, Zwiebel und anderen gefährlichen Sachen. Mura und Tami brauchen noch die letzten beiden Gratisduschen auf.

Mura hat dann noch seinen persönlichen Kampf mit den Duschen. Er geht in die erste die frei wird hinein. Nach dem Test, ob eh Seife vorhanden ist beginnt er fröhlich die Duscherei. Oder nur fast, denn es kommt kein Wasser raus. Also wieder anziehen und in die nächste Dusche rein. Dort geht das Wasser. Dann kann es losgehen. Leider ist aber der Seifenspender leer. Aber eine dritte Dusche ist nicht frei. Also muss statt Seife eben doppelt so viel Wasser benutzt werden, das hat den gleichen Effekt.

Am Weg zum Zähneputzen nehmen Mura und Toni den Bär-Speer mit. Bären mussten sie zwar keine abwehren, aber dafür ein Kaninchen, dass sich ihnen gefährlich in den Weg gestellt hat. Die Gefahr wurde abgewehrt, obwohl sie neben dem Bär-Speer nur mit Handtüchern und elektrischen Zahnbürsten bewaffnet waren.

Georgi kommt nicht in sein Notebook hinein, weil das auf Fingerabdrücke eingestellt ist und er die Fingerabdrücke damals mit sauberen Fingern registriert hat. Aber auch das Problem kann gelöst werden und nach Vernichten weiterer Biervorräte wird der Tag für beendet erklärt.

Tag 18: Yellowstone

Heute müssen wir wieder mal nicht auschecken, weil wir drei Nächte auf diesem Campingplatz sind. Frühstück gibt es drinnen, weil draußen kein Tisch für uns steht. Heute gibt es Spam mit Jalapenos. Der schmeckt im Prinzip genauso wie der normale Spam, nur dass er schärfer ist. Aber immerhin gibt es einen Unterschied.

Am Morgen sehen wir, wie sich die Leute hier vor Bären schützen. Die lassen kleine Kinder mit Kaninchen an der Leine vor dem Wohnmobil auf und ab laufen. So sind sie selbst absolut sicher vor Bären-Angriffen. Ein neues Kaninchen ist schnell gekauft und ein neues Kind schnell gemacht. Da das gleich in unserer Nachbarschaft ist, hoffen wir, dass wir auch mit geschützt sind.

Georgi versucht noch einmal, das Blackwater zum Laufen zu bekommen, aber es hilft nichts. Kein pisschen fließt heraus. Also fahren wir ab. Zuerst zur Servicestation beim Campingplatz. Dort lassen wir unseren Gastank wieder auffüllen. Dafür muss nicht nur der Hauptgashahn abgedreht werden, sondern auch der Kühlschrank.

ICBeter fragt in der Zwischenzeit bei der Werkstatt nebenan, ob die unseren Blackwater-Auslass reparieren können. Aber leider machen die überhaupt keine Reperaturen am Abwassersystem. Nach dem Gastanken wird der Kühlschrank wieder aufgedreht, weil sonst werden unsere Sachen noch schlecht.

Yellowstone Lake mit einem kleinen Geysir

Yellowstone Lake mit einem kleinen Geysir

Dann geht die Besichtigungstour los. Wir fahren den Yellowstone Lake entlang. Das ist ein riesiger See, der den Vulkankrater des Yellowstone gefüllt hat. Yellowstone ist nämlich ein Supervulkan. Er bricht ca. alle 600.000 Jahre einmal aus. Der letzte Ausbruch ist schon etwa 650.000 Jahre her. Wenn er heute ausbricht, wird es für uns kurz und schmerzlos während der Rest der Welt einen langsamen Tod stirbt. Das stimmt uns froh und wir machen bei einem Stopp Fotos vom See.

Kurz vor der Abfahrt düngt Mura noch einmal den See, was uns vielleicht keine guten Karma-Punkte einbringen wird. Dann steuern wir unser erstes Ziel an, das West Thumb Geyser Basin. Das ist ein Areal, wo viele Löcher sind, aus denen heißes Wasser sprudelt. Das ist Wasser, das an der Magmakammer des Yellowstone vorbeigeflossen ist und sich dort erhitzt hat.

Irgendwann kommt es dann blubbernd und stinkend an die Oberfläche. Die Touristen kommen dann dort hin und schauen sich das an. Denn wenn etwas blubbert und stinkt, dann ist es auf jeden Fall etwas Tolles. Dort wo das Wasser abläuft und abkühlt, lagern sich Bakterien an, die alle bunte Farben haben. So ist alles dort orange, gelb oder grün. Das macht sich gut auf den Fotos.

Old Faithful Inn von Innen

Old Faithful Inn von Innen

Dann fahren wir weiter zur Hauptattraktion des Yellowstone Nationalparks: Dem Old Faithful Geyser. Übersetzt der alte verlässliche Geysir. Der heißt so, weil er regelmäßig ausbricht. Der nächste Ausbruch kann mit +/- 10 Minuten Genauigkeit vorausgesagt werden. Auf dem Weg dorthin fängt es zu tröpfeln an. Das See-Düngen hat uns also doch negatives Karma gebracht. Es gibt beim Old Faithful riesige Parkplätze, also haben wir kein Problem, einen für unser Wohnmobil zu finden.

Wir marschieren in eine der Lodges neben dem Geysir und schauen dort, wann der nächste Ausbruch angekündigt ist. Es ist 1420, derzeit ist es 1345. Das Wasser kommt also zwischen 1410 und 1430. Die Zeit bis dahin nutzen wir noch, um das Old Faithful Inn anzuschauen. Das ist ein über 100 Jahre altes Haus mit einem Restaurant drinnen. Es ist aber nicht original, sondern nach einem Brand komplett neu errichtet worden.

Dann gehen wir zum Geysir. Dort sitzen schon ein paar Tausend Touristen herum und warten auf das gleiche wie wir. Dass Wasser aus dem Loch in der Erde spritzt. Um 1419 kommen die ersten Spritzer. Es ist unglaublich, wie sehr sich erwachsene Menschen über in die Luft spritzendes Wasser freuen können. Gut, es blubbert, aber es ist viel zu weit weg um zu stinken.

Mounty schaut dem Old Faithful Geyser beim Ausbruch zu

Mounty schaut dem Old Faithful Geyser beim Ausbruch zu

Als der Zauber vorbei ist, verschwinden alle. Am Parkplatz geht es zu wie vor dem Happelstadion, wenn das Ländermatch aus ist. Aber wir kämpfen uns nach dem Motto „wer das größte Auto hat, hat Vorrang“ durch. Unterwegs zum nächsten Ziel, dem Midway Geyser Basin sehen wir viele Bisons neben der Straße grasen. Bisons sind offenbar ziemlich fotogeil, denn immer wenn irgendwo viele Touristen mit ihren Autos stehen und fotografieren, sind die Bisons auch gleich da.

Auf der weiteren Fahrt bestätigt sich dieser Verdacht, denn die Bisons lassen sich nirgendwo nieder, wo nicht mindestens 10 Touristen mit ihren Autos stehen und fotografieren. Dann kommen wir an unserem nächsten Zwischenziel an. Das Parken ist hier nicht so problemlos. Schon die Einfahrt gestaltet sich schwierig. Denn um sich die Parkplatzsuche zu sparen, parken einige gleich auf der kurzen Zufahrtstraße.

Die ist gerade breit genug für zwei Wohnmobile und es ist keine Einbahnstraße. Obwohl der Platz sehr belegt ist, finden wir hinter einem kleinen Bus noch einen Platz auf einem großen Busparkplatz. Hier gibt es nicht viele kleine Löcher, die blubbern und stinken, sondern drei große. Die blubbern viel weniger und stinken auch kaum. Vielleicht schauen die Touristen deswegen so enttäuscht drein.

Dafür sind sie schön bunt und dampfen zeimlich. Wenn man in den Dampf kommt, wird man zwar nicht gleich gegart, aber dafür läuft die Brille sofort an. Inzwischen ist die Sonne wieder herausgekommen. Da dampfen die Geyser gleich doppelt so hell. Bei der Abfahrt möchte ein großer Autobus auf unseren Parkplatz. Leider können wir noch nicht wegfahren, weil Tami noch am Klo ist.

Grand Prismatic Spring im Midway Geyser Basin

Grand Prismatic Spring im Midway Geyser Basin

Aber das Chaos ist am dem Parkplatz sowieso perfekt, also machen wir es auch nicht mehr viel schlimmer. Beim Rausfahren haben wir das gleiche Problem wie beim Reinfahren. Aber auch das wird souverän gemeistert. Weil es schon spät wird, tippen wir unseren Campingplatz in unser Old Faithful Navi ein und fahren zurück. Vorbei an Bisons, die sich neben fotografierenden Touristen niedergelassen haben bleiben wir dann noch bei einem Wasserfall stehen.

Gibbon Falls im Yellowstone Nationalpark

Gibbon Falls im Yellowstone Nationalpark

Dort stehen die Spezialisten mit ihren Pickups auf den Bus-Parkplätzen, weil sie wohl meinen, dass ein Pickup mindestens ein Kleinbus ist. Weil eh noch ein Platz frei ist, verzichten wir darauf, einen dieser Pickups mit dem Wohnmobil auf die Seite zu schieben. Bevor wir auf unserem Campingplatz ankommen, machen wir noch zwei weitere Stopps.

Einmal beim Sulphur Caldron, wo es viel stärker blubbert also überall anders wo wir waren und beim Mud Volcano, wo es viel stärker stinkt als überall anders. In Kombination sind die beiden die ideale Destination für Yellowstone-Besucher. Dann geht es endgültig zurück zum Campingplatz. Weil wir auch heute keinen Grillplatz haben, machen wir uns unsere Fleisch wieder in der Pfanne. Gas haben wir ja jetzt wieder.

Weil er sehr verlässlich arbeitet, darf Freddy III. sich den Dragon Mouth Spring anschauen

Weil er sehr verlässlich arbeitet, darf Freddy III. sich den Dragon Mouth Spring anschauen

Das funktioniert aber nicht. Der Gasherd wird aufgedreht und das Gas geht gleich wieder aus. Eine kurze Überprüfung ergibt, dass der Haupgashahn nicht wieder aufgedreht wurde. Wir haben also einen Tag mit abgeschaltetem Kühlschrank verbracht. Ein kurzer Blick hinein zeigt aber, dass alles kalt geblieben ist. Wieder mal Glück gehabt.

Weil wir unser Indoor-Klo ab sofort nicht mehr benutzen können und draußen die Bären lauern, hat Mura einen Bär-Speer geschnitzt. Eine gefährliche Waffe aus Holz mit einer Spitze vorne, vor der die Bären schon aus Angst weglaufen werden, wenn sie sie sehen. Heute Nacht werden wir sehen, ob es funktioniert.

Auch heute haben wir kein Internet. Deshalb muss wieder offline Unterhaltung gesucht werden. Ein paar Folgen „How I met your mother“ helfen dabei ungemein.

Tag 17: Yellowstone

Heute ist etwas früher Tagwache als sonst, denn heute ist wieder ein langer Fahrtag. Der Yellowstone Nationalpark ist heute das Ziel. Weil Sonnenschein und Temperatur stimmen, wird heute wieder draußen gefrühstückt. Freddy III. wird auf dem Stromanschluß der Nachbarn positioniert. Da der Platz frei ist, geht das. Bis jetzt ist er ein verlässlicher Toaster.

Freddy III. toastet im Freien am Deer Lodge KOA

Freddy III. toastet im Freien am Deer Lodge KOA

Georgi und ICBeter testen dann noch, ob man den Deckel der Kuchenverpackung aus dem Safeway als Fresbee benutzen kann. Es funktioniert. Danach ist er allerdings so mitgenommen, dass er entsorgt werden muss. Man muss halt jedes mal, wenn man spielen will, vorher Safeway-Kuchen kaufen.

Die Duschen sind gratis und gut, aber ziemlich eng. Mura findet außerdem heraus, dass wenn man eine bestimmte Größe hat, sich den Kopf an der Heizlampe verbrennen kann. Diese Erkenntnis geben wir gerne an alle unsere Blogleser weiter. Schon um 1130 verschwinden wir vom Campingplatz.

Mura, Mounty und Tami in Bozeman, Montana

Mura, Mounty und Tami in Bozeman, Montana

Auf der Fahrt kommen wir durch die ganze Welt. Amsterdam, Belgrad und Boston. Das erste Ziel ist Bozeman. Dort wird 2063 der Erstkontakt mit den Vulkanieren stattfinden. Das müssen wir uns natürlich ansehen. Außerdem war Sheldon dort, um sich in der Stadt anzusiedeln. Und wir müssen einkaufen gehen, weil wir heute noch nicht waren und jetzt zwei volle Tage im Nationalpark sein werden.

Wir finden einen K-Mart. Der sieht schön groß aus, da muss es alles geben. Es gibt auch alles – für den Haushalt. Außerdem viel zum Anziehen. Z. B. „American Patriotic T-Shirts“ mit patriotischen USA-Motiven. Made in Nicaragua. Die kosten wenigstens nur 6 $. Die größere Frechheit ist, dass die T-Shirts in den Souvenir-Shops um 22 $ auch wahlweise aus Nicaragua, Bangladesh, Mexiko oder Indien sind. Garantierte Qualitäts-Kinderarbeit. Rechnung nur 65 $.

Also müssen wir noch zu einem anderen Supermarkt. Wir finden einen Walmart. Dort wird der Rest eingekauft, den wir für heute noch brauchen. Diesmal ist die Rechnung mit rund 150 $ (inkl. 3 $ Spende für ein Krankenhaus) schon eher in unserer Kragenweite. ICBeter kauft sich dann noch ein Bozeman-T-Shirt. Ist aus Nicaragua, kostet aber wenigstens keine 22 $, sondern nur die Hälfte.

Mura holt sich noch einen Smoothie im angeschlossenen McDonalds und schon kann die Fahrt weitergehen. Tami hat sich im K-Mart einen Stromkonverter gekauft, aber Mura hat ihn gleich kaputt gemacht. Nach ein paar Fotostopps kommen wir am Beginn des Nationalparks an. Das Navi ist kurz vor der Einfahrt etwas verwirrt, aber wir finden trotzdem rein. Leider ist der Boiling River wegen Hochwasser gesperrt.

Das ist ein Fluss, in den heiße Quellen einfließen. Man kann sich dann zwischen dem kalten Flusswasser und dem heißen Quellwasser hineinsetzen. Da wird man abwechselnd gekocht und tiefgekühlt. Wir bleiben am Parkplatz des Boiling River, an dem steht, dass RVs hier verboten sind, stehen und machen ein paar Fotos.

Boiling River in Yellowstone - leider gesperrt

Boiling River in Yellowstone – leider gesperrt

Dann geht die Fahrt weiter zum Campingplatz. Es ist der Fishing Bridge Campround. Der einzige, der für RVs geeignet ist. Er ist ausgebucht, aber wir haben schlauerweise reserviert. Kurz vor dem Campingplatz sehen wir eine Menschenmenge am Straßenrand und ein paar Parkranger mit Gewehren herumlaufen. Entweder ist Charles Manson ausgebrochen und hat sich im Yellowstone Park versteckt, oder ein Bär ist da.

Bärli in Yellowstone

Bärli in Yellowstone

Nach ein paar hundert Meter Fahrt sehen wir, dass letzteres der Fall ist. Das ist schon der zweite Bär, den wir sehen und fotografieren können. Wir nennen ihn Bärli. Beim Checkin am Campingplatz sagt man uns, dass der Bär jeden Abend kommt und am Platz herumspaziert. Man soll also vorsichtig sein.

Wir nehmen unseren Platz ein und beginnen mit dem Projekt Essen. Da es keinen Griller vor dem Platz gibt und es verboten ist, im angrenzenden Wald ein Lagerfeuer zu machen, müssen wir unser Fleisch in der Pfanne machen. Da es kein Internet gibt und draußen die Bären sind, wird der Abend mit Filmschauen und Spielen verbracht.

Momentaner Standort: 44.564132,-110.367703

Tag 16: Deer Lodge

Heute ist wieder pünktlich Tagwache, denn wir checken aus dem Campingplatz aus. Christopher kommt nochmal vorbei und wünscht uns eine gute weitere Reise. Zum Frühstück gibt es diesmal Bacon Spam. Der sieht genauso aus wie der normale Spam, riecht genauso und schmeckt genauso. Mura hat die Spam-Abstinenz beendet. Der Normalzustand ist wieder hergestellt.

Wir fragen beim Office, wo die Dumpstation ist. Sie ist kaputt. Aber wir dürfen einen Full-Hookup-Platz verwenden, um unser Wasser zu lassen. ICBeter übernimmt das heute. Diesmal haben wir sogar Gummihandschuhe. Beim Blackwater, welches aus dem Klo kommt gibt es eine Überraschung: Nach Öffnen der Schleuse kommt nichts heraus. Sämtliche Reperaturversuche schlagen fehl.

Der Dreck muss weg. Wenn es funktioniert...

Der Dreck muss weg. Wenn es funktioniert…

Also wird ab sofort eine Klosperre verhängt. Alle Geschäfte müssen anderswo erledigt werden. Dann geht es los. Wir haben heute einen Fahrtag. Es gibt nichts zu besichtigen und nichts zu wandern. Morgen nachmittag wollen wir in Yellowstone sein. Da das eine ordentliche Strecke ist, müssen wir richtig Meilen machen.

Das Navi wird programmiert und auf geht es. 4,5 Stunden Montana liegen vor uns. Die erste davon geht durch das Reservat der Blackfoot-Indianer. Man erkennt das an den ganzen Casinos. Pausen machen wir bei „Historic Sites“. Das sind meist nur kleine Parkplätze, wo eine Tafel mit historischen Informationen steht. So finden wir heraus, dass die Stadt Augusta fast ausgestorben wäre, als in der Nähe eine Bahnstation und eine Bank gebaut wurden und alle Leute dort hin gezogen sind.

Unendliche Weiten, die noch nie zuvor ein ICBler gesehen hat...

Unendliche Weiten, die noch nie zuvor ein ICBler gesehen hat…

Ebenfalls sind wir jetzt Experten in der 100 Jahre alten Herstellung von Heuballen in Montana. Wir kommen zu einer Kreuzung von 2 Highways. Schon 200 Meter davor steht eine Warntafel, dass ein Stoppschild kommt und der Querverkehr nicht stoppt. Dann kommt ein doppeltes gelbes Blinklicht, das auf die Stopptafel hinweist. Dann kommt die große Stopptafel mit zwei roten Blinklichtern. Rund um die Kreuzung sind 9 weiße Kreuze aufgestellt. Es wird wohl einen Grund haben, warum diese Stopptafel fast so viele Lichter hat wie ein Casino in Las Vegas.

Als der Tank nur noch zu einem Achtel voll ist, denken wir daran, mal zu Tanken. Natürlich passiert das in einer Gegend, wo außer Bergen und Flüssen nichts existiert. Keine Anzeichen von Zivilisation. Nach einiger Zeit beginnt die Tankanzeige zu leuchten. Da haben wir ein Dejavu-Erlebnis. Als sich der Zeiger schon verdächtig dem linken Rand nähert, sehen wir eine Anzeige, dass in 10 Meilen eine Stadt kommt.

ICBeter lenkt das Wohnmobil direkt in den Jurassic Park

ICBeter lenkt das Wohnmobil direkt in den Jurassic Park

Das werten wir als positives Zeichen. Als die Stadt beginnt, sehen wir da nur ein paar verstreut herumstehende Häuser. Dann kommt wieder ein Waldstück ohne Zivilisation. Als wir uns schon damit abfinden, das Wohnmobil zu schieben, sehen wir neue Häuser. Die Stradt ist also noch nicht vorbei. Tatsächlich kommt eine Tankstelle und wir fahren kurzentschlossen hin.

Kanppe 170 $ schluckt die Zapfsäule und wir können unsere Fahrt fortsetzen. Das Ziel ist der KOA in Deer Lodge, Montana. In der Stadt gibt es auch einen Safeway. Der ist unser erstes Ziel. Wir decken uns wieder mit Lebensmitteln ein, erreichen aber diesmal bei Weitem die 200 $-Marke nicht. Ein schwacher Tag. Es werden noch 3 $ für die Krebsforschung gespendet, damit das gute Karma fürs Wetter nicht ausgeht.

Zum Abschluss werden noch ein paar Dollar in den Rubbellos-Automaten gesteckt. Schließlich haben wir unsere heutige Deppensteuer noch nicht entrichtet. Und das Letzte, das wir wollen ist Steuern hinterziehen.

Beim Anschauen der Safeway-Rechnung erleben wir dann eine freudige Überraschung: Die 4000 Beninzspar-Punkte für die 1000 $ Homedepot-Giftcards von Mura sind unserer Kundenkarte gutgeschrieben worden! Ab jetzt bekommen wir einen Dollar pro Gallone Rabatt bei Safeway-Tankstellen. Bleibt die Frage, wo die nächste Safeway-Tankstelle ist… Angeblich macht aber auch Exxon bei der Aktion mit. Wir werden euch darüber auf dem Laufenden halten.

So professionelle WLAN-Installationen macht nicht einmal WSM

So professionelle WLAN-Installationen macht nicht einmal WSM

Dann geht es direkt zum Campingplatz. Wir bekommen einen Platz direkt am Fluss. Schwimmen ist auf eigene Gefahr. Deshalb lassen wir es, obwohl es wirklich warm ist und die Sonne scheint. Wir haben auf unserem Platz 19 keinen Griller. Aber auf Platz 21 steht einer. Weil der unbesetzt ist, krallen wir uns den Grillplatz und machen unser eben erstandenes Fleisch dort.

Während des Essens werden wir Opfer eines koordinierten Angriffs eines Schwadrons Gelsen. Daher wird zum taktischen Rückzug geblasen und das Essen ins Wohnmobil verlegt. Wir werden noch eine Weile belagert, bis sich die Gelsen resignierend zurückziehen. Wieder eine Krise ausgestanden.

Weil wir heute vielleicht das letzte Mal für drei Tage Internet haben, wird die Verbindung am Abend noch einmal tüchtig ausgenutzt. Falls also länger nichts von uns zu hören ist, kann das entweder daran liegen, dass uns die Bären gefressen haben, oder dass wir im Yellowstone Nationalpark offline sind.

Momentaner Standort: 46.399206,-112.741703

Tag 15: Glacier NP

Da wir heute nicht auschecken müssen, weil wir 2 Nächte lang auf diesem Campingplatz sind, haben wir in der Früh weniger Stress als sonst. Die Duschen sind hier wie auf jedem KOA gratis und es kommt sogar genug Wasser heraus. Es kommt auch nicht aus dem Hochdruckreiniger wie in Lake Louise. Wir haben strahlenden Sonnenschein, die 3 $ von gestern waren gut investiert.

Gib dem Bären Pfeffer!

Gib dem Bären Pfeffer!

Christopher kommt um 1000 vorbei und bringt uns den Bärenspray. Er sieht aus wie ein kleiner Feuerlöscher. Nur dass vorne was raus kommt, das brennt statt löscht. Angeblich kann man damit 9 Meter weit feuern, aber wir wollen es lieber nicht ausprobieren. Frühstück gibt es wegen der Temperatur und dem Wind wieder drinnen.

Mura verzichtet heute auf Spam, was uns alle sehr beunruhigt. Hat ein böser Dämon von ihm Besitz ergriffen? Aber da dadurch eh nichts schlimmer werden kann, denken wir nicht weiter darüber nach. Nach dem Frühstück fahren wir in den Nationalpark. Weil Georgi einen ausgeborten Nationalparkpass hat, sparen wir 25 $ Eintrittsgeld. Wieder voll gespart!

Wir fahren zum Trailhead des Swiftcurrent Trail. Dort machen sich ICBeter, Tonittt und Tami auf den Weg. Es geht etwa 4 Meilen zum Bullhead Lake. Da heute viele Leute auf dem Weg unterwegs sind, stehen die Chancen gut, dass wir unseren Bärenspray nicht brauchen. Wir treffen auch viele Leute, die ebenfalls so bewaffnet sind. Tonittt hat außerdem seinen Leatherman mit, falls alle Stricke reißen sollten.

Das erste Stück geht durch den Wald, bis wir zum Fishercap Lake kommen. Es ist der erste und kleinste der drei Seen, die wir heute sehen werden. Es ziehen hin uns wieder Wolken auf, aber meistens scheint die Sonne. Da der Wind kühl daherbläst, kommen wir aber nicht ins Schwitzen. Es kommt dann eine kleine Hängebrücke, auf der steht, dass maximal eine Person drüber gehen darf. Wir fragen uns, ob das nicht auch mit mehreren geht, aber wir lassen es dann doch lieber nicht drauf ankommen.

Die ICB-Taskforce hat eine neue Pflanzenart entdeckt: Die Space Needle Flower

Die ICB-Taskforce hat eine neue Pflanzenart entdeckt: Die Space Needle Flower

Wir entdecken auch eine neue Pflanze, die aussieht wie Space Needle in Seattle. Wir nennen sie daher “Space Needle Flower”. Ein kurzes Googeln nach diesem Namen zeigt, dass diese Pflanze bis jetzt tatsächlich völlig unbekannt war und wir sie entdeckt haben!

Dann geht es über die Baumgrenze und es sind hauptsächlich Wiesen und Büsche da, was die Aussicht auf die Berge verbessert. Wir haben uns schon öfter gedacht, dass sie für die Touristen eigentlich alle Bäume fällen könnten, die irgendwelchen Bergen im Weg stehen. So sieht jedes Foto aus wie ein Gemälde von Bob Ross.

Dann kommt der zweite See, der Redrock Lake. Der ist wohl nach den roten Felsen benannt, die neben ihm herausragen. Am Ende des Sees sind die Redrock Falls. Ein schöner Wasserfall, der über die roten Felsen fällt. Dann geht es weiter zum dritten und letzten See, dem Bullhead Lake. Dort sitzen am Ufer zwei Mädels, die sich zu Tode erschrecken, als wir von hinten daherkommen.

Mounty am Bullhead Lake

Mounty am Bullhead Lake

Anscheinend sehen wir aus wie Bären. Gut, dass die beiden keinen Bärenspray haben. Nachdem wir ihnen aber glaubhaft versichert haben, keine Bären zu sein, sind sie wieder beruhigt. Am Ende des Sees ist ein Bach, über den keine Brücke führt. Das ist für uns das Zeichen zum Umkehren. Auf dem Rückweg sind die Mädels schon verschwunden. Wahrscheinlich haben sie Angst, dass wir doch Bären sind und wiederkommen könnten.

"One Hiker at a time" nehmen wir mal lieber ernst

“One Hiker at a time” nehmen wir mal lieber ernst

Tami streichelt auf dem Rückweg noch ein Erdhörnchen. Es gibt zwar am Eingang des Nationalparks ein Schild, dass alles Wildlife gefährlich ist, aber er geht aufs Ganze und riskiert es. Für die Weltherrschaft darf eben kein Wagnis zu groß sein. Der Rückweg sieht genauso aus wie der Hinweg, nur umgekehrt. Und das ist doch eine gewisse Abwechslung.

Redrock Falls, Glacier NP

Redrock Falls, Glacier NP

Nach etwa drei Stunden kommen wir zurück zum Wohnmobil. Die nächste Station ist der Sun Point. Wir müssen dazu aus dem Nationalpark rausfahren und weiter südlich wieder hinein. Leider dürfen Fahrzeuge über 21 Fuß nicht bis zu diesem Punkt fahren, also müssen wir vorher schon wieder umdrehen. Noch einmal mit einem etwa um die Hälfte zu langen Fahrzeug über eine Bergstrecke wollen wir uns dann doch nicht antun.

Gegenüber der Einfahrt zum Campingplatz gibt es ein Restaurant, dass und Christopher und Lenka gestern empfohlen haben. Das Johnson’s. Wir fahren also hin, da wir für heute kein Essen gebunkert haben. Es ist ein rustikal ausgestattetes Lokal. Beim Eingang steht ein Schild „Please seat yourself“. Man soll sich also selber hinsetzen.

Etwas enttäuscht, dass sich niemand für uns hinsetzt, machen wir das dann auch. Die Kellnerin bringt uns die Speisekarten und nimmt Getränkebestellungen auf. Bier haben sie keines. Es scheint ein Lokal zu sein, das aus der Zeit der Prohibition übrig geblieben ist. Also wird Cola bestellt. ICBeter vergisst natürlich wieder, ohne Eis zu bestellen.

Johnston's Restaurant

Johnson’s Restaurant

Das Gute am Colatrinken im Restaurant ist, dass immer gleich nachgeschenkt wird, wenn man das Glas oder den Becher leer getrunken hat. Wir bestellen alle Burger-Zeugs. Zu jeden Burger gibt es entweder eine Suppe oder Pommes. Mura beantwortet die Frage nach Suppe oder Pommes mit einem klaren „Yes“. Suppe und Pommes.

Zum Schluss bestellen wir uns noch einen Huckleberry Icecream Pie. Weil wir bei den Sitznachbarn schon gesehen haben, was das für ein Monstrum ist, bestellen wir eines für uns alle. Als es daher kommt, fragen die Leute an den Nachbartischen die Kellnerin, ob sie auch gleich einen Löffel haben können. Aber wir geben nix ab.

Mit vereinten Kräften wird der Icecream Pie niedergemacht. Zum Schluss tragen wir uns noch ins Gästebuch ein und zahlen. Beim Campingplatz angekommen wird es ernst mit dem Wäsche waschen. Es ist jetzt etwa die Hälfte der Tour vorbei. Das ist genau der richtige Zeitpunkt, um die Wäsche zu waschen, damit sie genau zum Ende der Tour wieder ausgeht.

Wir packen die ganze Dreckwäsche in Plastiksackerl, von denen wir geschätzte 12 Millionen Stück im Wohnmobil haben und marschieren zur Laundry. Einmal waschen kostet 2 $, die man mit 8 Quarter bezahlen muss. Es gibt eine Wechselmaschine, die 1 $ und 5 $ in Quarters wechselt. Wir schmeißen alles in die Maschine, stellen die Temperatur auf die Mittelstellung – da kann nichts schief gehen und gehen wieder.

Nach einer halben Stunde ist alles gewaschen. Es wäre zwar übertrieben, die Farbe der Hemden und T-Shirts als „weiß“ zu bezeichnen, aber so genau darf man das nicht nehmen. Dann geht es daran, die Sachen in den Trockner zu werfen. 6 Minuten kosten 25 Cent. Es gibt nur die Stellungen „warm“ und „hot“, keine Mittelstellung. Das ist natürlich eine kleine Krise. Wir entschließen uns, die kühlere Einstellung zu wählen und dafür gleich einen Dollar reinzuwerfen.

Das muss man aber wieder mit Quarter machen. Schnell wieder einen Dollar in die Maschine, es macht eine Knackser und nichts kommt raus. Wir kommen uns irgendwie vor, wie bei den einarmigen Banditen in Las Vegas. Nur dass man dort die Chance auf eine Million hat, bevor man sein Geld verliert. Alles zu verlieren mit der Chance, im Gewinnfall vier mal 25 Cent für einen Dollar zu bekommen, stimmt uns dann doch nicht so froh.

Also gehen wir zum Rezeption. Dort kennt man das anscheinend schon und gibt uns ohne zu Zögern 4 Quarter. Damit klappt dann auch das Trocknen. 24 Minuten läuft die Maschine. Als wir nach einer Stunde draufkommen, dass wir die Wäsche jetzt holen sollten, ist sie auch wirklich schon schön trocken.

Auch wenn das Internet hier recht zäh ist, wird der Tag mit Surfen und Blogschreiben zu Ende gebracht.

Tag 14: Montana

Heute wachen die ersten um 0930 auf. Es gibt zwei Gründe, heute nicht draußen zu Essen: Der fehlende Tisch und der starke Regen. Tami hat gestern beim Subway nicht ganz aufgegessen. Wir wissen also, wer schuld an dem Regenwetter ist. So fällt die Entscheidung, wo heute gefrühstückt wird relativ leicht. Beim Frühstücken haben wir schon Routine, Freddy III. toastet wesentlich verlässlicher als sein Vorgänger, deshalb ist das Futtern im Nu erledigt.

Als nächster Zielpunkt wird der East Glacier KOA in St. Mary einprogrammiert. Es sind 130 Meilen und 3,5 Stunden. Das kommt uns komisch vor, das muss doch viel schneller gehen. Aber schauen wir mal, dann sehen wir eh. Wir fahren bei strömendem Regen ab. Die Weisheit, dass Regen nach ein paar Minuten in strahlenden Sonnenschein mündet, gilt anscheinend nur in Kanada. Hier hält der Regen an.

Todes-Highway in Montana

Todes-Highway in Montana

Wir fahren offenbar auf einem Todes-Highway. Alle paar Kilometer finden sich weiße Kreuze am Straßenrand. Manche sind schon so verrostet, dass sie aus der Zeit der Pilgerväter stammen könnten. Vielleicht gibt es ja auch ein Kreuz für alle, die in Kämpfen mit den Indianern gefallen sind. Jedenfalls fahren wir etwas vorsichtiger, damit nicht bald 5 weitere Kreuze da sind.

Als wir in Whitefish, Montana ankommen, sehen wir eine Tafel, dass es in der Stadt Bauarbeiten gibt, und dass man eine alternative Route nehmen soll. Also bleiben wir bei einem Motel stehen und hoffen, dass wir dort ein offenes WLAN finden. Unglaublicherweise ist es tatsächlich so. Mura schaut im Web nach, wo man da anders fahren kann. So findet er zufällig heraus, dass die Straße quer durch den Glacier Nationalpark gesperrt ist. Diese Straße wollten wir eigentlich nehmen.

Wir sind uns nicht ganz sicher, ob die Straße wirklich unpassierbar ist, oder ob sie uns nicht nur von der Weltherrschaft abhalten wollen mit diesem bösen Trick. Also fahren wir mal bis zu der Abzweigung zu der Straße. Am Ende von Whitefish sehen wir plötzlich einen Safeway. Da gibt es natürlich kein Halten mehr. Wir nehmen uns wie immer 4 Parkplätze und marschieren hinein.

ICBeter geht gleich mal zum Customer Service und fragt nach, warum unsere Punkte noch nicht auf der Safeway-Karte sind. Die Mitarbeiterin verschwindet kurz mit der Karte und kommt dann mit der Info wieder, dass wir bei Safeway anrufen müssen und einen Code durchgeben müssen, der auf der Rechnung steht. Gut, dass das hier alles nicht kompliziert ist.

Vorher war noch eine Frau beim Customer Service, die ein ähnliches Problem hat. Sie hat Gift Cards gekauft und dafür keine Punkte gutgeschrieben bekommen. Sie bekommt die Info, dass sie Safeway-Giftcards hat, für die das nicht gilt. Aber sie kann diese Safeway-Giftcards verwenden, um Giftcards von anderen Firmen zu kaufen, dann bekommt sie die Punkte.

Wir füllen unser Einkaufswagerl an und als es randvoll ist, wissen wir dass wir alles haben. Selbst wenn wir noch nicht alles haben – wir kriegen nichts mehr rein. Also ab zur Kassa. Als wir uns anstellen kommt ein freundlicher Mitarbeiter und öffnet extra für uns eine neue Kassa. Während er alle Produkte über den Scanner zieht fragt er uns über alles aus.

Ob wir campen sind, wo wir bis jetzt waren, wo wir jetzt noch hinfahren, etc. Es ist ärger als auf der Grenze. Wir sind uns sicher, dass es sich um einen CIA-Agenten handelt. Die haben uns schon mit ihren Kameras erfasst und als wir zur Kasse gekommen sind, haben sie den Agenten geschickt. Anscheinend sind sie uns schon auf den Fersen. Wir geben aber nur unverdächtige Antworten, so als ob wir normale Touristen wären und nicht auf der Suche nach der Weltherrschaft.

Schließlich zahlen wir die Rechnung über schlappe 240 $. Davon sind 3 $ Spende an die Krebsforschung. Das wird uns wieder positives Karma bringen. Am Automaten beim Ausgang wird noch ein Rubbellos gekauft. Wir sind eh noch einige Tage in Montana, damit uns nicht die gleiche Pleite passiert wie in Alberta. Dann geht es weiter.

Bei der Abzweigung zur Going-to-the-sun-Road bleiben wir stehen. Es gibt dort ein Visitor Center, wo ICBeter mal nachfragt wie das jetzt eigentlich ist mit der Straße. Ja, man kann hineinfahren, aber nicht durchfahren. An der höchsten Stelle ist sie gesperrt.

Also nehmen wir die Ausweichroute. Unser Navi zeigt an, dass das 30 Meilen mehr sind, aber nur 6 Minuten länger zu fahren ist. Daraus schließen wir, dass wir diese 30 Meilen mit einer Geschwindigkeit von 300 Meilen pro Stunde fahren können. Das sind über 450 km/h. Darauf freuen wir uns schon.

Das Goldwaschen in Montana bringt keinen Reichtum

Das Goldwaschen in Montana bringt keinen Reichtum

Bei einem Fluß machen wir Pause. Mura holt das Goldwasch-Zeug heraus und versucht sein Glück. ICBeter geht nach ein paar Fotos wieder zurück ins Wohnmobil und versucht, dem Rubbellos einen Gewinn zu entlocken. Leider versagen alle kläglich. Kein Gold, kein Gewinn.

Als wir so dahin fahren, sehen wir dass eine weitere Straße, die wir nehmen wollen nur für Fahrzeuge bis 21 Fuß geeignet ist. Das macht uns insofern nachdenklich, als wir 30 Fuß haben. Wieder stehen wir vor der Frage, ob das erst gemeint ist, oder ob uns da wieder jemand von der Weltherrschaft abhalten will. Wir entscheiden uns für letzeres und nehmen diese Straße. Gleich am Anfang steht eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 25 mph. Das ist auch kein gutes Zeichen. Der Zustand der Straße und die vielen Kurven deuten aber darauf hin, dass das ernst gemeint ist.

Mit gelegentlichem kreativen Ausweichen auf die Gegenfahrbahn und langsamem Fahren schaffen wir es aber souverän bis ans Ende dieser Straße. Jetzt kann uns nichts mehr aufhalten, auch nicht der starke Seitenwind, der versucht uns von der Straße zu blasen. Wir kommen schließlich unbeschadet beim Campingplatz an. Wir sind dort in der A-Loop die einzigen Camper. Alle anderen stehen weit entfernt.

Anscheinend will man uns den anderen Kunden nicht zumuten. Vielleicht hat sich das schon herumgesprochen. Wenn wir auf den anderen KOA-Campingplätzen auch weiter von den anderen platziert werden, dann wissen wir es. Das Internet geht aber einigermaßen gut, die Klos sind auch nicht weit weg.

Dann geht ICBeter zu der Pizzeria, die gerade eingerichtet wird: „Pete’s Zzaria“. Christopher, der Chef der Pizzeria ist ein alter Bekannter von ihm. Dieser war im Jahr 2000 der Tourguide von einer Campingtour, die er gemacht hat. Damals in den alten Zeiten. Er gibt uns ein paar Wandertipps und verspricht, am Abend bei uns auf ein Bier vorbeizukommen.

Mura gibt den Indianern in den Bergen Rauchzeichen

Mura gibt den Indianern in den Bergen Rauchzeichen

Dann geht es ans Grillen. Das frische Fleisch vom Safeway will gleich verwertet werden. Als wir das Fleisch auf den Griller legen, haben wir einen neuen Freund gefunden. Ein schwarzer Hund kommt zu uns uns pirscht sich langsam in Richtung Griller an. Als er merkt, dass wir aufpassen wie die Schießhunde, setzt er sich ins Gras und beobachtet die Szene einfach mal.

Vermutlich wird der Hund jetzt bei uns bleiben, weil wir so gutes Fleisch haben. Deswegen nennen wir ihn Josef – das ist ein Name mit zwei Silben. Wir haben jetzt schon zwei Hunde: Franzi, Josef. Nachdem aber auch geduldiges Abwarten nichts bringt, verschwindet Josef wieder und ward den ganzen Abend nicht mehr gesehen.

Während dem Grillen finden wir einen neuen Freund

Während dem Grillen finden wir einen neuen Freund

Gegessen wird im Wohnmobil, da die Außentemperatur deutlich unter der Esstemperatur liegt und der Wind das Übrige dazu tut. Christopher hat uns gesagt, dass es erst jetzt so kalt geworden ist. In den letzten Tagen war es viel wärmer. Da haben wir es wieder gut erwischt. Außerdem hat er uns gesagt, dass die gesperrte Straße morgen (!) wieder eröffnet wird.

Nach dem Essen kommen Christopher und seine Frau Lenka zu Besuch, um mit uns eine Dose Bier zu leeren. Er erzählt uns allerhand, was wir hier alles machen können und verrät uns einen Platz im Yellowstone Nationalpark, wo man in heißen Quellen baden kann. Das ist dort nicht angeschrieben, weil sie nicht wollen, dass das jeder weiß. Das kann uns für die Weltherrschaft nur nützlich sein.

ICBeter findet sein Handy nicht. Aber da es über WLAN eine VOIP-Verbindung hat, kann er es mit seinem Notebook über VOIP anrufen und läuten lassen. Es findet sich in der Jackentasche wieder. Wieder eine Krise überstanden. Christopher wird uns morgen für die Wanderung einen Bären-Spray borgen. Das ist ein Pfefferspray, der 9 Meter weit pfeffern kann. Damit kann man böse Bären abwehren.

Dann gehen die beiden. Es wird noch kurz im Internet gesurft und Blog geschrieben und der Tag um ca. 0030 für beendet erklärt.

Momentaner Standort: 48.757398,-113.435989

Tag 13: Radium Hot Springs

Heute können wir eine Stunde länger schlafen, denn obwohl wir wieder um 1100 auschecken müssen, ist es eine Stunde später, weil wir auf Pacific Time umgestellt haben. Gut, dass wir nicht darauf vergessen haben. Wir sind halt schlaue Kerle. Gestern haben wir das Klo im Wohnmobil benutzt. Nicht, dass wir vor den Bären Angst gehabt hätten. Nein, nein, aber man muss die Bären ja am Abend nicht unbedingt stören…

Frühstück unter freiem Himmel

Frühstück unter freiem Himmel

Heute scheint wieder die Sonne. Wir wagen es daher, wieder draußen zu frühstücken. Wir wissen, dass hier Sonnenschein innerhalb von 30 Sekunden in Regenschauer umschlagen kann, aber Mut kann man bekanntlich nicht kaufen. Unsere Wagemutigkeit wird belohnt. Das Wetter hält bis zum Ende des Frühstücks durch.

Mit nur leichter Verspätung verlassen wir den Campingplatz. Das erste Ziel sind die heißen Bäder von Radium Hot Springs. Aufgrund des Namens nehmen wir an, dass es sich um heißes, radioaktives Wasser handelt. Da werden wir wenigstens wieder einmal richtig sauber. Die Fahrt dauert nur ein paar Minuten. Wir stellen uns auf den Parkplatz, obwohl der für Autos über 8 Metern verboten ist. Aber es sind über 90 % des Parkplatzes frei, also ist es egal.

Wir marschieren zum Eingang. Dort steht, dass man keine Wertsachen im Auto lassen soll, weil es häufig Einbrüche gibt. Wir haben im Wohnmobil 5 Notebooks, 4 Tablets, 5 Smartphones, 1 Fotoapparat, 1 Videokamera, 1 Makita-Set und alles Gold, dass wir gefunden haben. Wir lösen das Problem so, dass wir das Wohnmobil näher zur Straße stellen, damit man es besser sieht. Außerdem passt Franzi unser Hund immer brav auf. Den ganzen Tag schaut er bei der Tür hinaus.

Bei der Kasse sehen wir um 1145, dass die Uhr dort 1245 anzeigt. Das macht uns etwas nachdenklich. Auf Nachfrage sagt uns die Kassiererin, dass hier die Mountain Time gültig ist. Da haben wir uns wieder mal ausgezeichnet. Provinzgrenze bedeutet hier nicht automatisch Zeitgrenze. Und wir haben viel zu spät ausgecheckt.

Der cool Pool in Radium Hot Springs

Der cool Pool in Radium Hot Springs

Wir zahlen 6,50 $ Eintritt und stellen fest, dass die Kreditkarte von ICBeter tatsächlich wieder funktioniert. Wir marschieren ins Bad. Heute steht ein Erholungstag an. Es gibt hier erst mal einen Cool Pool. Dieses kühle Becken hat 29 °C Wassertemperatur. Das ist nur ein Grad mehr als auf den Malediven. Dann gibt es noch den warmen Pool mit 39 °C. Wem das zu kalt ist, der kann sich noch in den Hot Tub setzen. Dort soll man aber nur 10 Minuten drinnen bleiben.

Wir entscheiden uns erst mal für den warmen Pool. Mura und Georgi geben nach einigen Minuten aber auf und wechseln in den kühlen Pool. Die anderen drei folgen etwas später. Die blonde Rettungsschwimmerin, die vorher im warmen Pool war, kommt jetzt auch hier herüber. Wahrscheinlich steht sie auf uns und folgt uns daher.

Das Wasser riecht hier überhaupt nicht nach Thermalwasser. Wir vermuten daher, dass es gar kein Thermalwasser ist, sondern dass es sich dabei um den Sekundär-Kühlkreis eines Atomkraftwerkes handelt. Dieses Wasser riecht nach nichts, ist aber trotzdem warm und radioaktiv.

Später wird noch kurz der Hot Tub ausprobiert. Aber wir bleiben weniger als 10 Minuten. Dann kühen wir uns im 39 ° kühlen Wasser wieder ab. Nachdem wir ein paar Mal zwischen den beiden Pools hin und her gewechselt sind, machen wir uns wieder auf den Weg. Zuerst muss noch ein Postamt gefunden werden, denn ICBeter braucht noch Briefmarken. Er hat um zwei zu viel gekauft und zum Schluss sind ihm um zwei zu wenig übrig geblieben.

Im Supermarkt sagt man uns den Weg zur Post. Dort gibt es tatsächlich Marken zu kaufen und sie nehmen auch die Karten an. Da kann ja nichts mehr schief gehen. Nächste Station ist Eureka in Montana, USA. Unsere Zeit in Kanada ist abgelaufen.

Nach ein paar Stunden Fahrt kommen wir zur Grenze. Es stehen insgesamt nur etwa 5 Autos an. In der Gegenrichtung steht überhaupt keiner. Als wir dran kommen, schaut der Beamte unsere Pässe an und fragt uns, ob wir Lebensmittel mithaben. Nachdem wir sagen, wir haben alles mit, kommt er gleich mal ins Wohnmobil und schaut sich den Kühlschrank an. Er zieht sich aber nicht die Schuhe aus, was ihm böse Blicke von uns einbringt. Außerdem wird es ihm schlechtes Karma bringen. Er stellt noch ein paar unnötige Fragen und wir können weiter fahren. Keine Fotos, keine Fingerabdrücke, gar nichts. Vielleicht sollten wir immer über diesen Grenzübergang in die USA einreisen.

Mounty ist ganz aufgeregt, denn er ist zum ersten Mal in seinem Leben im Ausland. Hier ist er aber nicht mehr im Dienst, denn die Mounties sind nur in Kanada als Polizisten aktiv. Er ist jetzt also so wie wir anderen ein Tourist. Seine Uniform darf er aber behalten.

Die ICB-Taskforce hat einen ICB-Stromanschluss gefunden

Die ICB-Taskforce hat einen ICB-Stromanschluss gefunden

Der erste Weg in den USA führt uns zur Tankstelle. Obwohl der Tank schon wieder halb leer war, haben wir aufs Tanken in Kanada verzichtet. In den USA ist der Benzin halt deutlich billiger. Vor dem Tanken gehen wir aber noch zum Subway, der an die Tankstelle angeschlossen ist. Der Campingplatz ist nicht weit entfernt. Für das Internet braucht man kein Passwort. Das Klo ist groß und geräumig, nur kann man es nicht richtig versperren.

Der restliche Abend wird mit Filmschauen verbracht und der Tag dann für beendet erklärt. Momentaner Standort: 48.906961,-115.054793

Tag 12: Lake Louise

Um 0900 wachen die ersten auf. Trotz des Trommeln des Regens auf das Dach und der in ca. 50 Metern Entfernung vorbeifahrenden Züge haben alle recht gut geschlafen. Wenn man ordentlich müde ist, ist das kein Problem. Die Heizung ist in der Nacht einige Male angesprungen. Als wir vor die Türe treten, wissen wir auch warum. Warm ist anders. Aber das Wasser in den Lacken ist noch flüssig, also kann es nicht so schlimm sein.

Zur Dusche ist es nur halb so weit zu gehen wie gestern, aber das ist auch noch weit genug. Das Wetter kann man derzeit mit sonnig, heiter bis wolkig mit Regenschauern bezeichnen. Es gibt mal strahlenden Sonnenschein, dann bricht der Regenguss los, dann kommt wieder die Sonne, dann tröpfelt es daher, dann ist es bewölkt und nach ein paar Minuten wieder sonnig.

Nur Hagel ist keiner dabei. Aber wollen wir es mal nicht verschreien. Wegen des Wetters kommt ein Essen draußen nicht in Frage. Also wird wieder im Wohnmobil gegessen. Heute gibt es nicht etwa ganz normalen Spam. Heute gibt es den 75-Jahr-Jubiläums-Spam. Dieses Jubiläum war zwar schon 2012, aber in dem Zeug sind eh so viele Konservierungsmittel, dass es ewig hält.

Dann passiert etwas unglaubliches: Wir kommen vor der offiziellen Checkout-Zeit von 1100 aus dem Campingplatz! Und das, obwohl wir hier in der Zeitzone sind, in der wir eine Stunde früher raus müssen. Es geschehen noch Zeichen und Wunder… Beim Ausgang zahlen wir die Campingplatz-Gebühr und machen uns ans Tagewerk.

Als erstes wollen wir in die Stadt zum Wardriven. Wir haben schon lange kein Internet gehabt, also müssen wir irgendetwas tun. In die Stadt finden wir auch ohne Navi. Als wir ein paar Kilometer gefahren sind, merken wir, dass wir die Stadt schon hinter uns gelassen haben. Die gute Nachricht ist aber, dass wir zum Lake Louise unterwegs sind. Dort wollten wir heute sowieso hin. Also wird kurzfristig umdisponiert.

Auf dem Weg zum See fängt es wieder zu regnen an. Also wird der Plan dort zu wandern fallen gelassen. 5 Minuten später steigen wir am Parkplatz aus. Es ist herrlicher Sonnenschein. Wir marschieren zum See und machen ein paar Fotos, bevor die Sonne wieder verschwindet. Das tut sie aber nicht. Also gehen wir ein wenig dem Seeufer entlang.

Lake Louise, Banff NP

Lake Louise, Banff NP

Das Schlimme an Lake Louise ist das Hotel, dass sie direkt ans Seeufer gebaut haben. Es ist 8 Stockwerke hoch und fast so breit wie der ganze See. Am besten, man schaut nur in Richtung des Sees. Dort sieht man zwar viele Touristen, aber das ist nicht ganz so schlimm. Auf den Infotafeln lesen wir, dass der See bis Juni zugefroren ist. Das ist jetzt im Juni eine interessante Information.

Außerdem lesen wir, dass der See nach der englischen Prinzessin Louise, einer Tochter von Königin Victoria benannt ist. Genauso wie die Provinz Alberta. Prinzessin Louise hat nämlich auch noch Alberta geheißen. Dann fahren wir wieder in die Stadt. Diesmal aber mit Navi. Nicht, dass wir es brauchen würden, aber sicher ist sicher.

Bei dem Supermarkt, wo wir gestern eingekauft haben, finden wir ein offenes WLAN. Wir freuen uns aber zu früh, denn man muss sich danach im Browser einloggen. Wir fahren noch an einen anderen Ort, aber auch dort finden wir kein freies WLAN. Das ist nicht sehr freundlich den Touristen gegenüber. Das gibt einen Abzug in der B-Note. Wir müssen unverrichteter Dinge abziehen.

Nächstes Ziel ist der Moraine Lake. Es sind 15 km Anfahrt dorthin über eine steile Bergstraße. Aber unser Wohnmobil ist geländegängig. Außerdem kommen uns einige unbeschädigte Wohnmobile entgegen. Das stärkt unsere Zuversicht, dass wir es bis zum See schaffen werden. Wir kommen tatsächlich problemlos beim Parkplatz des Sees an.

Mounty am Moraine Lake, Banff NP

Mounty am Moraine Lake, Banff NP

Dort gibt es Parkplätze „for buses only“ und welche, die für RVs verboten sind. Wir beschließen daher, dass wir ein Bus sind. Außerdem stehen die anderen Wohnmobile auch auf den Busparkplätzen. Weil der Sonnenschein angehalten hat und nur blauer Himmel zu sehen ist, beschließen wir, die hier geplante Wanderung durchzuführen. Tami und ICBeter machen sich auf den Weg, das Ufer entlang bis zum anderen Ende des Sees zu gehen.

Als sie die ersten 100 Meter gegangen sind, fängt es an zu regnen. Und auch noch ziemlich stark. Und auch mit kleinen Hagelkörnern. Also wird Zuflucht unter ein paar großen Nadelbäumen gesucht. Wie erwartet endet das Sauwetter nach 10 Minuten und herrlicher Sonnenschein erleuchtet den See. Verblüffender Weise hält die Sonne bis zum Ende der Wanderung durch.

Bei der Rückkehr sind drei Parkranger am Ende des Parkplatzes, die das Fell eines toten Schwarzbären herzeigen. Dieser Bär hat sich an das Müll fressen gewöhnt und ist immer in die Ortschaft gelaufen, um sich neuen Müll zu holen. Es ist mehrfach versucht worden, ihn weit entfernt wieder auszusetzen. Aber er ist immer wieder gekommen.

Mounty hat einen Bären erlegt, weil er gefährlich wurde.

Mounty hat einen Bären erlegt, weil er gefährlich wurde.

Dann hat man versucht, ihn mit Gummigeschoßen oder lautem Knallen zu verschrecken, was bei den meisten Bären funktioniert. Aber auch das hat nicht geholfen. Als er dann gar keine Angst mehr vor Menschen hatte und aggressiv wurde, musste er dann 2009 erschossen werden. Jetzt wird er verwendet, um Touristen über die Bärengefahr aufzuklären.

Bevor wir weiterfahren, fahren wir noch zur Tankstelle. Der Tank ist schon wieder halb leer. Mura fährt anscheinend überhaupt nicht sparsam. Hier können wir auch gleich unsere Gewinn-Rubbellose einlösen. Das ist hier in Kanada nicht so einfach wie bei uns. Erst muss man hinten am Rubbellos seinen Namen und Adressen draufschreiben. Danach kann man es einlösen. Man bekommt das Los mit seiner Adresse hinten drauf zwar gleich wieder zurück, aber draufschreiben muss man es trotzdem.

Der beste Weg, mit Rubbellosen gewonnenes Geld zu investieren, ist wieder welche zu kaufen. Also werden um 9 $ drei weitere Lose erstanden. Zeit genug zum Einlösen gibt es aber, denn die Leute brauchen hier alle eine Viertelstunde zum Tanken.

Jetzt wird es Zeit, den nächsten Campingplatz einzuprogrammieren: Radium Hot Springs. Wir fahren die Autobahn Richtung Banff und biegen dann auf die Bundesstraße Richtung Kootenay Nationalpark ab. Am Anfang dieser Straße steht ein großes Schild, dass alle Fahrzeuge auf dieser Straße Winterreifen oder Schneeketten haben müssen. Das stimmt uns insofern traurig, als wir beides nicht haben.

Aber wir nehmen an, dass das nur ein plumper Versuch ist, uns an der Erringung der Weltherrschaft zu hindern und dass man hier nicht wirklich Winterreifen braucht. Unterwegs machen wir wie immer einige FPR-Pausen (Fotografieren, Pinkeln, Rauchen). Nach einiger Fahrzeit sehen wir neben der Straße ein großes Schild „Avalanche Area“. Wir befinden uns jetzt also auf dem Stammesgebiet der Avalanchen.

Es sieht hier auch komisch aus. Links und rechts sind Hügel voller abgebrannter Bäume. Soweit das Auge reicht ist nur verbrannte Erde zu sehen. Auf einer Infotafel, die wir bei einer FPR-Pause lesen sehen wir, dass das absichtlich angezündet wurde, um eine Borkenkäferplage zu besiegen. Dadurch, dass man immer alle Waldbrände gelöscht hat, sind alle Bäume alt geworden und die Borkenkäfer haben in den Wäldern fröhliche Urständ gefeiert.

Den letzten Stopp machen wir beim Continental Divide. Das ist die Trennlinie, von der westlich alles Wasser in den Pazifik fließt und alles östlich davon in den Atlantik. Diese Linie stellt auch gleichzeitig die Grenze zwischen den Provinzen Alberta und British Columbia dar. Und die Grenze zwischen den Nationalparks Banff und Kootenay. Das bedeutet nicht nur, dass alles Wasser, dass wir von jetzt an lassen in den Pazifik fließen wird statt in den Atlantik, sondern auch dass wir wieder in British Columbia sind und wieder mal die Uhren umstellen müssen. Wir haben wieder 9 Stunden Differenz zur Österreichzeit. Aber immerhin bedeutet das wieder eine Stunde später aufstehen.

Schwarzbär im Kootenay NP

Schwarzbär im Kootenay NP

Kurz vor Radium Hot Springs sehen wir dann einen Schwarzbären neben der Straße herumlaufen. Wir drehen schnell um, um Fotos zu machen. Ein paar hundert Meter weiter sehen wir noch einen. Jetzt wissen wir, warum wir auf der River Safari keinen gesehen haben. Die sind alle hier! Obwohl aller guten Dinge drei sind, sehen wir keinen dritten Bären mehr. Vielleicht sind Bären ja doch keine guten Dinge…

Das Navi führt uns genau zum Canyon RV Park. Als wir hinfahren, wissen wir, warum er so heißt. Wir fahren eine steile Straße hinunter. Der Campingplatz liegt unten am Fluss in einem richtigen kleinen Canyon. Die gute Nachricht: Wir haben endlich wieder Internet! Die lange Zeit der Abstinenz ist vorüber. Eine finsterer Zeitabschnitt ist zu Ende gegangen. Und die Verbindung ist sogar schnell und stabil.

Es gibt auch einen Grillplatz, auch wenn der sehr klein ist. Das Glück ist damit vollkommen, bis auf die Tatsache, dass wir heute noch nicht einkaufen waren. Es fehlen nämlich schon wieder einige Sachen in der Vorratskammer. Bei der Rezeption fragen wir nach dem nächsten Supermarkt und fahren hin. Bevor wir hinein gehen, rubbeln wir aber die in der Früh erstandenen Rubbellose auf, um Gewinne gleich einlösen zu können.

Tatsächlich gewinnen wieder 2 von 3 Losen. Diesmal gewinnt eines sogar mehr als den Einsatz. 8 $ Gewinn sind es diesmal. Wir nehmen eine Großpackung Feuerholz und allerlei Futter. Auch Schokolade wird eingelagert. Schoko mit Fairtrade-Siegel gibt es nur von Cadbury und da auch nur ein paar wenige Sorten. Kanada ist noch ein Entwicklungsland in Sachen Fairtrade. Immerhin ein Kaffee ist auch vorhanden.

Kurz bevor wir zur Kasse gehen, marschiert ICBeter noch zur Gambler-Ecke, wo es die Rubbellose gibt. Da gibt es eine böse Überraschung. Lose, die in Alberta gekauft wurden, können nicht in British Columbia eingelöst werden. Wir sind also um 8 $ umgefallen! Das ist wieder ein herber Rückschlag auf dem Weg zur Weltherrschaft! Falls jemand von euch demnächst nach Alberta kommt… wir haben Rubbellose zum Mitnehmen.

Dann geht es zurück zum Campingplatz. Wir beginnen sofort mit dem Grillen, denn wir wissen, dass man dem Wetter in diesem Land nicht trauen kann. Tonittt heizt ein Feuerchen an und dann wird das Fleisch gegrillt. Nachdem der erste Schub gegrillt wurde und der zweite aufgelegt, ist das Holz fast weggeglüht. Außerdem fängt es zu regnen an. Nachdem das Fleisch nach einer Viertelstunde gerade etwas warm geworden ist, müssen Maßnahmen ergriffen werden.

Mura haut noch die Kohlen auf das Holz. Damit sie schneller zu Glühen beginnen, holt er aus seinem Makita Set ein Elektrogebläse heraus und heizt den Kohlen damit ordentlich ein. So wird das auch mit seinen Bison-Steaks etwas. Die sind zwar zäh, aber mit viel Ketchup oder BBQ-Sauce schmeckt bekanntlich alles.

Das Klo auf diesem Campingplatz kann man von innen versperren. Damit ist nicht die einzelne Kabine gemeint, sondern das gesamte Klo. Vielleicht ist das so, damit man sich einschließen kann, wenn man gerade von einem Bären davon läuft. Im Klo hängen nämlich viele Zettel, die vor einem Bären warnen, der sich manchmal am Campingplatz herumtreibt. Mal sehen, was uns da heute noch alles erwarten wird.

Etwa um Mitternacht wird der Tag für beendet erklärt. Momentaner Standort: 50.627904,-116.06876

Tag 11: Banff NP

Gestern sind wir zwar mit dem Sonnenuntergang schlafen gegangen, aber mit dem Sonnenaufgang lieber nicht aufgestanden. Der ist irgendwann zwischen 0300 und 0400. Es gibt also tatsächlich ein paar Stunden Dunkelheit hier oben. Leider steht die Sonne um 0600 dann schon so hoch am Himmel, dass sie in die Fenster des Wohnmobils leuchtet, die nicht alle verdunkelt werden können. Das wäre also nichts für eine Lanparty.

ICBeter macht in der Früh die Wanderung zu den Duschen, die Tami schon am Vortag gemacht hat. So kann man auch gleich den ganzen Campingplatz besichtigen. Die Duschen sind gratis, aber man muss alle 30 Sekunden auf den Knopf drücken, damit das Wasser weiter läuft. Da kommt man ganz schön ins Schwitzen. Draußen ist es nicht gerade warm, so wird verhindert, dass man wie befürchtet nach dem Rückweg von der Dusche wieder verschwitzt ist. Das haben die hier klug eingerichtet.

Aufgrund der eher gemäßigt hohen Temperaturen wird heute wieder indoor gefrühstückt. Als heutiges Special gibt es zu den Spam-Toasts Thunfisch mit Zitrone und Dill. Außerdem gibt es Zwiebel, die vom gestrigen Abendessen übrig geblieben sind. Mit nur 30 Minuten Verspätung verlassen wir den Campingplatz. Das Wetter ist sonnig. Die 2 $ für gutes Karma waren gestern gut investiert.

Malign Canyon, Jasper NP

Malign Canyon, Jasper NP

Das heutige Besichtigungsprogramm beginnt unweit von Jasper im Malign Canyon. Wir fahren etwa 15 Minuten. Zur Besichtigung des Canyon gibt es drei verschiedene Wege. Den blauen, der nur 20 Minuten dauert, den braunen der ca. eine halbe Stunde dauert und den roten, der über 2 Stunden dauert. Mura und Tonittt wählen den blauen, der Rest geht den braunen Weg. Auf dem ist auch ein kleiner Wasserfall mit einem Regenbogen zu sehen. Auf dem blauen ein Wasserfall ohne Regenbogen.

Jasper NP

Jasper NP

Danach geht es wieder nach Jasper hinein, um im Giftshop Andenken zu kaufen. Denn unsere Tage in Kanada sind langsam gezählt und in den USA finden wir keine Kanada-Andenken mehr. Mura kauft einen ganzen Zoo von Bären und Elchen. Auch alle anderen decken sich ordentlich mit Ansichtskarten, Stofftieren, Kalendern und solarbetriebenen Wackelbären ein. Die Kreditkarte von ICBeter wird immer noch nicht akzeptiert.

Tami und Georgi nehmen Fahrt auf

Tami und Georgi nehmen Fahrt auf

Dann geht es noch zum Postamt wegen Briefmarken. Die akzeptieren keine ausländischen Kreditkarten, also müssen wir unsere letzten Bargeld-Reserven opfern. Damit sind wir für alles gerüstet und machen uns auf den Weg. Erstes Zwischenziel sind die Athabasca Falls. Die Parkplatz-Einfahrt wird prompt übersehn und so bleiben wir ein paar hundert Meter weiter weg stehen. So muss wieder eine kleine Wanderung eingeschoben werden, um zu den Fällen zu kommen.

Die nächste Station, die Sunwapta Falls übersieht unser Spezialist im Cockpit gleich komplett. Dafür wird dann unterwegs Pause gemacht und ein Fahrerwechsel durchgeführt. Bis zu den Columbia Icefields fährt ICBeter weiter. Das garantiert auch, dass dieses Zwischenziel nicht übersehen wird. Beim Visitor Center kann man sich entscheiden, ob man mit den Bussen dort auf den Athabasca Gletscher hinauffährt, oder ob man zu Fuß zum Beginn des Gletschers gehen will.

Die ICB-Taskforce sucht die Weltherrschaft auf den Columbia Icefields

Die ICB-Taskforce sucht die Weltherrschaft auf den Columbia Icefields

Wir entscheiden und für letzteres, da wir den Gletscher ja nur sehen und nicht darauf herum spazieren wollen. Man kann bis zu einem Parkplatz fahren und von dort etwa 300 Meter bergauf zum Beginn des Gletschers gehen. Oder zum Ende des Gletschers, je nachdem wie man es sieht. Auf dem gesamten Weg dorthin inklusive Straße zum Parkplatz ist angeschrieben, in welchem Jahr der Gletscher bis dorthin gegangen ist.

1844 ist er beim Visitor Center gewesen. Damals gab es allerdings noch kein Visitor Center. Die letzte Tafel ist von 2000 und der Gletscher ist bereits gut 50 Meter von dieser Tafel entfernt. Diesmal marschieren alle mit. Wir gehen soweit es erlaubt ist. Dann ist dort ein Absperrung und ein Haufen Warntafeln, man soll auf keinen Fall weiter gehen, wenn man nicht sterben will. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob das dort steht um uns an der Weltherrschaft zu hindern, oder ob es wirklich gefährlich ist. Wir entschließen uns aber, es nicht zu riskieren. In ein paar Jahrzehnten ist der Gletscher sowieso ganz weg, also kann er uns für die Weltherrschaft nicht sehr nützlich sein.

Dann geht es weiter zur letzten Zwischenstation. Dem Bow Summit Lookout, von dem man auf den Peyto Lake hinunterschauen kann. Der ist so blau, dass sie irgendwas hinein geschüttet haben müssen. Auf jeden Fall kann die Farbe nicht natürlich sein. Sie erinnert irgendwie an das blaue Zeug, das man in Campingklos schüttet.

Mounty über dem Peyto Lake

Mounty über dem Peyto Lake

Auf dem Weg vom Parkplatz zum Lookout liegt noch Schnee. Die Straßen sind aber frei und wir brauchen keine Schneeketten. Das nächste Ziel ist Lake Louise. Dort führt uns der erste Weg in den Supermarkt. Falls wir heute abend nicht grillen können, müssen wir uns wieder Alternativnahrung einlagern. Außerdem müssen die Spam-Vorräte erneuert werden. Heute hätten wir fast die Reserve-Dose, die in einem Extrafach liegt, aufmachen müssen.

Dann fahren wir zum Campingplatz. Es gibt wieder kein WLAN und keinen Grillplatz. Aber wir sind schon abgehärtet, was solche Widrigkeiten des Lebens betrifft. Am späten Abend fängt es dann zu regnen an. Das gute Karma ist komplett aufgebraucht. Aber immerhin war es tagsüber schön. Und zum Klo schaffen wir es gerade noch. Dort ist ein Handtrockner mit ca. 1000 Watt Ventilatorleistung installiert. Wenn man den einschaltet, geht im ganzen Gebäude der Wind.

Weil kein Grillplatz da ist, muss das Alternativessen verspeist werden. Mura, Tami und Georgi haben sich verschiedene Eintopf-Gerichte für die Mikrowelle besorgt. Mit vielen Gewürzen versetzt kann man die auch irgendwie essen. Tonittt und ICBeter haben sich Tortellini und eine Bolognese-Sauce gekauft. Nach der Pleite mit der gestrigen Sauce wird heute eine andere probiert. Die schmeckt auch tatsächlich wie Sauce Bolognese. Wir geben daher die Sauce Bolognese von Doas offiziell zum Verzehr frei. Dann gibt es noch ein NachspEis.

Es wird hier schon vor 2245 dunkel. Man merkt, dass wir schon weiter südlich sind. Und dass es bewölkt ist. Da es kein Internet gibt, werden heute Postkarten geschrieben. 1,85 $ muss man auf eine Karte picken. Die Touristen werden hinten und vorne ausgenommen. Ohne Internet ist es gar nicht so einfach Postkarten zu schreiben, denn niemand weiß irgendwelche Adressen auswendig. Also wird fleißig daheim angerufen.

Wir sind hier immer noch im Bärenland. Rund um den Zelt-Teil des Campingplatzes ist ein hoher, starker Zaun gezogen. Es sieht aus wie ein Kriegsgefangenenlager. Die Wohnmobil-Camper werden ihrem Schicksal überlassen. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir die Nacht überleben werden. Zumindest kann der Bär nicht alle 5 fressen.

Um 0000 wird der Tag für beendet erklärt. Momentaner Standort: N 51°24.961′, W 116°10.384′