Tag 14: Montana

Heute wachen die ersten um 0930 auf. Es gibt zwei Gründe, heute nicht draußen zu Essen: Der fehlende Tisch und der starke Regen. Tami hat gestern beim Subway nicht ganz aufgegessen. Wir wissen also, wer schuld an dem Regenwetter ist. So fällt die Entscheidung, wo heute gefrühstückt wird relativ leicht. Beim Frühstücken haben wir schon Routine, Freddy III. toastet wesentlich verlässlicher als sein Vorgänger, deshalb ist das Futtern im Nu erledigt.

Als nächster Zielpunkt wird der East Glacier KOA in St. Mary einprogrammiert. Es sind 130 Meilen und 3,5 Stunden. Das kommt uns komisch vor, das muss doch viel schneller gehen. Aber schauen wir mal, dann sehen wir eh. Wir fahren bei strömendem Regen ab. Die Weisheit, dass Regen nach ein paar Minuten in strahlenden Sonnenschein mündet, gilt anscheinend nur in Kanada. Hier hält der Regen an.

Todes-Highway in Montana

Todes-Highway in Montana

Wir fahren offenbar auf einem Todes-Highway. Alle paar Kilometer finden sich weiße Kreuze am Straßenrand. Manche sind schon so verrostet, dass sie aus der Zeit der Pilgerväter stammen könnten. Vielleicht gibt es ja auch ein Kreuz für alle, die in Kämpfen mit den Indianern gefallen sind. Jedenfalls fahren wir etwas vorsichtiger, damit nicht bald 5 weitere Kreuze da sind.

Als wir in Whitefish, Montana ankommen, sehen wir eine Tafel, dass es in der Stadt Bauarbeiten gibt, und dass man eine alternative Route nehmen soll. Also bleiben wir bei einem Motel stehen und hoffen, dass wir dort ein offenes WLAN finden. Unglaublicherweise ist es tatsächlich so. Mura schaut im Web nach, wo man da anders fahren kann. So findet er zufällig heraus, dass die Straße quer durch den Glacier Nationalpark gesperrt ist. Diese Straße wollten wir eigentlich nehmen.

Wir sind uns nicht ganz sicher, ob die Straße wirklich unpassierbar ist, oder ob sie uns nicht nur von der Weltherrschaft abhalten wollen mit diesem bösen Trick. Also fahren wir mal bis zu der Abzweigung zu der Straße. Am Ende von Whitefish sehen wir plötzlich einen Safeway. Da gibt es natürlich kein Halten mehr. Wir nehmen uns wie immer 4 Parkplätze und marschieren hinein.

ICBeter geht gleich mal zum Customer Service und fragt nach, warum unsere Punkte noch nicht auf der Safeway-Karte sind. Die Mitarbeiterin verschwindet kurz mit der Karte und kommt dann mit der Info wieder, dass wir bei Safeway anrufen müssen und einen Code durchgeben müssen, der auf der Rechnung steht. Gut, dass das hier alles nicht kompliziert ist.

Vorher war noch eine Frau beim Customer Service, die ein ähnliches Problem hat. Sie hat Gift Cards gekauft und dafür keine Punkte gutgeschrieben bekommen. Sie bekommt die Info, dass sie Safeway-Giftcards hat, für die das nicht gilt. Aber sie kann diese Safeway-Giftcards verwenden, um Giftcards von anderen Firmen zu kaufen, dann bekommt sie die Punkte.

Wir füllen unser Einkaufswagerl an und als es randvoll ist, wissen wir dass wir alles haben. Selbst wenn wir noch nicht alles haben – wir kriegen nichts mehr rein. Also ab zur Kassa. Als wir uns anstellen kommt ein freundlicher Mitarbeiter und öffnet extra für uns eine neue Kassa. Während er alle Produkte über den Scanner zieht fragt er uns über alles aus.

Ob wir campen sind, wo wir bis jetzt waren, wo wir jetzt noch hinfahren, etc. Es ist ärger als auf der Grenze. Wir sind uns sicher, dass es sich um einen CIA-Agenten handelt. Die haben uns schon mit ihren Kameras erfasst und als wir zur Kasse gekommen sind, haben sie den Agenten geschickt. Anscheinend sind sie uns schon auf den Fersen. Wir geben aber nur unverdächtige Antworten, so als ob wir normale Touristen wären und nicht auf der Suche nach der Weltherrschaft.

Schließlich zahlen wir die Rechnung über schlappe 240 $. Davon sind 3 $ Spende an die Krebsforschung. Das wird uns wieder positives Karma bringen. Am Automaten beim Ausgang wird noch ein Rubbellos gekauft. Wir sind eh noch einige Tage in Montana, damit uns nicht die gleiche Pleite passiert wie in Alberta. Dann geht es weiter.

Bei der Abzweigung zur Going-to-the-sun-Road bleiben wir stehen. Es gibt dort ein Visitor Center, wo ICBeter mal nachfragt wie das jetzt eigentlich ist mit der Straße. Ja, man kann hineinfahren, aber nicht durchfahren. An der höchsten Stelle ist sie gesperrt.

Also nehmen wir die Ausweichroute. Unser Navi zeigt an, dass das 30 Meilen mehr sind, aber nur 6 Minuten länger zu fahren ist. Daraus schließen wir, dass wir diese 30 Meilen mit einer Geschwindigkeit von 300 Meilen pro Stunde fahren können. Das sind über 450 km/h. Darauf freuen wir uns schon.

Das Goldwaschen in Montana bringt keinen Reichtum

Das Goldwaschen in Montana bringt keinen Reichtum

Bei einem Fluß machen wir Pause. Mura holt das Goldwasch-Zeug heraus und versucht sein Glück. ICBeter geht nach ein paar Fotos wieder zurück ins Wohnmobil und versucht, dem Rubbellos einen Gewinn zu entlocken. Leider versagen alle kläglich. Kein Gold, kein Gewinn.

Als wir so dahin fahren, sehen wir dass eine weitere Straße, die wir nehmen wollen nur für Fahrzeuge bis 21 Fuß geeignet ist. Das macht uns insofern nachdenklich, als wir 30 Fuß haben. Wieder stehen wir vor der Frage, ob das erst gemeint ist, oder ob uns da wieder jemand von der Weltherrschaft abhalten will. Wir entscheiden uns für letzeres und nehmen diese Straße. Gleich am Anfang steht eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 25 mph. Das ist auch kein gutes Zeichen. Der Zustand der Straße und die vielen Kurven deuten aber darauf hin, dass das ernst gemeint ist.

Mit gelegentlichem kreativen Ausweichen auf die Gegenfahrbahn und langsamem Fahren schaffen wir es aber souverän bis ans Ende dieser Straße. Jetzt kann uns nichts mehr aufhalten, auch nicht der starke Seitenwind, der versucht uns von der Straße zu blasen. Wir kommen schließlich unbeschadet beim Campingplatz an. Wir sind dort in der A-Loop die einzigen Camper. Alle anderen stehen weit entfernt.

Anscheinend will man uns den anderen Kunden nicht zumuten. Vielleicht hat sich das schon herumgesprochen. Wenn wir auf den anderen KOA-Campingplätzen auch weiter von den anderen platziert werden, dann wissen wir es. Das Internet geht aber einigermaßen gut, die Klos sind auch nicht weit weg.

Dann geht ICBeter zu der Pizzeria, die gerade eingerichtet wird: „Pete’s Zzaria“. Christopher, der Chef der Pizzeria ist ein alter Bekannter von ihm. Dieser war im Jahr 2000 der Tourguide von einer Campingtour, die er gemacht hat. Damals in den alten Zeiten. Er gibt uns ein paar Wandertipps und verspricht, am Abend bei uns auf ein Bier vorbeizukommen.

Mura gibt den Indianern in den Bergen Rauchzeichen

Mura gibt den Indianern in den Bergen Rauchzeichen

Dann geht es ans Grillen. Das frische Fleisch vom Safeway will gleich verwertet werden. Als wir das Fleisch auf den Griller legen, haben wir einen neuen Freund gefunden. Ein schwarzer Hund kommt zu uns uns pirscht sich langsam in Richtung Griller an. Als er merkt, dass wir aufpassen wie die Schießhunde, setzt er sich ins Gras und beobachtet die Szene einfach mal.

Vermutlich wird der Hund jetzt bei uns bleiben, weil wir so gutes Fleisch haben. Deswegen nennen wir ihn Josef – das ist ein Name mit zwei Silben. Wir haben jetzt schon zwei Hunde: Franzi, Josef. Nachdem aber auch geduldiges Abwarten nichts bringt, verschwindet Josef wieder und ward den ganzen Abend nicht mehr gesehen.

Während dem Grillen finden wir einen neuen Freund

Während dem Grillen finden wir einen neuen Freund

Gegessen wird im Wohnmobil, da die Außentemperatur deutlich unter der Esstemperatur liegt und der Wind das Übrige dazu tut. Christopher hat uns gesagt, dass es erst jetzt so kalt geworden ist. In den letzten Tagen war es viel wärmer. Da haben wir es wieder gut erwischt. Außerdem hat er uns gesagt, dass die gesperrte Straße morgen (!) wieder eröffnet wird.

Nach dem Essen kommen Christopher und seine Frau Lenka zu Besuch, um mit uns eine Dose Bier zu leeren. Er erzählt uns allerhand, was wir hier alles machen können und verrät uns einen Platz im Yellowstone Nationalpark, wo man in heißen Quellen baden kann. Das ist dort nicht angeschrieben, weil sie nicht wollen, dass das jeder weiß. Das kann uns für die Weltherrschaft nur nützlich sein.

ICBeter findet sein Handy nicht. Aber da es über WLAN eine VOIP-Verbindung hat, kann er es mit seinem Notebook über VOIP anrufen und läuten lassen. Es findet sich in der Jackentasche wieder. Wieder eine Krise überstanden. Christopher wird uns morgen für die Wanderung einen Bären-Spray borgen. Das ist ein Pfefferspray, der 9 Meter weit pfeffern kann. Damit kann man böse Bären abwehren.

Dann gehen die beiden. Es wird noch kurz im Internet gesurft und Blog geschrieben und der Tag um ca. 0030 für beendet erklärt.

Momentaner Standort: 48.757398,-113.435989

Tag 13: Radium Hot Springs

Heute können wir eine Stunde länger schlafen, denn obwohl wir wieder um 1100 auschecken müssen, ist es eine Stunde später, weil wir auf Pacific Time umgestellt haben. Gut, dass wir nicht darauf vergessen haben. Wir sind halt schlaue Kerle. Gestern haben wir das Klo im Wohnmobil benutzt. Nicht, dass wir vor den Bären Angst gehabt hätten. Nein, nein, aber man muss die Bären ja am Abend nicht unbedingt stören…

Frühstück unter freiem Himmel

Frühstück unter freiem Himmel

Heute scheint wieder die Sonne. Wir wagen es daher, wieder draußen zu frühstücken. Wir wissen, dass hier Sonnenschein innerhalb von 30 Sekunden in Regenschauer umschlagen kann, aber Mut kann man bekanntlich nicht kaufen. Unsere Wagemutigkeit wird belohnt. Das Wetter hält bis zum Ende des Frühstücks durch.

Mit nur leichter Verspätung verlassen wir den Campingplatz. Das erste Ziel sind die heißen Bäder von Radium Hot Springs. Aufgrund des Namens nehmen wir an, dass es sich um heißes, radioaktives Wasser handelt. Da werden wir wenigstens wieder einmal richtig sauber. Die Fahrt dauert nur ein paar Minuten. Wir stellen uns auf den Parkplatz, obwohl der für Autos über 8 Metern verboten ist. Aber es sind über 90 % des Parkplatzes frei, also ist es egal.

Wir marschieren zum Eingang. Dort steht, dass man keine Wertsachen im Auto lassen soll, weil es häufig Einbrüche gibt. Wir haben im Wohnmobil 5 Notebooks, 4 Tablets, 5 Smartphones, 1 Fotoapparat, 1 Videokamera, 1 Makita-Set und alles Gold, dass wir gefunden haben. Wir lösen das Problem so, dass wir das Wohnmobil näher zur Straße stellen, damit man es besser sieht. Außerdem passt Franzi unser Hund immer brav auf. Den ganzen Tag schaut er bei der Tür hinaus.

Bei der Kasse sehen wir um 1145, dass die Uhr dort 1245 anzeigt. Das macht uns etwas nachdenklich. Auf Nachfrage sagt uns die Kassiererin, dass hier die Mountain Time gültig ist. Da haben wir uns wieder mal ausgezeichnet. Provinzgrenze bedeutet hier nicht automatisch Zeitgrenze. Und wir haben viel zu spät ausgecheckt.

Der cool Pool in Radium Hot Springs

Der cool Pool in Radium Hot Springs

Wir zahlen 6,50 $ Eintritt und stellen fest, dass die Kreditkarte von ICBeter tatsächlich wieder funktioniert. Wir marschieren ins Bad. Heute steht ein Erholungstag an. Es gibt hier erst mal einen Cool Pool. Dieses kühle Becken hat 29 °C Wassertemperatur. Das ist nur ein Grad mehr als auf den Malediven. Dann gibt es noch den warmen Pool mit 39 °C. Wem das zu kalt ist, der kann sich noch in den Hot Tub setzen. Dort soll man aber nur 10 Minuten drinnen bleiben.

Wir entscheiden uns erst mal für den warmen Pool. Mura und Georgi geben nach einigen Minuten aber auf und wechseln in den kühlen Pool. Die anderen drei folgen etwas später. Die blonde Rettungsschwimmerin, die vorher im warmen Pool war, kommt jetzt auch hier herüber. Wahrscheinlich steht sie auf uns und folgt uns daher.

Das Wasser riecht hier überhaupt nicht nach Thermalwasser. Wir vermuten daher, dass es gar kein Thermalwasser ist, sondern dass es sich dabei um den Sekundär-Kühlkreis eines Atomkraftwerkes handelt. Dieses Wasser riecht nach nichts, ist aber trotzdem warm und radioaktiv.

Später wird noch kurz der Hot Tub ausprobiert. Aber wir bleiben weniger als 10 Minuten. Dann kühen wir uns im 39 ° kühlen Wasser wieder ab. Nachdem wir ein paar Mal zwischen den beiden Pools hin und her gewechselt sind, machen wir uns wieder auf den Weg. Zuerst muss noch ein Postamt gefunden werden, denn ICBeter braucht noch Briefmarken. Er hat um zwei zu viel gekauft und zum Schluss sind ihm um zwei zu wenig übrig geblieben.

Im Supermarkt sagt man uns den Weg zur Post. Dort gibt es tatsächlich Marken zu kaufen und sie nehmen auch die Karten an. Da kann ja nichts mehr schief gehen. Nächste Station ist Eureka in Montana, USA. Unsere Zeit in Kanada ist abgelaufen.

Nach ein paar Stunden Fahrt kommen wir zur Grenze. Es stehen insgesamt nur etwa 5 Autos an. In der Gegenrichtung steht überhaupt keiner. Als wir dran kommen, schaut der Beamte unsere Pässe an und fragt uns, ob wir Lebensmittel mithaben. Nachdem wir sagen, wir haben alles mit, kommt er gleich mal ins Wohnmobil und schaut sich den Kühlschrank an. Er zieht sich aber nicht die Schuhe aus, was ihm böse Blicke von uns einbringt. Außerdem wird es ihm schlechtes Karma bringen. Er stellt noch ein paar unnötige Fragen und wir können weiter fahren. Keine Fotos, keine Fingerabdrücke, gar nichts. Vielleicht sollten wir immer über diesen Grenzübergang in die USA einreisen.

Mounty ist ganz aufgeregt, denn er ist zum ersten Mal in seinem Leben im Ausland. Hier ist er aber nicht mehr im Dienst, denn die Mounties sind nur in Kanada als Polizisten aktiv. Er ist jetzt also so wie wir anderen ein Tourist. Seine Uniform darf er aber behalten.

Die ICB-Taskforce hat einen ICB-Stromanschluss gefunden

Die ICB-Taskforce hat einen ICB-Stromanschluss gefunden

Der erste Weg in den USA führt uns zur Tankstelle. Obwohl der Tank schon wieder halb leer war, haben wir aufs Tanken in Kanada verzichtet. In den USA ist der Benzin halt deutlich billiger. Vor dem Tanken gehen wir aber noch zum Subway, der an die Tankstelle angeschlossen ist. Der Campingplatz ist nicht weit entfernt. Für das Internet braucht man kein Passwort. Das Klo ist groß und geräumig, nur kann man es nicht richtig versperren.

Der restliche Abend wird mit Filmschauen verbracht und der Tag dann für beendet erklärt. Momentaner Standort: 48.906961,-115.054793

Tag 12: Lake Louise

Um 0900 wachen die ersten auf. Trotz des Trommeln des Regens auf das Dach und der in ca. 50 Metern Entfernung vorbeifahrenden Züge haben alle recht gut geschlafen. Wenn man ordentlich müde ist, ist das kein Problem. Die Heizung ist in der Nacht einige Male angesprungen. Als wir vor die Türe treten, wissen wir auch warum. Warm ist anders. Aber das Wasser in den Lacken ist noch flüssig, also kann es nicht so schlimm sein.

Zur Dusche ist es nur halb so weit zu gehen wie gestern, aber das ist auch noch weit genug. Das Wetter kann man derzeit mit sonnig, heiter bis wolkig mit Regenschauern bezeichnen. Es gibt mal strahlenden Sonnenschein, dann bricht der Regenguss los, dann kommt wieder die Sonne, dann tröpfelt es daher, dann ist es bewölkt und nach ein paar Minuten wieder sonnig.

Nur Hagel ist keiner dabei. Aber wollen wir es mal nicht verschreien. Wegen des Wetters kommt ein Essen draußen nicht in Frage. Also wird wieder im Wohnmobil gegessen. Heute gibt es nicht etwa ganz normalen Spam. Heute gibt es den 75-Jahr-Jubiläums-Spam. Dieses Jubiläum war zwar schon 2012, aber in dem Zeug sind eh so viele Konservierungsmittel, dass es ewig hält.

Dann passiert etwas unglaubliches: Wir kommen vor der offiziellen Checkout-Zeit von 1100 aus dem Campingplatz! Und das, obwohl wir hier in der Zeitzone sind, in der wir eine Stunde früher raus müssen. Es geschehen noch Zeichen und Wunder… Beim Ausgang zahlen wir die Campingplatz-Gebühr und machen uns ans Tagewerk.

Als erstes wollen wir in die Stadt zum Wardriven. Wir haben schon lange kein Internet gehabt, also müssen wir irgendetwas tun. In die Stadt finden wir auch ohne Navi. Als wir ein paar Kilometer gefahren sind, merken wir, dass wir die Stadt schon hinter uns gelassen haben. Die gute Nachricht ist aber, dass wir zum Lake Louise unterwegs sind. Dort wollten wir heute sowieso hin. Also wird kurzfristig umdisponiert.

Auf dem Weg zum See fängt es wieder zu regnen an. Also wird der Plan dort zu wandern fallen gelassen. 5 Minuten später steigen wir am Parkplatz aus. Es ist herrlicher Sonnenschein. Wir marschieren zum See und machen ein paar Fotos, bevor die Sonne wieder verschwindet. Das tut sie aber nicht. Also gehen wir ein wenig dem Seeufer entlang.

Lake Louise, Banff NP

Lake Louise, Banff NP

Das Schlimme an Lake Louise ist das Hotel, dass sie direkt ans Seeufer gebaut haben. Es ist 8 Stockwerke hoch und fast so breit wie der ganze See. Am besten, man schaut nur in Richtung des Sees. Dort sieht man zwar viele Touristen, aber das ist nicht ganz so schlimm. Auf den Infotafeln lesen wir, dass der See bis Juni zugefroren ist. Das ist jetzt im Juni eine interessante Information.

Außerdem lesen wir, dass der See nach der englischen Prinzessin Louise, einer Tochter von Königin Victoria benannt ist. Genauso wie die Provinz Alberta. Prinzessin Louise hat nämlich auch noch Alberta geheißen. Dann fahren wir wieder in die Stadt. Diesmal aber mit Navi. Nicht, dass wir es brauchen würden, aber sicher ist sicher.

Bei dem Supermarkt, wo wir gestern eingekauft haben, finden wir ein offenes WLAN. Wir freuen uns aber zu früh, denn man muss sich danach im Browser einloggen. Wir fahren noch an einen anderen Ort, aber auch dort finden wir kein freies WLAN. Das ist nicht sehr freundlich den Touristen gegenüber. Das gibt einen Abzug in der B-Note. Wir müssen unverrichteter Dinge abziehen.

Nächstes Ziel ist der Moraine Lake. Es sind 15 km Anfahrt dorthin über eine steile Bergstraße. Aber unser Wohnmobil ist geländegängig. Außerdem kommen uns einige unbeschädigte Wohnmobile entgegen. Das stärkt unsere Zuversicht, dass wir es bis zum See schaffen werden. Wir kommen tatsächlich problemlos beim Parkplatz des Sees an.

Mounty am Moraine Lake, Banff NP

Mounty am Moraine Lake, Banff NP

Dort gibt es Parkplätze „for buses only“ und welche, die für RVs verboten sind. Wir beschließen daher, dass wir ein Bus sind. Außerdem stehen die anderen Wohnmobile auch auf den Busparkplätzen. Weil der Sonnenschein angehalten hat und nur blauer Himmel zu sehen ist, beschließen wir, die hier geplante Wanderung durchzuführen. Tami und ICBeter machen sich auf den Weg, das Ufer entlang bis zum anderen Ende des Sees zu gehen.

Als sie die ersten 100 Meter gegangen sind, fängt es an zu regnen. Und auch noch ziemlich stark. Und auch mit kleinen Hagelkörnern. Also wird Zuflucht unter ein paar großen Nadelbäumen gesucht. Wie erwartet endet das Sauwetter nach 10 Minuten und herrlicher Sonnenschein erleuchtet den See. Verblüffender Weise hält die Sonne bis zum Ende der Wanderung durch.

Bei der Rückkehr sind drei Parkranger am Ende des Parkplatzes, die das Fell eines toten Schwarzbären herzeigen. Dieser Bär hat sich an das Müll fressen gewöhnt und ist immer in die Ortschaft gelaufen, um sich neuen Müll zu holen. Es ist mehrfach versucht worden, ihn weit entfernt wieder auszusetzen. Aber er ist immer wieder gekommen.

Mounty hat einen Bären erlegt, weil er gefährlich wurde.

Mounty hat einen Bären erlegt, weil er gefährlich wurde.

Dann hat man versucht, ihn mit Gummigeschoßen oder lautem Knallen zu verschrecken, was bei den meisten Bären funktioniert. Aber auch das hat nicht geholfen. Als er dann gar keine Angst mehr vor Menschen hatte und aggressiv wurde, musste er dann 2009 erschossen werden. Jetzt wird er verwendet, um Touristen über die Bärengefahr aufzuklären.

Bevor wir weiterfahren, fahren wir noch zur Tankstelle. Der Tank ist schon wieder halb leer. Mura fährt anscheinend überhaupt nicht sparsam. Hier können wir auch gleich unsere Gewinn-Rubbellose einlösen. Das ist hier in Kanada nicht so einfach wie bei uns. Erst muss man hinten am Rubbellos seinen Namen und Adressen draufschreiben. Danach kann man es einlösen. Man bekommt das Los mit seiner Adresse hinten drauf zwar gleich wieder zurück, aber draufschreiben muss man es trotzdem.

Der beste Weg, mit Rubbellosen gewonnenes Geld zu investieren, ist wieder welche zu kaufen. Also werden um 9 $ drei weitere Lose erstanden. Zeit genug zum Einlösen gibt es aber, denn die Leute brauchen hier alle eine Viertelstunde zum Tanken.

Jetzt wird es Zeit, den nächsten Campingplatz einzuprogrammieren: Radium Hot Springs. Wir fahren die Autobahn Richtung Banff und biegen dann auf die Bundesstraße Richtung Kootenay Nationalpark ab. Am Anfang dieser Straße steht ein großes Schild, dass alle Fahrzeuge auf dieser Straße Winterreifen oder Schneeketten haben müssen. Das stimmt uns insofern traurig, als wir beides nicht haben.

Aber wir nehmen an, dass das nur ein plumper Versuch ist, uns an der Erringung der Weltherrschaft zu hindern und dass man hier nicht wirklich Winterreifen braucht. Unterwegs machen wir wie immer einige FPR-Pausen (Fotografieren, Pinkeln, Rauchen). Nach einiger Fahrzeit sehen wir neben der Straße ein großes Schild „Avalanche Area“. Wir befinden uns jetzt also auf dem Stammesgebiet der Avalanchen.

Es sieht hier auch komisch aus. Links und rechts sind Hügel voller abgebrannter Bäume. Soweit das Auge reicht ist nur verbrannte Erde zu sehen. Auf einer Infotafel, die wir bei einer FPR-Pause lesen sehen wir, dass das absichtlich angezündet wurde, um eine Borkenkäferplage zu besiegen. Dadurch, dass man immer alle Waldbrände gelöscht hat, sind alle Bäume alt geworden und die Borkenkäfer haben in den Wäldern fröhliche Urständ gefeiert.

Den letzten Stopp machen wir beim Continental Divide. Das ist die Trennlinie, von der westlich alles Wasser in den Pazifik fließt und alles östlich davon in den Atlantik. Diese Linie stellt auch gleichzeitig die Grenze zwischen den Provinzen Alberta und British Columbia dar. Und die Grenze zwischen den Nationalparks Banff und Kootenay. Das bedeutet nicht nur, dass alles Wasser, dass wir von jetzt an lassen in den Pazifik fließen wird statt in den Atlantik, sondern auch dass wir wieder in British Columbia sind und wieder mal die Uhren umstellen müssen. Wir haben wieder 9 Stunden Differenz zur Österreichzeit. Aber immerhin bedeutet das wieder eine Stunde später aufstehen.

Schwarzbär im Kootenay NP

Schwarzbär im Kootenay NP

Kurz vor Radium Hot Springs sehen wir dann einen Schwarzbären neben der Straße herumlaufen. Wir drehen schnell um, um Fotos zu machen. Ein paar hundert Meter weiter sehen wir noch einen. Jetzt wissen wir, warum wir auf der River Safari keinen gesehen haben. Die sind alle hier! Obwohl aller guten Dinge drei sind, sehen wir keinen dritten Bären mehr. Vielleicht sind Bären ja doch keine guten Dinge…

Das Navi führt uns genau zum Canyon RV Park. Als wir hinfahren, wissen wir, warum er so heißt. Wir fahren eine steile Straße hinunter. Der Campingplatz liegt unten am Fluss in einem richtigen kleinen Canyon. Die gute Nachricht: Wir haben endlich wieder Internet! Die lange Zeit der Abstinenz ist vorüber. Eine finsterer Zeitabschnitt ist zu Ende gegangen. Und die Verbindung ist sogar schnell und stabil.

Es gibt auch einen Grillplatz, auch wenn der sehr klein ist. Das Glück ist damit vollkommen, bis auf die Tatsache, dass wir heute noch nicht einkaufen waren. Es fehlen nämlich schon wieder einige Sachen in der Vorratskammer. Bei der Rezeption fragen wir nach dem nächsten Supermarkt und fahren hin. Bevor wir hinein gehen, rubbeln wir aber die in der Früh erstandenen Rubbellose auf, um Gewinne gleich einlösen zu können.

Tatsächlich gewinnen wieder 2 von 3 Losen. Diesmal gewinnt eines sogar mehr als den Einsatz. 8 $ Gewinn sind es diesmal. Wir nehmen eine Großpackung Feuerholz und allerlei Futter. Auch Schokolade wird eingelagert. Schoko mit Fairtrade-Siegel gibt es nur von Cadbury und da auch nur ein paar wenige Sorten. Kanada ist noch ein Entwicklungsland in Sachen Fairtrade. Immerhin ein Kaffee ist auch vorhanden.

Kurz bevor wir zur Kasse gehen, marschiert ICBeter noch zur Gambler-Ecke, wo es die Rubbellose gibt. Da gibt es eine böse Überraschung. Lose, die in Alberta gekauft wurden, können nicht in British Columbia eingelöst werden. Wir sind also um 8 $ umgefallen! Das ist wieder ein herber Rückschlag auf dem Weg zur Weltherrschaft! Falls jemand von euch demnächst nach Alberta kommt… wir haben Rubbellose zum Mitnehmen.

Dann geht es zurück zum Campingplatz. Wir beginnen sofort mit dem Grillen, denn wir wissen, dass man dem Wetter in diesem Land nicht trauen kann. Tonittt heizt ein Feuerchen an und dann wird das Fleisch gegrillt. Nachdem der erste Schub gegrillt wurde und der zweite aufgelegt, ist das Holz fast weggeglüht. Außerdem fängt es zu regnen an. Nachdem das Fleisch nach einer Viertelstunde gerade etwas warm geworden ist, müssen Maßnahmen ergriffen werden.

Mura haut noch die Kohlen auf das Holz. Damit sie schneller zu Glühen beginnen, holt er aus seinem Makita Set ein Elektrogebläse heraus und heizt den Kohlen damit ordentlich ein. So wird das auch mit seinen Bison-Steaks etwas. Die sind zwar zäh, aber mit viel Ketchup oder BBQ-Sauce schmeckt bekanntlich alles.

Das Klo auf diesem Campingplatz kann man von innen versperren. Damit ist nicht die einzelne Kabine gemeint, sondern das gesamte Klo. Vielleicht ist das so, damit man sich einschließen kann, wenn man gerade von einem Bären davon läuft. Im Klo hängen nämlich viele Zettel, die vor einem Bären warnen, der sich manchmal am Campingplatz herumtreibt. Mal sehen, was uns da heute noch alles erwarten wird.

Etwa um Mitternacht wird der Tag für beendet erklärt. Momentaner Standort: 50.627904,-116.06876

Tag 11: Banff NP

Gestern sind wir zwar mit dem Sonnenuntergang schlafen gegangen, aber mit dem Sonnenaufgang lieber nicht aufgestanden. Der ist irgendwann zwischen 0300 und 0400. Es gibt also tatsächlich ein paar Stunden Dunkelheit hier oben. Leider steht die Sonne um 0600 dann schon so hoch am Himmel, dass sie in die Fenster des Wohnmobils leuchtet, die nicht alle verdunkelt werden können. Das wäre also nichts für eine Lanparty.

ICBeter macht in der Früh die Wanderung zu den Duschen, die Tami schon am Vortag gemacht hat. So kann man auch gleich den ganzen Campingplatz besichtigen. Die Duschen sind gratis, aber man muss alle 30 Sekunden auf den Knopf drücken, damit das Wasser weiter läuft. Da kommt man ganz schön ins Schwitzen. Draußen ist es nicht gerade warm, so wird verhindert, dass man wie befürchtet nach dem Rückweg von der Dusche wieder verschwitzt ist. Das haben die hier klug eingerichtet.

Aufgrund der eher gemäßigt hohen Temperaturen wird heute wieder indoor gefrühstückt. Als heutiges Special gibt es zu den Spam-Toasts Thunfisch mit Zitrone und Dill. Außerdem gibt es Zwiebel, die vom gestrigen Abendessen übrig geblieben sind. Mit nur 30 Minuten Verspätung verlassen wir den Campingplatz. Das Wetter ist sonnig. Die 2 $ für gutes Karma waren gestern gut investiert.

Malign Canyon, Jasper NP

Malign Canyon, Jasper NP

Das heutige Besichtigungsprogramm beginnt unweit von Jasper im Malign Canyon. Wir fahren etwa 15 Minuten. Zur Besichtigung des Canyon gibt es drei verschiedene Wege. Den blauen, der nur 20 Minuten dauert, den braunen der ca. eine halbe Stunde dauert und den roten, der über 2 Stunden dauert. Mura und Tonittt wählen den blauen, der Rest geht den braunen Weg. Auf dem ist auch ein kleiner Wasserfall mit einem Regenbogen zu sehen. Auf dem blauen ein Wasserfall ohne Regenbogen.

Jasper NP

Jasper NP

Danach geht es wieder nach Jasper hinein, um im Giftshop Andenken zu kaufen. Denn unsere Tage in Kanada sind langsam gezählt und in den USA finden wir keine Kanada-Andenken mehr. Mura kauft einen ganzen Zoo von Bären und Elchen. Auch alle anderen decken sich ordentlich mit Ansichtskarten, Stofftieren, Kalendern und solarbetriebenen Wackelbären ein. Die Kreditkarte von ICBeter wird immer noch nicht akzeptiert.

Tami und Georgi nehmen Fahrt auf

Tami und Georgi nehmen Fahrt auf

Dann geht es noch zum Postamt wegen Briefmarken. Die akzeptieren keine ausländischen Kreditkarten, also müssen wir unsere letzten Bargeld-Reserven opfern. Damit sind wir für alles gerüstet und machen uns auf den Weg. Erstes Zwischenziel sind die Athabasca Falls. Die Parkplatz-Einfahrt wird prompt übersehn und so bleiben wir ein paar hundert Meter weiter weg stehen. So muss wieder eine kleine Wanderung eingeschoben werden, um zu den Fällen zu kommen.

Die nächste Station, die Sunwapta Falls übersieht unser Spezialist im Cockpit gleich komplett. Dafür wird dann unterwegs Pause gemacht und ein Fahrerwechsel durchgeführt. Bis zu den Columbia Icefields fährt ICBeter weiter. Das garantiert auch, dass dieses Zwischenziel nicht übersehen wird. Beim Visitor Center kann man sich entscheiden, ob man mit den Bussen dort auf den Athabasca Gletscher hinauffährt, oder ob man zu Fuß zum Beginn des Gletschers gehen will.

Die ICB-Taskforce sucht die Weltherrschaft auf den Columbia Icefields

Die ICB-Taskforce sucht die Weltherrschaft auf den Columbia Icefields

Wir entscheiden und für letzteres, da wir den Gletscher ja nur sehen und nicht darauf herum spazieren wollen. Man kann bis zu einem Parkplatz fahren und von dort etwa 300 Meter bergauf zum Beginn des Gletschers gehen. Oder zum Ende des Gletschers, je nachdem wie man es sieht. Auf dem gesamten Weg dorthin inklusive Straße zum Parkplatz ist angeschrieben, in welchem Jahr der Gletscher bis dorthin gegangen ist.

1844 ist er beim Visitor Center gewesen. Damals gab es allerdings noch kein Visitor Center. Die letzte Tafel ist von 2000 und der Gletscher ist bereits gut 50 Meter von dieser Tafel entfernt. Diesmal marschieren alle mit. Wir gehen soweit es erlaubt ist. Dann ist dort ein Absperrung und ein Haufen Warntafeln, man soll auf keinen Fall weiter gehen, wenn man nicht sterben will. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob das dort steht um uns an der Weltherrschaft zu hindern, oder ob es wirklich gefährlich ist. Wir entschließen uns aber, es nicht zu riskieren. In ein paar Jahrzehnten ist der Gletscher sowieso ganz weg, also kann er uns für die Weltherrschaft nicht sehr nützlich sein.

Dann geht es weiter zur letzten Zwischenstation. Dem Bow Summit Lookout, von dem man auf den Peyto Lake hinunterschauen kann. Der ist so blau, dass sie irgendwas hinein geschüttet haben müssen. Auf jeden Fall kann die Farbe nicht natürlich sein. Sie erinnert irgendwie an das blaue Zeug, das man in Campingklos schüttet.

Mounty über dem Peyto Lake

Mounty über dem Peyto Lake

Auf dem Weg vom Parkplatz zum Lookout liegt noch Schnee. Die Straßen sind aber frei und wir brauchen keine Schneeketten. Das nächste Ziel ist Lake Louise. Dort führt uns der erste Weg in den Supermarkt. Falls wir heute abend nicht grillen können, müssen wir uns wieder Alternativnahrung einlagern. Außerdem müssen die Spam-Vorräte erneuert werden. Heute hätten wir fast die Reserve-Dose, die in einem Extrafach liegt, aufmachen müssen.

Dann fahren wir zum Campingplatz. Es gibt wieder kein WLAN und keinen Grillplatz. Aber wir sind schon abgehärtet, was solche Widrigkeiten des Lebens betrifft. Am späten Abend fängt es dann zu regnen an. Das gute Karma ist komplett aufgebraucht. Aber immerhin war es tagsüber schön. Und zum Klo schaffen wir es gerade noch. Dort ist ein Handtrockner mit ca. 1000 Watt Ventilatorleistung installiert. Wenn man den einschaltet, geht im ganzen Gebäude der Wind.

Weil kein Grillplatz da ist, muss das Alternativessen verspeist werden. Mura, Tami und Georgi haben sich verschiedene Eintopf-Gerichte für die Mikrowelle besorgt. Mit vielen Gewürzen versetzt kann man die auch irgendwie essen. Tonittt und ICBeter haben sich Tortellini und eine Bolognese-Sauce gekauft. Nach der Pleite mit der gestrigen Sauce wird heute eine andere probiert. Die schmeckt auch tatsächlich wie Sauce Bolognese. Wir geben daher die Sauce Bolognese von Doas offiziell zum Verzehr frei. Dann gibt es noch ein NachspEis.

Es wird hier schon vor 2245 dunkel. Man merkt, dass wir schon weiter südlich sind. Und dass es bewölkt ist. Da es kein Internet gibt, werden heute Postkarten geschrieben. 1,85 $ muss man auf eine Karte picken. Die Touristen werden hinten und vorne ausgenommen. Ohne Internet ist es gar nicht so einfach Postkarten zu schreiben, denn niemand weiß irgendwelche Adressen auswendig. Also wird fleißig daheim angerufen.

Wir sind hier immer noch im Bärenland. Rund um den Zelt-Teil des Campingplatzes ist ein hoher, starker Zaun gezogen. Es sieht aus wie ein Kriegsgefangenenlager. Die Wohnmobil-Camper werden ihrem Schicksal überlassen. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir die Nacht überleben werden. Zumindest kann der Bär nicht alle 5 fressen.

Um 0000 wird der Tag für beendet erklärt. Momentaner Standort: N 51°24.961′, W 116°10.384′

Tag 10: Jasper NP

Um 0900 ist Tagwache. In der Nacht haben wir festgestellt, dass das hier keine gelsenfreie Zone ist. Obwohl die Sonne scheint, wird sicherheitshalber drinnen gegessen. Als besondere Zutat zu den Spam-Toasts gibt es heute Muscheln in Öl. Mit dem Cola-Trinken in der Früh unterstützen wir die Eisbären. Die WWF Polarbear Conservation bekommt Geld für jede verkaufte Dose. Dass die Eisbären konserviert werden, ist sicher eine gute Sache.

Fast pünktlich um 1135 hauen wir dann ab. Es geht in den Jasper Nationalpark. Auf der Fahrt dorthin treten wir in ein neues Zeitalter ein. Besser gesagt in eine neue Zeitzone. Mountain Time statt Pacific Time ist in Alberta gültig. Nach zwei Fotostopps kommen wir zum Eingang des Parks. Dort sind die Wegelagerer auf der Straße und wir müssen zahlen. Wir werden gefragt, wie lange wir in den Nationalparks bleiben. Da wir drei Tage hier sind, müssen wir fast 60 $ Eintritt bezahlen. Damit dürfen wir passieren und fahren in die Stadt Jasper.

Das ist der nördlichste Punkt, den wir auf dieser Tour erreichen werden. Und auch der nördlichste Punkt, an dem wir jemals gewesen sind. Wir sind etwa auf 52° 50′ N. Noch ein paar Grad mehr und wir wären am Nordpol!

Heute ist Wandern angesagt. Tami und ICBeter machen sich auf den Weg zu den Mina Lakes. Ein 9 km Rundweg mit wenig Steigung. Es geht zuerst durch ein Waldstück, dann eine Lichtung mit ein paar Birken und seltsamen roten Blumen. Nach ca. 30 Minuten kommt dann der erste Lake. Es ist der kleinere von den beiden Mina Lakes.

Mina Lakes, Jasper NP

Mina Lakes, Jasper NP

Hier stellen wir beim Fotografieren fest, dass das hier auch keine gelsenfreie Zone ist. Die Viecher fallen zu tausenden über uns her. Aber wir halten tapfer durch und lassen uns nicht unterkriegen. Der Weg geht dann noch zum größeren der beiden Seen, drum herum und wieder zurück. Am Rückweg werden wir genau von Eichhörnchen beobachtet. Die sind sicher auch von den Geheimdiensten geschickt, um uns auf dem Weg zur Weltherrschaft auszuspionieren.

Mounty bei den Mina Lakes

Mounty bei den Mina Lakes

Nach etwa 2 Stunden ist die Wanderung beendet. Der nächste Programmpunkt ist der Supermarkt. Die Lebensmittelvorräte müssen wieder aufgefüllt werden. Da wir schon ewig lange nicht gegrillt haben, kaufen wir diesmal wieder ordentlich Grillfleisch ein. Rind und Bison, damit es nicht langweilig wird. Um wieder positive Karma-Punkte zu sammeln, spenden wir noch 2 $ für die lokale Food Bank. Das ist wahrscheinlich die pannonische Tafel von Alberta.

Weil die Tankstelle gleich gegenüber ist, fahren wir auch gleich dort hin. Der Tank ist schon wieder halb leer. Für Optimisten ist er halb voll, deshalb geht denen auch immer das Benzin aus. Da wir Pessimisten sind, sind wir zuversichtlich, dass uns so etwas nie passieren wird. Danach wird der Campingplatz ins Navi programmiert.

Wir treffen auf faszinierende, exotische Pflanzen. Aber im Nationalpark darf nichts gepflückt werden!

Wir treffen auf faszinierende, exotische Pflanzen. Aber im Nationalpark darf nichts gepflückt werden!

Es sind nur 5 Minuten Fahrt dorthin. Beim Eingang stehen wir gleich mal im Stau. Obwohl es zwei Spuren für die Anmeldung gibt, sind wir in unserer Schlange erst die fünften. Vielleicht liegt es ja daran, dass das der einzige Campingplatz für Wohnmobile in der Umgebung ist, der Anfang Juni offen hat.

Bei der Anmeldung erhalten wir die Hiobsbotschaft, dass es im ganzen Campingplatz kein WLAN gibt. Wir werden also den ganzen Abend kein Internet haben! Offline. Von der Welt abgeschnitten. Quasi auf einer einsamen Insel ohne Kontakt zur Zivilisation! Aber im Nationalpark campen ist hart, das wissen wir schon von früheren Reisen. So gibt es auch keinen Grillplatz und die Duschen sind nur mit einer Wanderung erreichbar. Was tut man nicht alles zur Erringung der Weltherrschaft!

Wir werden ständig von obskuren Agenten beobachtet

Wir werden ständig von obskuren Agenten beobachtet

Beim Eingang haben sie uns gesagt, dass wir uns von den Wapitis fernhalten sollen, da sie Junge haben und aggressiv sind. Und von den Bären sowieso. Bis jetzt haben wir aber keine Bären gesehen. Wer weiß, ob es die wirklich gibt oder das nur ein Gerücht ist, um uns einzuschüchtern. Die einzigen Bären, die wir gesehen haben, sind die Preiselbären im Caribou Grill gestern.

Da es keinen Grillplatz gibt, können wir unser mühsam erworbenes Fleisch nicht grillen. Also werden Würstel und Brot vertilgt. Dazu gibt es noch Chips, Schoko und zum Schluss ein Eis. Die Ernährungskrise ist damit überwunden. Tami macht dann noch den Gewaltmarsch zur Dusche. Wenn man von der Dusche zurück zum Wohnmobil marschiert, ist man wieder so verschwitzt, dass man sich eigentlich wieder duschen müsste.

Dann stehen wir vor einem neuen Problem: Wir haben einen Abend ohne Internet vor uns. Wir müssen uns also eine Offline-Beschäftigung sorgen. Die Wahl fällt auf einen Kinoabend mit der „Rotkäppchenverschwörung“. Denn Strom haben wir ja. Der Film passt sehr gut, da er mitten im Wald spielt und wir uns auch mitten im Wald befinden. Die Moral von der Geschichte ist: Traue niemals einem Hasen! Das werden wir auf unserer Tour künftig berücksichtigen.

Außerdem werden die Rubbellose aufgerubbelt, die wir erstanden haben. Es war ein voller Erfolg! Wir haben 9 $ gewonnen! Gut, wir haben auch 14 $ investiert, aber das interessiert nur ewige Schwarzseher und Nörgler. Mura und ICBeter sind die erfolgreichen Aufrubbler. Tonittt rubbelt nur eine Niete auf.

Als es dunkel wird, wird der Tag für beendet erklärt. Durch die geänderte Zeitzone geht die Sonne hier noch etwas später unter. D. h. es gibt fast bis 2300 Tageslicht. Deshalb sieht man im Juni auch kaum Nordlichter hier, weil es so wenig Dunkelheit gibt. Die wird man erst im August wieder sehen, aber so lange können wir nicht warten.

Momentaner Standort: 52°50.805′ N, 118°04.549′ W

Tag 9: Wells Gray PP

Kurz vor 0900 wachen die ersten auf. Da es hier überall 1100 Checkout-Zeit gibt, brauchen wir im Gegensatz zu Neuseeland hier nie einen Wecker. Da die Duschen hier gratis sind, werden sie heute nicht boykottiert, sondern benutzt. Das Wetterglück hat uns noch immer verlassen und es regnet leicht daher. Deshalb gibt es Frühstück wieder im Wohnmobil.

Freddy III. hält immer noch durch. Es zahlt sich doch aus, wenn man etwas mehr Geld investiert. Heute wird Hickory Smoke Flavored Spam gekostet. Er schmeckt genauso wie der normale Spam. Nach dem Frühstück steht heute zum ersten Mal Dumpen auf dem Programm. Also das Ausleeren des Abwassertanks. Natürlich finden wir die Handschuhe nicht, die wir extra dafür gekauft haben.

Mura und Georgi beim Dumpen

Mura und Georgi beim Dumpen

Wir sehen in allen Kofferräumen nach, aber sie sind verschwunden. Da haben sicher die dunklen Mächte ihre Finger im Spiel… Also nimmt Georgi zwei Plastiksackerl. Wenn wir von irgend etwas genug haben, dann Plastiksackerl. Jeder Einkauf macht uns um 5 bis 10 Sackerl reicher. Dann machen wir uns auf die Fahrt zum ersten Viewpoint.

Auf der Fahrt hören wir, dass hinten die Kofferraumklappe zuschlägt und bleiben sicherheitshalber stehen. Anscheinend sind wir losgefahren, ohne den Kofferraum hinten zuzumachen. Das ist nicht optimal, deshalb machen wir ihn für die Weiterfahrt lieber zu. Der erste Punkt ist der Spahat Fall, ein Wasserfall. Leider regnet es immer noch und daher beeilen wir uns mit Fotos machen und huschen wieder zurück ins Wohnmobil.

Spahat Fall

Spahat Fall

Als nächstes wird ein Lookout über das Clearwater Valley angefahren. Weil das Wetter nicht besser wird, wird das für heute geplante Wandern abgesagt und auch die letzten beiden Wasserfälle im Wells Gray Park fallen gelassen. Wir fahren also weiter Richtung nächstem Campingplatz. Unterwegs sehen wir ein Schild, dass eine River Safari ankündigt. Weil wir wegen der entfallenen Wanderung viel Zeit zu vertrödeln haben, fahren wir dort hin.

Wir erfahren, dass die nächste Tour um 1545 geht. Wir buchen aber noch nicht, weil wir erst abwarten wollen, ob es in den 45 Minuten bis dahin wieder zu regnen beginnen wird. Es ist bewölkt, aber es scheint trocken zu bleiben. Darum gehen wir um 1535 zum Office. Dort sagt man uns aber, dass die Tour um 1545 schon ausgebucht ist. Pech gehabt. Wir buchen halt die Tour, die um 1620 losgehen soll.

Als die Tour losgeht, die wir eigentlich buchen wollten, fängt es wieder wie aus Schaffeln zu schütten an. Die Leute, die in dem Boot sitzen, schauen nicht glücklich aus. Wir schon, denn wir sitzen im Trockenen. Während unserer Wartezeit hört es dann tatsächlich auf zu regnen und es kommt sogar blauer Himmel über die Berge herbei.

Mud Lake, British Columbia

Mud Lake, British Columbia

Als wir losfahren, kommt sogar die Sonne heraus. Glück gehabt. Auf der River Safari soll man angeblich viele Bären und manchmal auch Adler sehen. Aber die haben sich offenbar heute alle versteckt. Wir sehen nur ein paar Vögel, die vor unserem Boot Reißaus nehmen. Wir fahren erst über einen See und dann in zwei Flussläufe hinein.

Weil wir eine Privattour nur für uns alleine haben, also nur wenige Leute im Boot sitzen, können wir auch in seichtes Wasser fahren. Der Fahrer freut sich sichtlich, dass er auch etwas schneller fahren kann, weil keine kleinen Kinder oder Pensionisten im Boot sitzen. Bei einem Wasserfall können wir aus dem Boot aussteigen und ein Stück zum Wasserfall hingehen und Fotos machen.

Wasserfall am Mud Lake

Wasserfall am Mud Lake

Dann geht es wieder zurück. Der nächste Campingplatz in Valemount wird einprogrammiert. Weil wir für heute Abend nicht zu Essen haben, bleiben wir beim Caribou Grill stehen. Mura und Tami essen ein „Elk Steak“. Zur Verwirrung der Touristen nennen sie hier die Wapitis „Elk“ und die Elche „Moose“. ICBeter isst ein „Salmon Steak“, was Lachs ist und keine Salmonellen.

Tonittt und Georgi essen Chicken (Hendl). Nach dem Essen geht es zum Campingplatz. Dort ist fast jeder Platz frei. Es ist aber trotzdem gut, dass wir reserviert haben, denn im Office haben sie auf uns gewartet. Ansonsten hätten wir uns einfach wo hinstellen müssen, ohne das WLAN-Passwort zu wissen. Das wäre natürlich schlimm gewesen.

Die Duschen werden gerade renoviert. Deshalb stehen nur zwei mobile Duschen dort, die aussehen wie Dixie-Klos. Ähnlich geräumig sind sie auch. Das schreit wieder mal nach einem Dusch-Boykott am nächsten morgen. Vor dem Schlafengehen muss ICBeter noch bei VISA anrufen, weil seine Karte gesperrt ist. Sie haben es verdächtig gefunden, dass mit der Karte in den USA und Kanada bezahlt worden ist. Bei der langen Warteschleife ist es gut, wenn man VOIP am Handy hat, sonst zahlt man sich dumm und dämlich… Um 2300 wird der Tag für beendet erklärt.

Momentaner Standort: 52.836765,-119.287308

Tag 8: Clearwater

Um 0830 wachen die ersten auf. Heute hatten wir Gelsen als Haustiere. Es hat sie zwar keiner gesehen oder gehört, aber sie haben ihre Andenken hinterlassen. Das Wetter ist auch heute wieder sonnig und warm. Mura hat in Vancouver im Homedepot 2 $ für die Errichtung eines Altersheimes gespendet, das hat uns sicher positive Karma-Punkte für gutes Wetter gebracht.

Also kann heute wieder draußen gefrühstückt werden. Freddy III. toastet drinnen die Toasts und wir futtern sie vor der Tür. Bis jetzt hält er sich wesentlich besser als Freddy II. Mal hoffen, dass das so bleibt. Diesmal gibt es auch gekochte Eier, denn es ist uns eingefallen, dass wir am Anfang mal welche gekauft haben. Da soll noch einer sagen, wir würden uns nicht ausgewogen ernähren.

Während des Frühstücks ziehen plötzlich dunkle Wolken auf, aber wir bleiben zuversichtlich. Die Duschen kosten hier 1 $. Um ein Zeichen gegen die Ausbeutung der urlaubenden Bevölkerung zu setzen, boykottieren wir diese Duschen! Die Klos sind gratis. Wahrscheinlich haben sie Angst, dass die Camper ansonsten auch die Klos boykottieren könnten.

Bis zur Abfahrt bleiben wir trocken. Heute steht die Fahrt zum Wells Gray Provincial Park an. Weil die Fahrt sehr kurz ist, wird noch eine Wanderung in der Umgebung von Kamloops eingeschoben. Damit Mura auch motiviert zum Wandern ist, geht es entlang eines Flusses, bei dem Goldsuchen legal ist.

Mura ist bei entsprechender Motivation ein großer Wanderer

Mura ist bei entsprechender Motivation ein großer Wanderer

Da wird das Goldwaschzeug eingepackt und auf geht’s. Wir fahren über ein paar suspekte Dirt-Roads. Diesmal hat uns keiner gesagt, dass wir das nicht dürfen. Also gehen wir davon aus, dass wir es dürfen. Dann geht der Marsch durch das Tal des Tranquille Creek los. Mura ist ein großer Wandersmann, wenn er nur richtig motiviert ist.

Nach einer Weile sehen wir einen günstigen Platz zum Goldwaschen und machen halt. Wir müssen mit unserer Goldsammlung von vorne beginnen, denn Georgi hat das Fläschchen, das zum Aufsaugen der Goldstücke dient, brav ausgewaschen. Leider war da die gesamte Goldausbeute des Vortages drinnen. Das hatte mindestens einen Wert von 10 Cent!

Goldwaschen bedeutet leider nicht, die Nuggets aus dem Boden zu holen und abzuwaschen

Goldwaschen bedeutet leider nicht, die Nuggets aus dem Boden zu holen und abzuwaschen

Auch diesmal ist Mura erfolgreich und findet sogar Goldstücke, die man mit freiem Auge erkennen kann. Aber die großen Nuggets sind noch nicht dabei, also gehen wir weiter. Während wir so dasitzen und waschen, kommt plötzlich ein Hund daher und will uns anscheinend unser Gold wegnehmen. Er ist wahrscheinlich vom MI6 oder dem Mossad.

Nach einiger Marschzeit finden wir einen schönen, flachen Platz. Dort ist die Ausbeute aber deutlich geringer. Also machen wir uns wieder auf den Rückweg. Dort kommen uns dreimal Leute entgegen. Alle haben einen Hund dabei. Wahrscheinlich sind das Goldschnüffelhunde. Es schauen uns alle ganz komisch an, vermutlich weil wir Goldsuchen sind, ohne einen Hund dabei zu haben.

Mounty am Tranquille Creek

Mounty am Tranquille Creek

Unserer kann aber kein Gold schnüffeln. Nachdem wir erfahren haben, dass ein Hundenamen zwei Silben haben muss, heißt der Franz jetzt Franzi. Ob wir ihm das Goldschnüffeln noch beibringen können, ist fraglich. Wir werden es aber versuchen. Im Wohnmobil wird die Ausbeute noch einmal in Augenschein genommen. Wenn wir noch 10.000 Mal herkommen würden und soviel finden, wären wir reich.

Goldwaschen in Kanada macht reich - an Erfahrung.

Goldwaschen in Kanada macht reich – an Erfahrung.

Dann geht die Fahrt nach Clearwater, der Stadt beim Wells Gray Park weiter. Offenbar haben die 2 $, die Mura fürs Altersheim gespendet hat, nicht genug positives Karma gebracht, denn es fängt plötzlich zu Regnen an. Vielleicht sollten wir das nächste Mal für was anderes spenden. Kinderheime bringen vielleicht mehr Punkte als Altersheime. Jedenfalls schüttet es jetzt ordentlich daher.

Aber während der Fahrt ist uns das Sausage. Man muss beim Fotostop halt flotter sein, um nicht durchnässt zu werden. Als wir in Clearwater ankommen, tröpfelt es nur mehr leicht daher. Der erste Weg führt uns wie so oft in den Supermarkt. Die Vorräte gehen zur Neige und fürs Abendessen müssen wir auch sorgen. Wegen des Regens kommt Grillen heute nicht in Frage.

Also kaufen wir allerlei anderes Zeug. Z. B. Spaghetti und Sauce. Mura bedient sich im Mikrowellen-Regal. Der Frau bei der Kasse gefällt unser Hund, der immer aus dem Fenster schaut. Wir sagen ihr, dass er Franzi heißt. Die Kreditkarte von ICBeter, die schon gestern am Campingplatz nicht funktioniert hat, wird hier auch nicht akzeptiert. Also zahlen wir mit der Karte von Tonittt. Als wir den Supermarkt verlassen, hat es komplett aufgehört zu regnen. Das nutzen Mura und Georgi aus, um im Liquor-Store zwei Sixpacks Bier zu kaufen.

Nach dem Einkauf ist wieder mal Tanken angesagt. Wir haben zwar noch fast den halben Tank voll, aber wer weiß, wann wir wieder zu einer Tankstelle kommen. Die Tankstelle, die wir hier in Clearwater finden, ist etwas besonderes: Eine Tankstelle mit Bedienung. Soetwas haben wir auf dem amerikanischen Kontinent bisher noch nicht erlebt. Zwar geht das hier auch nur mit Kinderarbeit, aber immerhin. Der Kleine macht alles. Tanken, abrechnen, kassieren.

Dann geht es ab zum KOA Campingplatz. Unser Navi findet ihn sofort. Wir bekommen einen Platz, der extrem weit weg vom Office ist. Das ist insofern schlecht, als die WLAN-Antenne dort ist. Dementsprechend miserabel ist die Qualität der Verbindung. Aber immerhin gehen tut sie. Inzwischen ist das Wetter wieder so gut, dass wir grillen könnten. Aber jetzt ist es zu spät.

Mura macht sich seine seltsamen Mikrowellen-Sachen. Da mit viel Ketchup alles gut schmeckt, sind die Sachen auch sehr gut. Danach kocht ICBeter die Spaghetti, die eigentlich Spiralnudeln sind. Das Kochen mit dem Gasofen funktioniert problemlos. Die Nudeln sind auch gut. Nur die Sauce schmeckt nicht so, wie Essen eigentlich schmecken sollte.

Deshalb werden allerlei Experimente gestartet. Knoblauch dazu schmeckt sch…lecht. Auch BBQ-Sauce ist nicht so das Richtige. Am besten passt noch Paprika. ICBeter schafft es dann, dass die Sauce noch erträglich schmeckt, in dem reichlich Thunfisch dazugegeben wird. Wir geben hiermit eine Lebensmittelwarnung für die Pasta-Sauce „Catelli Meat“ heraus. Was das „Meat“ im Namen bedeuten soll, haben wir nicht heraus finden können.

Dass es zum Schluss Eis gibt, macht aber wieder alles gut. Wir haben ein Gefrierfach und das muss schließlich genutzt werden. Zur Sicherheit haben wir gleich ca. 20 Eisschlecker eingelagert. Am späteren Abend beginnt es dann wieder zu regnen. Aber da wagt sich eh keiner mehr vor die Tür, deshalb ist es allen egal.

Nur bis morgen sollte der Regen vorbei sein, denn da steht Wells Gray PP auf dem Programm. Nach 2300 wird der Tag für beendet erklärt.

Momentaner Standort: 51.653149,-120.040151

Tag 7: Kamloops

Schon um 0800 springt Mura voll motiviert auf, denn heute ist der erste Tag, an dem wir unterwegs ernsthaft versuchen, Gold zu finden. Das Wetter ist wieder strahlend sonnig, trotzdem wird im Wohnmobil gefrühstückt. Unser Tisch steht hinter dem Wohnmobil, das ist zu umständlich. Freddy III. hat seinen ersten Einsatz, den er gut meistert. Um Abwechslung zu haben, gibt es diesmal Babybel-Käse zu den Spam-Toasts.

ICBeter geht dann den Campingplatz zahlen. 38 $ sind wir wieder los. Daraufhin macht sich die ganze Taskforce – ICBeter, Mura, Tonittt, Georgi, Tami, Franz der Hund, Mounty, Freddy III. und der Barry Zito-Wackelkopf – wieder auf die Straße. Als Ziel wird Kamloops eingegeben. Unterwegs wird aber Ausschau nach einem geeigneten Fluss gehalten, aus dem wir ein paar Kilo Gold herausholen können.

Der Rocky Mountaineer karrt tonnenweise Touristen daher

Der Rocky Mountaineer karrt tonnenweise Touristen daher

Kurz nach einem kleinen Fotostop wird auch der ideale Platz gefunden. Ein kleiner Seitenarm des Nicola River, wo das Wasser nur langsam fließt und sich sicher viel Gold abgesetzt hat. Mura und Georgi machen sich sofort daran, die beiden Goldwaschpfannen anzufüllen uns auszuwaschen. Das will aber noch nicht ganz so gelingen. Dann versuchen es auch Tami und ICBeter. Mit der Zeit werden tatsächlich mehrere winzige, goldfarbene Flankerl gefunden. Ob es wirklich Gold ist, wissen wir nicht so genau. Wir nehmen einfach an, es ist welches.

Während Mura und Georgi tapfer weiter waschen, macht sich ICBeter lieber auf die Suche nach den ganz großen Goldnuggets. Aber aus irgend einem Grund will auch das nicht so richtig funktionieren. Da scheint sich unsere unglaubliche Pechsträhne beim Goldsuchen fortzusetzen. Nach zwei Stunden und ein paar Mikrogramm gefundenen Goldes wird beschlossen, erst mal nach Kamloops zu fahren, das unser nächstes Ziel ist.

Mura, Georgi und Mounty beginnen mit dem Goldwaschen

Mura, Georgi und Mounty beginnen mit dem Goldwaschen

Campingplatz haben wir auch heute nicht reserviert, weil wir ja nicht wussten, wo uns das Goldfieber hin verschlagen wird. In Kamloops angekommen fahren wir erst einmal zum Supermarkt. Das ist nie verkehrt. Neben dem Auffüllen der Vorräte finden wir dort auch ein offenes WLAN, sodass wir uns einen Campingplatz in der Nähe suchen können. Außerdem erfahren wir, dass Österreich 2:1 gegen Schweden gewonnen hat. Wir zweifeln zuerst, ob die Internetverbindung wirklich korrekt funktioniert und da nicht etwas verdreht hat, aber es stimmt.

Das Fahren in Kanada ist übrigens einfacher als in Neuseeland, weil man rechts fahren kann. Aber die Ampeln verwirren etwas. Zuerst blinken sie die ganze Zeit grün, dann leuchten sie grün und dann werden sie gelb und rot. Also irgendwie umgekehrt wie bei uns. Wir haben aber den Verdacht, dass sie das nur jetzt umgestellt haben, wo wir da sind um uns zu verwirren.

Wir fahren zum Campingplatz und bekommen tatsächlich noch einen freien Platz mit Strom und Wasseranschluss. Auch das WLAN ist hier ganz in Ordnung. Da kann man nicht meckern. Außer vielleicht über die Grillstelle, die beim Platz ist. Das ist nämlich ein kleiner Betonring mit einem total verrosteten viel zu kleinen Rost darauf.

Aber es gibt noch einen öffentlichen Grillplatz und der ist gut. Viel Platz für die Kohlen und ein anständiger Rost, der nicht verrostet ist. Also legen wir gleich los mit der Grillerei, denn alle haben nach dem anstrengenden Tag mächtig Hunger. Und zum Mittagessen hat es auch nur Oreo-Kekse, Chips, Twinkies und Cashewnüsse gegeben. Ein durch und durch vegetarisches Mittagessen. Genau das richtige für Teilzeitvegetarier wie uns.

Die rosa Überraschungseier waren eine echte Überraschung!

Die rosa Überraschungseier waren eine echte Überraschung!

Außerdem essen wir die Überraschungseier, die wir gestern erstanden haben. Wir haben uns noch gewundert, warum die oben rosarot sind. Nachdem wir sie geöffnet und die Geschenke gesehen haben, wissen wir, dass das offenbar die Mädchen-Überraschungseier sind. Wir sind jetzt stolze Besitzer von einem kleinen Pandabären, zwei Glückselefanten, einem hübschen lila Armband und einem rosa Blumen-Ring. Wenn das kein Schritt in Richtung Weltherrschaft ist…

Jetzt ist aber genug mit Vegetarismus und jeder haut sich ein ordentliches Stück Grillfleisch rein. Oder auch mehrere. Dazu gibt es Folienerdäpfel, von denen die meisten sogar durch sind. Nach dem Essen wird der 20 $-Staubsauger, den wir im Homedepot erworben haben hervorgeholt, um einen Testlauf im Wohnmobil zu machen. Er bekommt den Namen Kirby und saugt verlässlich den Dreck von der Couch.

Richtig Grillen will sorgfältig vorbereitet sein

Richtig Grillen will sorgfältig vorbereitet sein

Der Campingplatz ist gut ausgelastet. Links und Rechts von uns sind alle Plätze belegt. Das war auch in Vancouver schon so. Aber nach der ersten Nacht dort sind alle Camper rund um uns abgehauen und es hat sich auch keiner mehr auf diese Plätze gestellt. Wir bitten um Theorien, warum das so ist… Mal sehen, ob das heute genauso sein wird.

Mura sucht vor dem Schlafengehen noch nach ergiebigen Goldwasch-Plätzen in der Umgebung und alle anderen verbringen den Abend mit Blogschreiben und Internet-Surfen. Dann wird der Tag für beendet erklärt.

Aktuelle Position: 50.618971,-120.321552

Tag 6: Lytton

Mura weckt um 0930 alle auf, denn heute ist wieder Checkout-Tag. Das heißt um 1100 abhauen. Bis jetzt war das mangels Anpassung an die neue Zeitzone kein Problem, alle sind um 0700 wach gewesen. Aber langsam gewöhnen sich alle an die Zeit und wir müssen künftig Wecker in Erwägung ziehen.

Aber fürs Frühstück ist immer noch genug Zeit. Da erleben wir aber eine große Enttäuschung: Freddy II. ist dem hohen Erwartungsdruck, seinem Vorgänger gerecht zu werden nicht gewachsen und macht schlapp. Der linke Toast kommt nicht mehr aus dem Loch. Man kann ihn zwar herauskletzeln, aber auf die Dauer ist das keine Lösung.

Nach dem Experiment mit dem „Less Sodium Spam“ kehren wir heute wieder zum konservativen, normalen Spam zurück. Der Feuermelder im Wohnmobil ist mit unserer Toasterei auch nicht ganz einverstanden und beginnt regelmäßig zu protestieren. Wir lassen uns davon aber nicht aus der Ruhe bringen.

Mounty und Barry Zito sind bereit für neue Abenteuer.

Mounty und Barry Zito sind bereit für neue Abenteuer.

Dann geht nochmal jeder aufs Klo und dann fahren wir los. Für heute wäre eigentlich noch Vancouver anschauen auf dem Programm gestanden, aber damit wir heute keinen Stress bekommen, fahren wir gleich weiter. Zuerst zum Home Depot. Mura hat sich gestern informiert, dass er seine US-Gutscheine auch hier in Kanada einlösen kann.

Hier gibt es nämlich derzeit die Sonderaktion, dass man ab 1000 CAD Einkaufspreis 200 CAD Rabatt bekommt. Er kauft sich also ein Bohrerset um 998 CAD. Weil das noch zu wenig ist, um den Rabatt zu bekommen, nehmen wir noch einen Staubsauger um 20 CAD dazu. Staubsauger kann man immer brauchen.

Mura hat im Homedepot in Vancouver zugeschlagen

Mura hat im Homedepot in Vancouver zugeschlagen

Durch den Rabatt ist aber noch Guthaben auf seinen Gutscheinkarten drauf, deshalb muss er noch einmal zurück gehen und noch einen Bohrer kaufen. Die Beute wird dann im Kofferraum verladen. Der ist damit aber immer noch nicht voll. Wir werden es aber schon noch schaffen…

Nach der Einkaufstour wird das nächste Ziel einprogrammiert: Lytton, BC. Dazwischen aber noch ein Walmart. Denn wir müssen unsere Vorräte auffüllen. Außerdem wollen sich Mura und Georgi noch Gummistiefel fürs Goldwaschen kaufen. Da Freddy II. schlapp gemacht hat, investieren wir diesmal mehr als doppelt so viel Geld in Freddy III. Mal sehen, ob der länger durchhält.

Nachdem wir jetzt zwei Tage hintereinander Fastfood gegessen haben, wird es heute abend wieder mal Zeit zu grillen. Also kaufen wir ordentlich Grillfleisch ein. Aufs Brot vergessen wir, aber man kann nicht an alles denken. Müssen wir heute halt nochmal einkaufen gehen.

Die weitere Fahrt verläuft problemlos. Das Wohnmobil hält durch. Das letzte Wohnmobil, das wir in den USA gemeitet hatten, hat es nicht so lange gemacht. In Lytton angekommen kaufen wir in einem Laden erst mal Brot.  Danach ist wieder einmal Tanken angesagt. Hier gibt es keine 99 $-Beschränkung pro Tankvorgang, also lassen wir den Tank mal so richtig vollaufen. 166 Liter bekommen wir hinein, obwohl der Tank noch fast ein Viertel voll war. Oder wie die Pessimisten sagen würden, dreiviertel leer.

Tanken in Kanada ist nicht viel billiger als bei uns

Tanken in Kanada ist nicht viel billiger als bei uns

Dann geht es daran, einen Campingplatz zu suchen. Denn im Internet war keiner zu finden, den man im Voraus hätte reservieren können. Nach kurzer Fahrt kommt ein Schild, das einen Campingplatz ankündigt. Wir fahren hin und erfahren dort, dass es RV-Sites mit Stromanschluss, aber ohne Wasseranschluss gibt. Wasser ist eh nicht so wichtig, Hauptsache wir haben Strom. Zu unserer Überraschung gibt es auch WLAN, das zwar was kostet aber eh nicht viel.

Wir erkunden erst mal den Campingplatz. Am Ende des Platzes blickt man in die Schlucht des Thompson River hinunter. An beiden Seiten des Flusses schlängelt sich die Canadian Pacific Railway entlang. Da fahren Züge, die schätzungsweise einen Kilometer lang sind. Die sind zwar langsam unterwegs, aber haben viel Ladung. Schlechte Latenz, aber super Bandbreite.

Die Ausstattung des Campingplatzes ist top. Es gibt Volleyballplätze, einen Fresbee-Golfplatz und einen Swimmingpool mit einem Wasser-Volleyball-Netz. Den benutzen wir dann auch mal. Das Wasser ist nicht gerade Thermalwasser, es hat nur etwa 21°. Aber für eine kurze Erfrischung geht es. Nur Grillplatz gibt es keinen. Deswegen essen wir heute nur Brot mit Wurst oder Thunfisch. Damit haben wir schon den 3. Tag hintereinander nicht gegrillt. Das ist kein gutes Zeichen.

Dann geht es daran, die Internetverbindung herzustellen. Es kostet für einen Tag nur etwas über 5 $. Das leisten wir uns. Mura zückt die Kreditkarte und meldet sich an. Kreditkarte wird nicht akzeptiert. Aber für solche Fälle hat er ja noch eine zweite. Die wird aber nicht akzeptiert. Wahrscheinlich haben die dunklen Mächte da ihre Finger im Spiel.

Mounty beim Thompson River in Lytton, BC

Mounty beim Thompson River in Lytton, BC

Als nächstes wird die Kreditkarte von ICBeter probiert. Sie wird nicht akzeptiert. Da kommen erste Sorgen auf, ob das heute noch was wird mit dem Internet. Als nächstes ist die Kreditkarte von Tonittt an der Reihe. Sie wird nicht akzeptiert. Wir befürchten schon das allerschlimmste, da versucht Tonittt noch die Firmen-Kreditkarte. Und siehe da – die funktioniert. Wir haben sie wieder ausgetrickst und der Abend ist gerettet!

Man kann zwar nur einen Computer ins Netz bringen, aber für solche Fälle sind wir gerüstet und haben einen WLAN-Router mit, der die Verbindung zu den anderen Rechnern herstellt. Nachdem es finster geworden ist – das ist hier so etwa um 2200 der Fall – schmeißen sich alle ins Internet und danach wird der Tag für beendet erklärt.

Momentane Koordinaten: 50.260417, -121.538723

Tag 5: Vancouver

Heute muss in der Früh keine Deadline eingehalten werden, da wir auf diesem Campingplatz zwei Nächte verbringen. Trotzdem ist schon um 0800 Tagwache, denn die Sonne scheint. Wir suchen die Duschen auf, bevor der große Ansturm der anderen Camper losgeht. Die Duschen sind wie im vorigen Campingplatz alle gratis und ohne Zeitbeschränkung. Da wir in keine Gebiete mit Wassermangel kommen, erwarten wir, dass das auch so bleiben wird.

Es gibt strahlenden Sonnenschein, über das Wetter dürfen wir uns bis jetzt nicht beklagen. Deshalb wird auch heute draußen gefrühstückt. Freddy II. toastet im Wohnmobil brav weißen und Vollkorn-Toast. Heute gibt es dazu Spam mit verschiedenen Beilagen. Wer jetzt glaubt, dass wir jeden Tag das Gleiche essen, hat sich gewaltig getäuscht. Denn es ist „25 % less Sodium Spam“.

Es ist also unglaublich, wie gesund wir heute essen. Neben dem sodiumarmen Spam, viel Gemüse wie Radieschen oder Paprika, Vollkorntoast und sodiumfreies Salz. Und der Orangensaft enthält Spuren von Vitamin C. Damit kann heute nichts mehr schief gehen und wir gehen los. Damit wir keine Zeit verlieren, haben wir uns bereits im Vorfeld informiert, wo wir mit welchem Bus in die Stadt fahren müssen.

Wir gehen also zielstrebig zur Shoppingmall, wo der Bus stehen bleibt. Es bleiben dort 9 Buslinien stehen und nur zwei davon, die 139 und die 154, gehen nicht nach Vancouver. Das sieht gut aus und schon kommt der erste Bus. Leider ist es der 154. Pech gehabt. Es dauert aber nicht lange bis zum nächsten Bus. Es ist der 139er. Da haben wir offenbar wieder eine Glückssträhne…

Jetzt sind aber beide falsche Linien schon gekommen und wir freuen uns auf die anderen 7 Linien. Es kommt auch eine, nur bleibt die 20 Meter weiter hinten stehen. Wir fragen mal und erfahren, dass dieser Bus nicht nach Vancouver hinein fährt. Naja, macht nichts… es kommt ja schon wieder einer. Es ist der 139er. Langsam dämmert uns, dass da die dunklen Mächte dieser Welt ihre Finger im Spiel haben müssen, um uns damit an der Weltherrschaft zu hindern…

Nach geschlagenen 20 Minuten kommt tatsächlich die Linie 150 und es steht „Vancouver“ auf dem Bus. Jetzt kann endgültig nichts mehr schief gehen! Wir steigen ein, verlangen 5 Tickets nach Downtown Vancouver und erfahren, dass wir 20 $ zahlen müssen. Mura zückt einen Zwanziger und will zahlen. Geht leider nicht, denn den Bus kann man hier nur mit Münzen bezahlen. Dem Papiergeld trauen die hier anscheinend nicht.

Wir haben zwar Münzen, aber ganz sicher keine 20 CAD. Also macht sich ICBeter mit dem Zwanziger auf, um Münzgeld zu besorgen. Nur zwei Gehminuten entfernt ist der McDonalds von gestern. Dort kennen sie uns ja jetzt schon, da geben sie uns sicher Münzen. Tun sie aber nicht, denn die Kassa ist vor kurzem entleert worden und es ist nur wenig Wechselgeld da.

Aber es gibt hier einige Banken in der Umgebung. Falls nicht zufällig eine Pleitebank erwischt wird, sollten die eigentlich Geld haben. Tatsächlich kann in der ersten Bank gleich der Zwanziger in Münzen getauscht werden. Es ist wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Bis zur Rückkehr zur Haltestelle sind bereits 5 Busse nach Vancouver abgefahren.

Jetzt kann es aber losgehen. Aber noch nicht mit dem nächsten Bus, denn das ist der 139er. Auch der nächste fährt nicht nach Vancouver. Und der übernächste auch nicht. Bald haben wir eine Stunde an der Haltestelle verbracht und glauben schon nicht mehr daran, hier heute noch weg zu kommen. Da kommt plötzlich wieder ein 150er. Vorsichtig und auf alles gefasst steigen wir ein und der erste wirft 4 $ in den Automaten. Es kommt eine Karte heraus und er kann einsteigen. Auch den anderen vier gelingt es. Da wird uns schlagartig bewusst, dass wir es geschafft haben!

Wir haben erfolgreich einen Autobus in Vancouver betreten. Ein Meilenstein auf dem Weg zur Weltherrschaft! Wir fahren bis in die Mitte der Innenstadt und steigen dort aus. Wir marschieren zum Canada Place. Dort kann man Karten für den Hop-on-hop-off-Bus kaufen. 40 $ kostet eine, aber wir leisten uns das, damit wir nicht zu Fuß zu allen Sehenswürdigkeiten laufen müssen. Wir bekommen die Karten und müssen jetzt nur noch auf den Bus warten.

Aber auf den richtigen, denn es gibt zwei Firmen, die solche Busse betreiben. Den Big Bus, den wir brauchen und den Vancouver Trolley. Nach ein paar Minuten kommt auch schon ein Bus. Er ist von Vancouver Trolley. Also warten wir weiter. Darin sind wir schließlich schon Profis. Der nächste Bus der kommt ist von Vancouver Trolley. Das haben wir erwartet.

Big Bus

Big Bus

Nach einer knappen Viertelstunde kommt aber schon der Big Bus. Wir steigen schnell ein, damit er uns nicht mehr davon fahren kann. Sicherheitshalber beschließen wir, erst einmal eine komplette Runde mitzufahren und nicht auszusteigen. Wer weiß, wann wieder einer kommt. Der Busfahrer heißt Larry und er ist 1978 nach Vancouver gezogen. Er fragt die Passagiere, wer gerade auf einer Kreuzfahrt ist und wer davon auf der Reise Gewicht verloren hat.

Er erzählt uns, was links und rechts alles zu sehen ist. Dazwischen immer ein paar Scherze. Jedenfalls hat er pro Minute 60 Sekunden lang den Mund offen und redet. Bei dem meisten Stationen steigen neue Leute ein. Die fragt er, wo sie herkommen und ob sie auf einer Kreuzfahrt sind und dort Gewicht verloren haben. Und erzählt ihnen, dass er Larry heißt und 1978 nach Vancouver gezogen ist.

Die Fahrt geht quer durch die Stadt, zum Badestrand, in den Stanley Park, nach Granville Island, Chinatown und Gastown. Von dort zurück zum Canada Place. Wir wollen eigentlich noch ein paar Stationen fahren, um wieder in der Stadtmitte auszusteigen, aber Larry, der 1978 nach Vancouver gezogen ist, macht 10 Minuten Pause bevor er weiter fährt. Also gehen wir zu Fuß. Wir marschieren eine Einkaufsstraße ab und eine parallele Wohnstraße wieder zurück.

Dann haben alle außer ICBeter genug von der Stadt und fahren zurück zum Campingplatz. Zuerst müssen sie Geld wechseln, denn als erfahrener Vancouver-Bus-Profi geht man nur mit einem Sack voller Münzen zur Haltestelle. Dort müssen sie auch nur 5 Minuten warten. Anscheinend wollen sie uns nur daran hindern, in die Stadt reinzukommen. Hinaus können sie uns scheinbar eh nicht schnell genug haben! Bei der Shoppingmall neben dem Campingplatz angekommen gehen sie erst mal shoppen. Es geht zum Supermarkt und zum Homedepot und schließlich zurück zum Wohnmobil.

Die Dampfuhr pfeift jede Stunde eine Melodie

Die Dampfuhr pfeift jede Stunde eine Melodie

ICBeter macht sich inzwischen zu Fuß auf nach Gastown. Dort steht eine dampfbetriebene Uhr, die jede Stunde mit ihren Dampfpfeifen eine Melodie spielt. Da es kurz von 1600 ist, geht sich das schön aus. Also die Uhr mit dem Pfeifen fertig ist, fährt der Big Bus, der daneben gestanden ist gerade ab. Also wieder mal warten.

Um die Wartezeit zu überbrücken, wird schnell ein Souvenir-Geschäft heimgesucht. Dort wird das neue Maskottchen der Kanada-USA-Tour 2013 besorgt. Es ist ein Eisbär, der ein Mountie ist. Ein Mountie ist ein Mitglieder der „Royal Canadian Mounted Police“, also der berittenen Polizei. Wer jetzt glaubt, dass wir unseren Mountie einfach Mountie nennen, nur weil wir damals unseren Kiwi Kiwi genannt haben, der unterschätzt uns.

Wir haben ihn nämlich Mounty genannt. Mounty wir während der Reise auf uns aufpassen ganauso wie unser Hund. Bei dem haben wir alle bis jetzt im Kommentar vorgeschlagenen Namen probiert, aber er hört auf keinen davon. Also brauchen wir noch mehr Vorschläge.

Die Totempfähle im Standleypark

Die Totempfähle im Stanleypark

Nach einiger Zeit kommt dann der nächste Big Bus und es geht wieder los. ICBeter steigt im Stanley Park aus. Sicherheitshalber fragt er den Fahrer, wann der letzte Bus von hier wieder abfährt. Um 1825. Da geht es sich noch locker aus, um zu den Totempfählen zu gehen, die hier im Park aufgestellt wurden. Weil die nicht weit weg sind, ist noch eine Viertelstunde Zeit bis zum letzten Bus. Diese vergeht dann aber ohne das der Bus kommt. Und auch die nächste Viertelstunde bringt keinen Bus daher.

Wieder einmal reingelegt worden von den dunklen Mächten… Aber es gibt noch einen Plan B. Mit dem GPS-fähigen Handy, auf das schlauerweise vorher die Karten geladen wurden zu Fuß nach Hause gehen. Das sind etwa 6 km, was mit einem Sechserschritt in 1 Stunde erledigt ist. Durch den Park und über die Brücke – schon ist der Campingplatz in Sicht.

Als die Taskforce wieder vereint ist, geht es daran Essen zu suchen. Weil es heute noch deutlich vor 2100 ist, hat die Mall noch offen. Tonittt bleibt aber daheim und hütet das Wohnmobil. So müssen wir diesmal nicht zum McDonalds gehen, sondern können uns etwas Abwechslung gönnen. Wir gehen daher zum A&W. Das ist so ein Fastfood-Burger-Restaurant. Da holt sich jeder einen Burger mit Pommes und Cola.

Dann holt sich Mura im Supermarkt noch Kakao. Er kauft Ovomaltine. Weil die Kanadier aber offenbar überall sparen, heißt das hier „Ovaltine“. Danach geht es zurück zum Campingplatz und nach dem Versuch, der schwachen WLAN-Verbindung das eine oder andere Bit zu entlocken wird der Tag für beendet erklärt.

Momentane Koordinaten: 49.324996,-123.128908

Mounty von der Royal Canadian Mounted Police

Mounty von der Royal Canadian Mounted Police